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Die Nahrungsmittelindustrie lässt sich ja immer wieder neue Aromen für ihre Produkte einfallen. Der interessierte Esser wundert sich immer wieder, was man alles aus ein paar Holzwolleresten mit den passenden Schimmelpilzen zaubern kann. Übrigens: Da sowohl Holz als auch Schimmel in freier Natur vorkommen, sind die daraus entstandenen Geschmackssimulatoren in der Zutatenliste als natürliche Aromen verzeichnet.

Manche Aromastoffe haben schon eine recht lange Tradition. Vanillin zum Beispiel gibt es schon über 125 Jahre. Auf den Verpackungen erkennt man es natürlich bei den kleingedruckten Zutaten, aber auch vorn. Sahnepudding gibts als Vanilla oder mit Vanille-Geschmack (wobei der Wortteil Geschmack meist kleiner oder unauffälliger gedruckt ist), Eis, Joghurt u. ä. verhalten sich analog. Aber auch, wenn auffällig "mit echter Bourbon-Vanille" drauf steht, lohnt der Blick auf die Rückseite. Gemahlene Vanilleschote (manchmal wurde das Originalaroma vorher sogar extrahiert) geben den Eindruck von teuren Zutaten, den Geschmack liefern preiswertere Simulantien.

Aber es gibt auch Geschmacksrichtungen, sicherlich auch künstlichen Ursprungs, die überraschen. Und umso überraschender, wenn das dann auch noch gleich vorn gut sichtbar auf der Verpackung steht. Luftig leicht soll wohl der Geschmack der Speise sein: Nur: Wie schmeckt "Schutzatmosphäre"?

Man geht ja nicht ungestraft einkaufen - ein Gedanke, den ich hier schon öfters hatte. Nur der Auslöser ist diesmal ein anderer gewesen. Anlässlich eines Anlasses hatte ich mir ausgedacht: 'Machste mal einen Obstsalat.' Sowas hatte ich zwar noch nie gemacht, aber so schwer kann es ja nicht sein. Und für den Notfall wollte ich sicherheitshalber noch ein Packung Vanillesoße, -jogurt, -quark, -pudding oder so ähnlich mitnehmen. Da drunter kann man ja einige süße Unfälle verstecken.

So schritt ich am Kühlregal eines Supermarktes (kein Discounter) entlang und griff zu Packungen mit cremiggelbem Inhalt. Da ich des Lesens mächtig bin, las ich die Zutatenliste auf der Suche nach echter Vanille ... und stellte jeden Becher, jedes Glas und jede Packung wieder ins Regal zurück. Verkauft Madagaskar seine Vanilleschoten nur noch an die Gastronomie und an Hobbyköche oder haben die ihre Anbaugebiete mittlerweile alle mit Kartoffeln bepflanzt, um sie u.a. ins Agrarland Mecklenburg-Vorpommern zu verkaufen?

Nun drängt die Zeit ein wenig, so dass ich selber keine Vanillesoße kochen kann; das habe ich nämlich auch noch nie gemacht und müsste erstmal nach einem Rezept recherchieren und ggf. nochmal Zutaten einkaufen gehen. Ich hoffe, mein Obstsalat kommt trotzdem an.

P.S.: Im gleichen Supermarkt schaute ich auch noch in die Messerabteilung. Leider war die Auswahl hier weniger vielfältig als bei den Puddings. Eigentlich gab es auch nur die Messer des von Axel Schulz beworbenen Herstellers. Diese sind aber nicht mal den geringen Preis wert, zu dem sie verkauft werden. Lasst also die Finger davon!