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Völlig durchgedrehte Früchte

Ehrlich gesagt kenne ich mich im Lebensmittelkennzeichnungsrecht nicht wirklich aus. Ich weiß nur, dass die Zutaten, die sich letztendlich auch im Becher oder in anderweitiger Verpackung befinden, draufstehen müssen. Die Reihenfolge steht auch fest: Von hohem Anteil zum niedrigen. Namensgebende Zutaten müssen sogar mit den entsprechenden Prozentzahlen versehen sein. Nicht in der Zutatenliste sind Stoffe, die zwar bei der Herstellung verwendet werden, aber im Endprodukt nicht mehr wirklich enthalten sind, oder sein sollten.

Vom 24. bis 31. Oktober 2010 findet die bundesweite Bibliotheksaktion "Deutschland liest" statt, auch die Neubrandenburger Bibliothek ist mit dabei. Nur ist es meist nur mit dem Lesen nicht getan. Man muss auch verstehen, was einem da über die Buchstaben auf dem Papier mitgeteilt wird. Und das ist manchmal gar nicht so einfach. Ein Beispiel:

Im Fernsehen werden in einem verkaufsfördernden Informationsspot frische Früchte zu einem Brei püriert und auf einen etwas über halbvollen Joghurtbecher gefüllt. Deckel drauf und das Produkt ist fertig. Leider gibt es dieses in der beschriebenen Form nirgends zu kaufen. Irgendwelche Schwindler haben den Joghurt aus dem Fernsehen nachgebaut, machen aber oben drauf kein Fruchtmus, wie er im Fernsehen gezeigt wird. Das, was laut Packung oben auf dem Joghurt drauf ist, besteht im wesentlichen aus Wasser, Zucker, Fruchtsaft (!), Himbeeren, Gelantine, Karotten, Aroniabeeren, Aroma und Stickstoff. Die Frucht im Endprodukt - dazu zählen der Fruchtsaft (aus Konzentrat) und die Himbeeren - ergeben laut Packungsaufdruck 13%. Der Vollständigkeit sei noch erwähnt, dass im Endprodukt über 17% Zucker drin ist.

Ein kleines Rätsel noch zum Schluss: Welche Geschmacksrichtung hat mein Frucht-auf-Joghurt? "Mit sonnengereiften ausgewählten Früchten", die nur nicht den Weg in die Verpackung gefunden haben, steht blau auf weiß auf dem Etikett. Ich hoffe, die Produktpiraten, die dieses im Fernsehen so schön dargestellte Produkt so billig nachbauen, werden bald gefasst, so dass endlich das Originalprodukt den Weg in deutsche Kühlschränke und Mägen findet. Wenn ich es dann mal kaufen kann, hat sich zumindest einer der Gründe erledigt, die Herstellerfirma von der Liste zu nehmen. Aber nur einer von vielen.

Achja, noch die Auflösung: Himbeer-Passionsfrucht. Zumindest steht es drauf. Und die Früchte sind auch abgebildet.

9 Gedanken zu „Völlig durchgedrehte Früchte

  1. Katharina vom Tanneneck

    Habe gerade letztens eine Sendung verfolgt, da ging es um Hefeextrakt. Dies ist in sehr vielen Lebensmitteln enthalten und wird kaum noch aufgeführt. Wir werden tagtäglich betrogen und wissen nicht mehr was wir noch kaufen können. Deine Liste finde ich sehr gut und ich überlege, auch so eine Liste anzulegen. Nicht für mich, ich weiß genau was ich nicht mehr kaufe! Joghurt oder Quark gibt es bei mir nur noch ohne Fruchtzusatz. Da verwende ich dann lieber Früchte aus meinem Garten oder aus der Tiefkühltruhe, die ich selbst eingefroren habe.

    1. DirkNB

      Erschreckend ist auch - ich habe das schon mal in einem älteren Artikel hier beschrieben - die Verwendung von Hefeextrakt in Bioprodukten. Das führt die Bio-Idee (über die man sicher auch ewig diskutieren könnte, irgendwie auch ad absurdum. Wie ich immer sage: Möglichst unverarbeitete Produkte kaufen und dann selbst zubereiten. Das nimmt auch nicht viel mehr Geld und Zeit in Anspruch, wenn man es mit Köpfchen macht. Aber daran scheitert es dann: Wer denkt heute noch freiwillig?

      Es ist übrigens erstaunlich, wie gut ein einfacher Quark oder Joghurt ohne alles schmeckt. Und wenn's denn doch etwas fruchtiger sein soll: eine Handvoll Früchte - frisch oder tiefgekühlt - dazu.

      Ich empfehle mal ein kleines Experiment: einen Fruchtjoghurt sowie einen Naturjoghurt und die entsprechenden Früchte kaufen, dann genau abgewogen die Früchte nach und nach in den Joghurt rühren, bis die gleiche Geschmacksintensität erreicht ist, ggf. süßen. Danach den Fruchtgehalt des Fruchtjoghurts lt. Packungsaufdruck bestimmen und vergleichen. Dabei dann feststellen, wieviel gute Früchte durch Aroma ersetzt wurden.

  2. Katharina vom Tanneneck

    Dieses Experiment werde ich nicht machen! Noch nie habe ich einen Fruchtjoghurt gekauft, ich nehme immer Naturjoghurt und manchmal vermische ich ihn mit Früchten.
    Bio Produkte, denen traue ich schon lange nicht mehr. Frische Produkte, am besten aus dem eigenen Garten, und dann alles selbst zubereitet. Da weiß man genau was drin ist!
    Gesundheit ist das höchste Gut, das wir haben und das sollte man erhalten, solange wie möglich. Eine gesunde Ernährung hilft dabei. Zumal selbst zubereitete Speisen wesentlich besser schmecken als Fertiggerichte.

    1. DirkNB

      Naja, das mit dem Experiment war ja nur rhetorisch gemeint. 😉
      Wer einen eigenen Garten in möglichst unverfälschter Umgebung hat und die Chancen hat, sich sozusagen fast selbst zu versorgen, ist natürlich auf der guten Seite des Genießens. Leider funktioniert das nicht für alles und jeden. Wenn ich jetzt mal ganz provokativ sein würde, würde mir auch was dafür einfallen, am positiven Image des Selbsterzeugten zu kratzen. Stichwort: die sich an keine Grenze(n) haltenden Luftschadstoffe. Ganz allgemein gesprochen ist auch manchmal die (Kunst-)Düngeraktivität von einigen Kleingärtnern grenzwertig. Aber auch die entsprechenden Maßnahmen der konventionellen Landwirtschaft bleiben ja auch nicht auf die Felder begrenzt, sondern breiten sich über Luft und (Grund-)Wasser über den Rain hinaus aus.
      Außerdem hat sich doch, wie ich vor längerer Zeit mal las, die Verwendung von Konservierungsstoffen in der Nahrung auf den Erhalt des menschlichen Körpers ausgewirkt. Ich weiß jetzt nicht, ob das auf den lebendigen Menschen zutrifft, aber auf Friedhöfen gibt es immer öfter das Problem, dass die Vergrabenen nicht mehr so schnell verrotten wie früher.

  3. Katharina vom Tanneneck

    Du hast schon recht, manche düngen vielleicht mehr als ein Bauer, nur um die größten Früchte zu haben. Ich selbst verzichte ganz und gar auf Dünger. Der Geschmack bestätigt mir meine Entscheidung. Natürlich kann ich die Luft nicht beeinflußen aber ich glaube, hier bei uns ist das noch reine Luft! Im Gegensatz zu den Großstädten, wo man den Benzingestank in der Luft riecht.
    Etwas makaber finde ich Deine Bemerkung über die Konservierungsstoffe in menschlichen Körpern. Sollte das zu Lebzeiten wirklich konservieren, dann wäre es ja ein Gewinn und dann würde ich verstehen warum die Krankenkassenbeiträge so enorm in die Höhe geschossen sind. Die Friedhöfe haben allerdings die Liegezeiten um fünf Jahre verkürzt! Sollte das nur mal wieder den Gewinn erhöhen? Die Preise wurden auf jeden Fall nicht angepasst, im Gegenteil, sie wurden erhöht! Eine Einäscherung löst auf jeden Fall das Problem.

    1. DirkNB

      Das Problem lösen tut nur ein Fass Salzsäure. Wer Chlor nicht verträgt, nimmt Schwefelsäure oder Salpetersäure.
      Irgendwie sind wohl gerade bei mir die Makaber-Tage ausgebrochen. 😉 Ob das an der Jahreszeit liegt? Eine Art der Verarbeitung oder eine neue Form der Herbstdepression? 😉

  4. Katharina vom Tanneneck

    Das kann schon sein 🙂 ich habe auf jeden Fall gerade herzhaft gelacht! Salzsäure löst das Problem ganz sicher. Aber eigentlich wollten wir ja über gesunde Ernährung ohne Konservierungsstoffe schreiben.
    Macht nix, irgendwann werden wir alle den gleichen Weg gehen, der eine früher, der andere später. Aber bitte ohne Salzsäure!

    1. DirkNB

      Na, Salzsäure (HCl) ist doch was völlig natürliches, kommt sie doch als wesentlicher Bestandteil in unserer Magensäure vor und hilft uns damit, all die guten Sachen aus der Nahrung zu verdauen und aufzunehmen. 😉

  5. Pingback: Püree aus der Tüte • Der Herdnerd

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