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Wie bekommt man zwei Themen in einen Beitrag, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben? Einfachste Lösung: Man macht zwei Beiträge draus. Oder man konstruiert einen Zusammenhang, den es vielleicht gar nicht gibt. Wobei es im konkreten Fall nicht am Zusammenhang scheitern sollte, fanden doch die Themen auslösenden Ereignisse völlig unkonstruiert am gleichen Ort statt. Außerdem wurden ein paar wesentliche Aspekte, um die es hier eigentlich immer mal wieder geht, auch noch schwungvoll miteinander kombiniert: Genüsse für Zunge und Magen, Ohr und Kopf.

Wäre es mit dem Beginn um 20:30 Uhr nicht etwas früh dafür, könnte man das "Stadttheater" von Silvio F. Witt, bekannt aus Presse, Neubrandenburg und Internet-TV, eine Late-Night-Show nennen, wies doch die aktuelle Ausgabe hinreichend viele Elemente bekannter Vorbilder aus. Aber natürlich wird nicht einfach so aus dem "richtigen" Fernsehen abgekupfert, etwas anders sollte man schon machen. Nach Warm Up und kurzer Anfangsconférence kam gleich der Gast auf die Bühne, Zeitdruck durch später nicht mehr fahrende Züge vorschiebend. Der kommentierte Monatsrückblick folgte dann nach dessen Aufbruch. Ebenfalls vorhanden: eine Band; beim "Stadttheater" ein Klavierspieler mit Helmut-Zerlett-Syndrom.

Manchmal ist man doch sehr erstaunt, was so lustiges innerhalb eines Monats in Neubrandenburg passiert. Sicher, vieles war nicht von Natur aus heiter, aber mit Silvio F. Witts Blickwinkel unter Ausnutzung der Übermittlung und Widerspiegelung durch die hiesige Presse kam der unfreiwillige Humor doch zutage. Von irgendwoher kam der Gedankenblitz eines auf die Bühne gebrachten Neubrandenblogs, wenngleich die Kommentare - man möchte sagen: erfreulicherweise - dünn gesät waren, gab es doch aber einige hiesiger Blogger und Blogkommentatoren im Publikum.

Übrigens kann man im "berlin" nicht nur Kultur sondern durchaus auch kulinarisches genießen. Wenn man die Speisekarte in der Hand für eher übersichtlich hält, vor allem, wenn man sich auf die Nahrungsaufnahme konzentriert, dann hat man die große Wandtafel übersehen, auf der die Tagesgerichte zur Auswahl stehen. Angefangen bei einer typisch (b/B)erliner Speise wie Currywurst - natürlich edel, aber dadurch leider ohne Pappteller - über Schnitzelgerichte bis zu Dorade und Maispoularde reicht das Menü, dass eine ausgewogene Mischung aus Qualität, Ambiente und Preis bietet. Die Anzahl der Gerichte auf der Wandtafel verspricht wechselnde kulinarische Genüsse, so dass sich auch ein wiederholter Besuch lohnen könnte.

Apropos: Das nächste "Stadttheater" mit Silvio F. Witt und Band findet am 12. Mai 2010 am gleichen Ort statt. Der 1. und 2. Teil sind u. a. auf Youtube zu sehen. Und wer nebenher versucht hat, nach dem Helmut-Zerlett-Syndrom zu googlen und es nicht gefunden hat, dem sei es erläutert: guter Musiker, aber als Sidekick nicht geeignet. Letzterer wäre aber durchaus eine überlegenswerte Idee. Er muss ja nicht unbedingt mit auf der (kleinen) Bühne sitzen.

Auf meiner Tournee durch Neubrandenburgs Einkaufscenter erblicke ich immer mal wieder schöne Aushänge, Werbungen, Hinweistafeln und ähnliches. Und, obwohl ich gerade nicht darauf aus war, Nahrung zu erheischen, fiel mir die Speisekarte eines kleines Bistros ins Auge:

Aus typografischer Sicht stellt sich hier bei der permanenten Großschreibung das Problem mit dem großen "ß", was es (noch) nicht gibt. Aber ich finde, es ist bei den beiden Soßen recht unauffällig und damit elegant gelöst. Beim Püree darf die kulinarische Frage gestellt werden, ob es sich um ein Selleriepüree, ein Pastinakenpüree, ein Erbspüree, ein Wrukenpüree oder doch "nur" um ein Kartoffelpüree handelt. Das soll uns aber nicht beschäftigen.

Die erstgenannte Soße lässt die kleinen grauen Zellen anspringen und Fragen aufkommen. Bei der u. g. Tomatensoße bilden (hoffentlich) Tomaten die wesentliche Grundlage. Deswegen der Name. Aber bei der Hausfrauensoße? Vermutlich ist es hier aber ähnlich wie beim Rapsöl-Olivenöl-Traubenkernöl-Babyöl-Paradoxon. Vielleicht wurden aber auch nur Kittelschürze, Kopftuch, Besen und Wischmob ausgekocht und als Basis genommen? Oder ist es eine schwungvolle Mischung aus Spülmittel, Glasreiniger, Allzweckreiniger und (zur Hebung des Wohlgeschmacks) Essigreiniger (mit 5% Balsamico-Essig)?

Wir werden es nie erfahren, da ich den Aufstieg in die 1. Etage nicht gewagt habe. Die Leere dort hätte mich vermutlich aufgesogen.

Bei den Hamburgerbratern etwas zu essen, gilt bei den wohlerzogenen Gourmets als neudeutsch "No Go". Nun bin ich nicht unbedingt ein Gourmet, aber es widerspricht vermutlich ein wenig meinem Image, wenn ich dort regelmäßig essen würde. 😉

Da mag es den beinahe entsetzten Leser beruhigen, dass ich von mir behaupten kann, mehr Finger und Zehen zu haben als Besuche in den Läden von McDonalds, Burger King, Kentucky Fried Chicken und Subway, auch und vor allem dann, wenn ich reine Kaffeegetränkeinnahmen abziehe.

Öfter allerdings, und das spricht dann doch nicht für mich, aß ich deren Produkte in gemütlicher heimischer Atmosphäre; aber das zählt in obige Aussage nicht mit hinein, da man für die McDrive-Nutzung nicht IN den Laden muss. 😉 Das hat aber auch einen großen Nachteil: Gefühlt in fast jeder Tüte fehlt irgendetwas. Da der menschliche Geist sich am besten dann etwas merkt, wenn es mit Emotionen verbunden ist (in diesem Fall Ärger), fallen fehlerlose Tüten meist schnell aus dem Merkkasten. Aber wozu gibt es das Gedächtnis des Internets. Deswegen habe ich beschlossen, mit dem Beginn des Jahres 2010 Protokoll zu führen.

  • 15.01.2010, 22:50 Uhr, NB Nord
    Es fehlen die beiden Soßen für den 9erpack Nuggets. Ohne schmecken die wirklich nicht ... Drei weitere Soßenbecherchen waren drin, aber die gehörten zu den anderen Bestellungen.
  • 14.02.2010, 16:00 Uhr, NB Nord
    Alles in Ordnung.
  • 07.03.2010, 17:40 Uhr, NB Nord
    Es fehlt die Soße für die Käseecken.
  • 13.03.2010, 20:34 Uhr, NB Nord
    Gegenüber der Bestellung fehlt einmal Käsegipfel samt Soße. Auf der Rechnung steht das fehlende aber auch nicht drauf. Also nur ein "kulinarischer Verlust".
    Manchmal gibt es auch was zusätzlich. In den Farmkartoffeln waren 9 normale Pommes 😉
  • 26.03.2010, 22:46 Uhr, NB Nord
    Die Farmkartoffeln waren diesmal ohne Fremdpommes, dafür aber auch ohne den Dip. Und das ganze zwei Mal.
  • 27.03.2010, 14:38 Uhr, NB Nord
    Alles vollständig. Aber das ist auch kein Wunder. Was ist an einer großen Cola schon zu vergessen?
  • 28.03.2010, 16:51 Uhr, NB Süd
    Alles komplett. Aber auch mit der fast gleichen Begründung wie am 27.03.: Was kann man bei einer großen Cola und einem Milchshake schon vergessen? Theoretisch die Trinkhalme. aber die waren mit dabei.
  • [Update] 06.05.2010, 19:44 Uhr, NB Nord
    Sonst fehlte ja immer mal eine Soße oder so, diesmal waren die Soßen drin, aber die Curly Fries fehlten, auf der Rechnung waren sie aber drauf.

Der Vermutung nach den Ursachen sind jetzt Tür und Tor geöffnet.

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Es war einmal ein Pizzaservice, der brachte - jedenfalls für einen Pizzaservice - gute Speisen ins Haus. Pizza lecker, Gyros lecker, Hotdog lecker, Salate lecker. Er zählte zwar nicht zu den Preisknallern, aber die Qualität rechtfertigte die rübergereichten Euros. Das ist ca. 15 Jahre her.

Irgendwann entdeckte ich, dass dieser Pizzaservice auch ein Bistro betrieb. Dadurch, dass jetzt die Pizza, das Gyros, die Salate frisch auf den Tisch kamen und nicht erst durch die halbe Stadt gefahren wurden, verbesserte sich die Qualität zusehens, so dass ich lieber dort aß, als mir die Sachen nach Hause kommen zu lassen. Das Ambiente war auch ansprechend, die Bedienung freundlich (auch wenn sie nebenher die Bestellung der Telefonkunden aufnahm).

Zeit bringt Veränderungen. Dagegen ist ja nichts zu sagen. Aber warum gehen diese zum großen Teil immer in die falsche Richtung? Die Qualität wurde nicht mehr gehalten, dafür stiegen die Preise. Es kam, wie es kommen musste: Nachdem ich sowieso schon lange nichts mehr bestellt hatte, wurden auch die Besuche im Bistro weniger.

Aber es gab weitere Veränderungen, mag es ein oder 2 Jahre her sein. Der Pizzaservice zog um, aus dem Bistro wurde eine "coole Location". Longdrinks, Wein, andere Alkoholika, Kaffeegetränke, Cocktails werden in trendiger Atmosphäre freundlich serviert. Beim Essen outet sich das "Restaurant" allerdings wieder als der Pizzaservice, der er ist, wobei man durchaus ins Grübeln darüber kommen kann, ob man sich nicht besser etwas von einem anderen Essenfahrdienst bringen lässt. Mangels regionaler Alternative erledigt sich der Gedanke aber schnell.

Das Essen von der "Winterkarte" war das einzige am Tisch, was augenscheinlich über den örtlichen Standard heraus ragte und somit einen angenehmen Kontrast zu den anderen Speisen bildete. Ob das angebotene Wiener Schnitzel wirklich ein solches war (dann muss es aus Kalbfleisch sein, ansonsten darf es nicht so heißen), darf bezweifelt werden. Auf der Gyrospizza fand sich neben ein paar nichtmaldrehspießsimulierenden Fleischplättchen Hackfleisch, das ebenfalls eher gedünstet als auf welche Art und Weise auch immer geröstet bzw. gegrillt daherkam. Oliven, Peperoni und die fehlende Anspielung aufs Zaziki vervollständigten das unstimmige Bild.

Loben wir also zusammenfassend beim "Restaurant am Güterbahnhof" das Ambiente, die Bedienung, das kostenlose W-Lan, die Getränke, die Stimmung, die Musik, die Möglichkeiten für größere Veranstaltungen, das Engagement der Macher, etwas für die Stadt und die Region auf die Beine zu stellen bzw. zu unterstützen (Stichwort: Jazzfrühling) und vieles andere mehr. Aber beim nächsten Besuch werde ich mir ein anständiges Schinkenbrot einstecken.

Manchmal hasse ich Rabattaktionen. Eigentlich immer. Vor allem dann, wenn sie in Läden stattfinden, die ich auch frequentiere. Sie haben zwar meist den Vorteil, dass man ein paar Prozente, manchmal auch Euros spart, aber ob man das, was man da günstiger gekauft hat, wirklich braucht, ist noch nicht geklärt.

Essen muss man aber, meist wird empfohlen, dies regelmäßig zu tun. Der Handel bietet an zahlreichen Essenausgabestellen nahrhaftes und zubereitetes an. Zur Mittags-, gelegentlich auch zur Abendstunde suche ich entsprechende Einrichtungen gern mal auf. Nur die Rabattaktionen verhageln mir immer wieder den Genuss. Weil: Dann ist es auch zu den Nebenzeiten voll in diesen Läden; ich mag keine vollen Räume.

Ein Fischbrater hat gerade so eine Rabattaktion. Sonst kam man bis ca. halb 12 und ab 14 Uhr locker dort hinein und hatte eine mir genehme Platzwahlmöglichkeit. Knüppelvoll ist es jetzt schon und noch zu Unzeiten. Und bis 16 Uhr wollte ich nicht mit dem Mittag warten.

Ein Bulettenbräter hat auch gerade eine Rabattaktion. Die macht den Laden nicht merkbar voller, aber vielleicht liegt das auch an den Angeboten selber. Bei den aktuellen Coupons kann man theoretisch bis zu 73 Euro sparen. Der genaue Blick unter Berücksichtigung der eigenen Verzehrsgewohnheiten zeigt aber, dass mich von den 24 Angeboten gerade zwei(!) eventuell ansprechen. Das liegt im wesentlichen an meiner beinahe 99%-igen Nutzung des Drive In, der nachfolgenden Verzehrung in den eigenen vier Wänden und dem daraus folgenden Temperaturproblems bei den Pommes, vom logistischen Balanceakt mit dem offenen Getränk ganz zu schweigen. Da man mit verschüttetem und entsorgtem Essen nicht wirklich was spart (außer Kalorien), geht dieser Gewinn an mir vorüber.

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Neulich schrieb ein hiesiger Miniblogger "Ich bin endgültig mit meiner Rede fertig geworden. Thema: Fernsehen trägt nicht mehr zur Bildung, sondern zur Verblödung des Zuschauers bei." (nbjojo) Ich würde das gern ein wenig relativieren: Es kommt immer auch auf die Uhrzeit und den Sender an.

Sonntag abends gegen 23:15 Uhr (aktuelle Folgen) und Montag bis Freitag gegen 9 Uhr (alte Folgen) gibt es auf DMAX die kulinarische Serie "Anthony Bourdain - Eine Frage des Geschmacks". Tony reist durch die Welt und ist, was ihm vor die Futterluke kommt. Schweinefleisch, Innereien, Suppen und Würste gehören zu seinen Lieblingsspeisen, aber alles andere wird auch zumindest probiert.

Natürlich schaut er auch manchmal in die Spitzengastronomie - in New York hat Bourdain, selber auch Koch, ein Restaurant - rein, aber die Lieblingsorte sind für ihn die Straßencafés, Garküchen und Imbissstände, wo lokale Spezialitäten zubereitet werden. Frische Zutaten, viele Gewürze, Kräuter, Soßen, Brühen, Fonds, Gemüse, Fleisch (auch ungewöhnliche Teile), Fisch, ... und es schmeckt.

Convenience: Keine Chance. Da stellt sich mir manchmal die Frage, wo er ähnliches in Neubrandenburg oder Umgebung finden könnte ...

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Irgendwann, als ich mich entschloss, die Kategorie "Essen (öffentlich)" einzurichten, nahm ich mir vor, über jeden Besuch einer Gaststätte, eines Restaurants, eines Bistros o. ä. auch einen Artikel zu schreiben. Nichts ist doch schöner, seinen Essfrust abzuarbeiten oder jemanden über allen Klee zu loben. Aber manchmal stellt sich diese Aufgabe als nicht einfach zu erledigen heraus.

Freunde luden mich zu einem kleinen Winterausflug auf Deutschlands sonnenreichste Insel ein: Usedom. In Trassenheide angekommen, enterten wir erstmal das erstbeste Restaurant, dass einen vernünftigen Eindruck machte. Es wurde das Restaurant im Strandhotel "Sanddorn", dass uns am frühen Nachmittag mit einem gut abhangenen Duft von Bratfisch empfing. Daneben fanden sich aber noch fleischliche wie vegetarische Gerichte auf der Karte. Highlights fehlten. Das Wort, was mir bei den Gerichten, der Einrichtung, den Preisen und allem durch den Kopf ging, ist: vernünftig.

Fangen wir mit dem Ende an: Der Cappuccino kam schnell und schmeckte. Der gebratene Rotbarsch und der gleichartig zubereitete Zander waren lecker, die Beilagen knackig (Krautsalat), das Fritieröl für die Kroketten relativ frisch, was ein gewisses Aroma vermissen ließ. Die Bratkartoffeln kann man empfehlen, ertranken sie doch nicht im Fett. Der Tunfischsalat sah auch lecker aus, allerdings habe ich ein sehr indifferentes Verhältnis zu diesem Tier, wenn es nicht frisch zubereitet wird.

Das junge Küchen- und Serviceteam brachte handwerklich gut gemachte Speise auf dem Tisch. Die große Cola als Begleitung sprach darüber, dass ich nicht der erste war, die von ihr trank, allerdings hat der Vorgänger das Restaurant schon vor einiger Zeit wieder verlassen. Kräutertee und Hefeweizen entsprachen den Erwartungen.

Manchmal frage ich mich, wie die Kommunikation zwischen Kellner und Koch funktioniert. Gehen in die Küche noch andere Infos als die Bestellung? So schien es in unserer Runde eine Verbindung zwischen dem Körperbau und der Menge der Sättigungsbeilagen zu geben. Allerdings gibt es dort keine. So ging ein Teil meiner Beilage wieder zurück in die Küche, der schlankste Gast ging hungrig vom Tisch weg. Oder lag es daran, dass man Kroketten besser abzählen kann als Bratkartoffeln? Aus dem gleichen Grund sind ja auch Rühreier preiswerter als Spiegeleier.

Wenn alles vernünftiger Durchschnitt ist, ist es schwer, sich irgendwo dran aufzuhängen und darüber zu schreiben. Dafür fand ich dann wohl doch eine Menge Worte, auch wenn es überall nur über Kleinigkeiten geht.

Manchmal stößt man auf ein Zitat, findet es nicht schlecht, versucht, es sich zu merken und, wenn man es dann braucht, weil man einen schönen Anlass gefunden hat, ist es weg. So hat es mich einige Zeit gekostet, es wieder zu finden, aber ich habe es:

In der Politik ist es manchmal wie in der Grammatik: Ein Fehler, den alle begehen, wird schließlich als Regel anerkannt.
André Malraux (1901-1976, französischer Schriftsteller, Abenteurer und Politiker)

Weil dieser Beitrag nicht in der Politik-Rubrik erschien, sondern bei öffentlichem Essen, handelt es sich beim Auslöser natürlich um Speisen und die Grammatik. Gerade die grammatikalischen, aber und vor allem auch die orthografischen Feinheiten, die auf Menükarten hiesiger "Essen"-Bringdienste dargeboten werden, haben ja schon einiges hier im Blog ausgelöst.

In der Musik gibt es jedes Mal zum Jahresende ein Problem: Woher nehmen wir all die Weihnachtsmusik, wie können wir den Leuten mit Weihnachtsmusik Geld aus der Tasche ziehen, wenn wir aber keine neuen Weihnachtstitel aufgenommen haben. Diese Branche hat es einfach gelöst: Man nehmen eine schöne, besinnliche Schnulze und mische da noch ein bißchen Glöckchengebimmel rein. Zahlreiche Beispiele belegen diese Aussage. Bei den aus dem Briefkasten geangelten Speiseangeboten Neubrandenburger "Essen"-Bringdienste ist es ähnlich. Man nehme das normale Standardlayout und verschlimmbessere es mit etwas Tannengrün, Kugeln und Glocken; auch Kerzen machen sich immer sehr schön.

So etwas zog ich unlängst aus dem Postkasten, freute mich noch, dass da keine Pizza "Rotkohl, Ente, Apfel, Kartoffelbrei" drauf zu finden war, aber, was ich sonst noch so fand, bleibt grenzwertig, wenn auch nicht ganz so schlimm wie beim momentanen Spitzenreiter, der aber wohl auch schon nicht mehr existiert.

Der oben genannte Fehler, der sich fast durch die gesamte Karte zieht, ist der Verzicht von Kommas bei Aufzählungen. Aber auch nicht so ganz: Bei den Pizzazutaten, den Nudelgerichten, Croques ("Inklusive eine Sauce Ihrer Wahl" - da fehlt entweder ein "r" oder ein Komma), Salaten und den Aufläufen fehlt das Komma, bei den Fleischgerichten ist es zwar da, es fehlt aber z. T. das Leerzeichen dahinter. Erstaunliche Regel: Stehen die Pizzazutaten hinter dem Namen in Klammern, gibt es doch Kommas, dafür fehlen dann aber die Leerzeichen zwischen Name und der "Klammer auf".

Ich gebe zu, das sind alles Kleinigkeiten, aber die Masse macht es. Bei der Pizza Meeresfrüchte sind übrigens Schrimps (Originalschreibweise), eine Muschel und ein Tintenfisch drauf. Außerdem wusste ich gar nicht, dass es Pfirsich- und Ananaskäse gibt. Seit dem Analogkäseskandal wissen wir, dass für die Käseherstellung nicht nur Milch vergoren werden muss, aber Ananas und Pfirsiche?

Warum achten eigentlich die Betreiber solcher "Essen"-Bringdienste nicht darauf, Speisen anzubieten, die einen Transport auch überstehen? Die Pizza ist ja leidlich transportfähig und kann länger warmgehalten werden, Aufläufe sind fast schon prädestiniert dafür. Pastagerichte werden schon kritischer, da muss das Nachgaren der Teigware in der heißen Soße gut kalkuliert werden, damit sie al dente beim Kunden ankommt. Aber warum werden immer noch Pommes frites angeboten? Oder Bratkartoffeln? Oder Widgets (Kartoffelspalten oder -ecken)? Alles das kommt definitiv nie so knusprig beim Esser an wie es sein sollte. Oder der Salat, der im gleichen Transportgefäß enthalten ist wie die warme dampfende Hauptspeise. Knackigkeit ist das letzte, was man hier erwarten kann.

An anderer Stelle hatte ich schon mal den Schutz von Standardbegriffen in der Küche gefordert. Sowas wie einen Markenschutz, der auch für Sauce Hollandaise, Bordeaux, Champagner, Münchner Weißwurst, Dresdner Christstollen, Nürnberger Lebkuchen, Lübecker Marzipan usw. gilt. Gyros sollte zum Beispiel immer vom Drehspieß kommen, "Pfannengyros" ist ja der Widerspruch in sich (außer, man dreht die Pfanne um die durch den Griff gebildete Achse über einem Mülleimer. Die Beispiele ließen sich, gerade auch in der Assietten aufwärmenden Gastronomie, beliebig fortsetzen.

Das "Wiener Schnitzel" ist so eine geschütztes Produktbezeichnung. Zusammengesetzte Schweinefleischfasern (Formfleisch?), durch eine Panade zusammengehalten, mit frittierten und mit Pommesgewürzsalz überstreuten Kartoffelscheiben (genannt "Bratkartoffeln") und einer kernreichen Zitronenscheibe serviert, bezeichnet man normalerweise nicht so, so dass der getestete "Essen"-Bringdienst aufpassen sollte, dass er da nicht irgendwann mal Ärger bekommt. Selbst die erlaubte Bezeichnung "Schnitzel Wiener Art" wäre eine Beleidigung für das Original, dass aus Kalbfleisch hergestellt werden muss und eine knusprige, blasig abgehobene Panade haben sollte und keine abriebfeste und leicht anfrittierte Paniermehlummantelung.

Aber immerhin wurde die gemischte Salatbeilage separat transportiert und war entsprechend knackig. Wenigstens ein Pluspunkt, würde es ja auch einen gewissen Aufwand erfordern, Eisbergsalat nicht so zu servieren. Das Grünzeug war augenscheinlich aber auch das einzige, was bei den getesteten Speisen nicht frittiert war.

Schade übrigens:  Mein Lieblingsgericht ist seit einigen Jahren nicht mehr auf der Speisekarte, deswegen habe ich dort lange nichts mehr bestellt. Es war die 217. Ich werde auch erst wieder bestellen, wenn das Gericht, dass seinerzeit unter 217 angeboten wurde, wieder auftaucht.

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Nur mal so für mich, und ggf. für diejenigen, die mitkommen wollen.

Restaurants/Gaststätten, wo ich bei Gelegenheit mal hin muss:

  • Burg, Burg Stargard
  • Wirtshaus "Zur Eiche", Jabel
  • "Kleines Meer", Waren
  • Forsthaus Strelitz, Neustrelitz

Weitere Vorschläge und Mitkommwünsche (jeder zahlt aber seine Rechnung selber) bitte an mich.

(wird ergänzt und fortgesetzt)

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... dann ist das peinlich für ihn und der Gast amüsiert sich; oder er regt sich auf, je nach unbefriedigtem Temperament oder Gelassenheit im Wesen. Gewöhnlich ist aber eingedeckt, wenn man ein gehobenes Restaurant betrifft. In bistroesker Atmosphäre wird, je nach Bestellung kulinarischer Herausforderungen, das Esswerkzeug auch nachgereicht. Das ist vor allem auch dann praktisch, wenn die unterschiedlichen Speisen auch unterschiedliche Besteckung verlangen.

Insofern irritierte es mich nicht, dass sich auf dem Tisch beim Eintreffen nichts weiter befand als ein kleiner Tischschmuck. Da ich weder Küche noch Speisekarte kannte, überraschte mich an diesem Abend alles. Die Wirtsmagd (der Begriff ist im konkreten Zusammenhang berechtigt, Ausrufe "Weib, bring Essen!" waren nicht zu hören, würden aber in die Lokalität passen) brachte schnell die Karte. Diese besticht durch ihre Übersichtlichkeit und ist nichts für Speiselegasteniker, sondern erfreut Wortspieler. Wer sich unter (Beispiel nicht von der Karte) "Gehobeltem und gegrilltem Lammhackbraten an bunten Krautsalaten mit Sauce Aioli und geröstetem Brot" einen Döner vorstellen kann, kommt auch mit einer "Schüssel Taler vom Erdapfel, Mus vom Erdapfel paniert, in Pelle gekochte Erdäpfel und hausgemachte Erdapfelballen, vom sauren und roten Kraute und über dem Feuer gebratenes Federvieh oder vom Borstenvieh Rippe, Kassler und Haxe" zurecht.

Damit sind die wesentlichen Speisen schon aufgezählt und sie sind lecker. Als kleiner "Gruß aus der Küche" gab es Schmalz und Brot mit einem Messer. Warum erwähne ich die Selbstverständlichkeit eines Messers? Die Frage ist einfach zu beantworten: Dieses Messer ist das einzige Besteck, was man den Abend über bekommt. Grillhaxe (wirklich knusprig!), Huhn und Ente (ebenso knusprig), Rotkraut, Sauerkraut, Omelett (fluffig und schmackhaft) wird alles mit den Händen gegessen und schmecken. Leider wird die Idee des Mittelalterlichen, die über dem Ganzen schwebt, nicht durchgehalten. Damit meine ich nicht die gereichten neuzeitlichen Getränke, sondern die Hähnchennuggets aus dem Tiefkühler (einfach nur weglassen!) oder den gemischten grünen Salat. Hier sollte man das Dressing nicht im Kännchen, sondern in einer kleinen Schüssel servieren.

Wer sein Abendbrot im "Brauhaus zu Wallenstein" einnehmen möchte, sollte gut frühstücken, aber das Mittag ausfallen lassen. Auch empfiehlt sich ein Verdauungsspaziergang zum nahe gelegenen Tollensesee, den man für das Essen aber gern in Kauf nimmt. Auch die Preise sind human, ich habe schon teurer schlechter gegessen. Allen Bierliebhabern sei auch das hauseigene selbstgebraute Bier ans Herz (bzw. an die Leber) gelegt.