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Das Drittel oder das Drittel weniger?

Der informierte Verbraucher ist bekanntlich das Feindbild der Lebensmittelindustrie, die nichts unversucht lässt, ihn zu desinformieren, zu irritieren und zu verblöden. Letzteres wird meist mit Werbung probiert, ersteres mit gekauften Studien. Aber auch die Verpackungen sind immer wieder für eine Irritation gut.

Das heutige Beispiel ist Käse, genauer: ein Camembert. Ihn gibt es in zweierlei Fettstufen zu kaufen:

Der einkaufsgestresste und fettbewusste Kunde freut sich über die Auswahl, weiß natürlich, dass der 45%ige cremiger und aromatischer schmeckt, greift aber zum 13%er, hat er aber, laut Aufdruck, nur etwas mehr als ein Drittel des Fettgehaltes. Dafür nimmt man gern Geschmackseinbußen hin. (Warum eigentlich?)

Geschmacksvergleichstest erbrachte, dass der fettarme weniger schlecht schmeckt als befürchtet. Hat da wieder die Chemie mitgewirkt? Erfreulich, diese Frage mit Nein beantworten zu können. Die Zutatenlisten sind identisch leer, also beides nur Camemberts. Das genaue Betrachten brachte aber noch etwas anderes zu Tage. Beim Vergleich der Fettgehalte haben wir Äpfel mit Birnen verglichen. Das das auch schief gehen kann, zeigt spätestens die Nashi, die ja auch aussieht, wie ein Apfel, aber eine fernöstliche Birne ist. Der genauere Blick auf die Birne und natürlich auch auf den Käse, um zum Thema zurückzukommen, zeigt es.

Während auf dem fettigeren Kollegen die Standardangabe Fett in Trockenmasse angegeben wurde, steht auf dem "leichteren" der absolute Fettgehalt (also bezogen auf den ganzen Käse).

Deswegen gilt hier beim Käsekauf wie auch beim Einkauf jedes anderen Lebensmittels als besonders wichtig, die Zutatenliste bzw. eine vergleichbare Angabe genau zu studieren. Selbst bei Produkten, die man glaubt zu kennen, lohnt der Blick, ändern doch die Hersteller manchmal die Zusammensetzung.

Der Käseliebhaber darf also auf der Rückseite des 13%ers erstaunt lesen: Plötzlich ist mehr als doppelt so viel Fett im Käse, also man noch beim Betrachten der Vorderseite vermutete. Beim Gehaltvollen stand dann das erwartete auf der Rückseite, es sei aber auch noch der Vollständigkeit halber erwähnt:

Und so wurde aus dem auf ein Drittel gesenkten Fettgehalt ein nur um ein Drittel gesenkter Wert. Kein Wunder, dass der fettarme Käse weniger nach Plastik schmeckte bzw. sich im Mund so anfühlte als befürchtet.

Also: Augen auf beim Käsekauf!