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Der aid-Infodienst (gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz ) veröffentlichte unlängst einen interessanten Artikel zum Thema vegetarisches Grillen, den man als Vegetarier mit Fleischersatzgelüsten sehr genau lesen sollte. Mit zum Teil erstaunlicher Offenheit werden in wenigen Worten die großen Nachteile von Tofu, Soja und Co. beschrieben und diese danach als Vorteile verkauft.

Augenscheinlich ist nicht jeder, der sich fleischlos ernähren möchte (aus welchen Gründen auch immer) ein Vegetarier. Wozu gäbe es sonst die vielfältigen "Fleischersatzprodukte"? Wenn ich dann in einer eigentlich für diese Stoffe werbende Veröffentlichung lesen muss, dass "'Sojafleisch' oder 'texturiertes Soja' einen industriell hergestellten Fleischersatz" darstellen, "der als Nebenprodukt bei der Sojaölproduktion anfällt", dann vergeht mir der Appetit, da ich die Produkte der LebensmittelINDUSTRIE im wesentlichen ablehne. Mit natürlicher Ernährung hat das nichts mehr zu tun.

Aber es gibt ja auch noch "Tofu", laut Artikel "in Blöcke gepresster Sojabohnenquark". Das klingt nicht ganz so verwerflich. Welchen (industriellen) Aufwand es braucht, um aus einer Sojabohne den Quark zu gewinnen, verschweigt man geflissentlich. Welche kulinarischen Eigenschaften hat Tofu eigentlich? "Sein überwiegend neutraler Geschmack macht den Tofu zum kulinarischen Tausendsassa und inspiriert Gourmets zu allerlei kreativen Würzideen." Da stellt sich natürlich die Frage, warum wir unser Essen eigentlich mit allerlei mehr oder weniger exotischen Gewürzen verfeinern (müssen). Weil es ohne meist nur noch einen sehr geringen Eigengeschmack hat.

Wer die Chance hat, an ein natürlich aufgewachsenes Fleisch zum Grillen, Braten oder Schmoren zu kommen, der sollte es einfach mal kaufen. Den größten Genuss stellt das dann nur mit ein wenig Salz und Pfeffer gewürzt und passend gegart da, unnötig, es mit Kräutern der Provence, Currymischungen oder Knoblauchdipps zu verschlimmbessern. Natürlich kann man das alles tun, aber man muss es nicht, denn wie sagte Jochen Malmsheimer öfters so schön: "Das schmeckte noch selber!", einer Eigenschaft, die Tofu & Co. abgeht.

Je nach Strenge in der Gläubigkeit und den eigenen geschmacklichen Vorlieben gibt es so viele vegetarische Möglichkeiten, sich gekonnt kulinarisch zu befriedigen, egal, ob auf dem Grill, in der Pfanne oder wo auch immer zubereitet, aber diese Fleischplacebos dienen nur ihren Herstellern, sind sie doch mit einem sehr großen positiven Image versehen. Nur durch das Austauschen von Fleisch gegen so was wird man noch nicht zum Vegetarier, für die Aussage, man ernähre sich dann gesünder, fehlt auch noch jeder Nachweis.

[podcast]https://ms.dpkom.de/rundumgenuss/wp-content/uploads/sites/5/2010/06/2661.mp3[/podcast]

Tofu schmeckt auch nicht besser, wenn man ihn vor dem Braten mit Speck umwickelt. Das ist das Ergebnis meines heutigen Küchenexperiments. Wobei ich den Ansatz für ausbaufähig halte, nur in der Ausführung scheiterte es.

Was habe ich getan? (Vegetarische Tofufreunde lesen bitte jetzt nicht mehr weiter!) Irgendetwas zum Aromatisieren mit Speck umwickeln, das kennen wir von Pflaumen, Feigen, Bohnen, Fisch oder Filet. Aber weit einziehen tut das nicht. Also muss noch ein anderes Aroma in den Tofu. Mit Anbraten und Ablöschen mit Sojasoße hatte ich schon gute Erfahrungen gemacht, aber Sojasoße und Speck gemeinsam, das könnte etwas salzig werden. Also habe ich meinen kleinen Kräutergarten auf dem Balkon geplündert, Zitronenthymian, Frühlingszwiebel, Schnittlauch und Petersilie klein gehackt und etwas mit Olivenöl beträufelt. Aus dem Tofublock habe ich Würfel mit ca. 2 cm Kantenlänge geschnitten. Die Würfel habe ich halbiert, die Schnittfläche mit der Kräuter-Ol-Mischung bestrichen, die Würfel wieder zusammengesetzt, außen mit Paprikapulver bestreut und dann mit Speckscheiben (Bacon oder Bauch) umwickelt. Anschließend habe ich die Würfel mit etwas Öl in der Pfanne gebraten, bis der Speck schön knusprig ist.

Die Auswertung. Die Konsistenz des Tofu ist etwas gewöhnungsbedürftig. Vermutlich waren die Würfel auch zu groß. Die Frage ist also, wie man den Sojaquark fester bekommt und mehr Geschmack hinein. Letzteres ist durch Marinieren in Würzöl/-soße vermutlich das kleinere Problem.

Einen Tofu-Quader habe ich noch; mal sehen, was mir dafür einfällt.