Es war einmal ein Pizzaservice, der brachte - jedenfalls für einen Pizzaservice - gute Speisen ins Haus. Pizza lecker, Gyros lecker, Hotdog lecker, Salate lecker. Er zählte zwar nicht zu den Preisknallern, aber die Qualität rechtfertigte die rübergereichten Euros. Das ist ca. 15 Jahre her.
Irgendwann entdeckte ich, dass dieser Pizzaservice auch ein Bistro betrieb. Dadurch, dass jetzt die Pizza, das Gyros, die Salate frisch auf den Tisch kamen und nicht erst durch die halbe Stadt gefahren wurden, verbesserte sich die Qualität zusehens, so dass ich lieber dort aß, als mir die Sachen nach Hause kommen zu lassen. Das Ambiente war auch ansprechend, die Bedienung freundlich (auch wenn sie nebenher die Bestellung der Telefonkunden aufnahm).
Zeit bringt Veränderungen. Dagegen ist ja nichts zu sagen. Aber warum gehen diese zum großen Teil immer in die falsche Richtung? Die Qualität wurde nicht mehr gehalten, dafür stiegen die Preise. Es kam, wie es kommen musste: Nachdem ich sowieso schon lange nichts mehr bestellt hatte, wurden auch die Besuche im Bistro weniger.
Aber es gab weitere Veränderungen, mag es ein oder 2 Jahre her sein. Der Pizzaservice zog um, aus dem Bistro wurde eine "coole Location". Longdrinks, Wein, andere Alkoholika, Kaffeegetränke, Cocktails werden in trendiger Atmosphäre freundlich serviert. Beim Essen outet sich das "Restaurant" allerdings wieder als der Pizzaservice, der er ist, wobei man durchaus ins Grübeln darüber kommen kann, ob man sich nicht besser etwas von einem anderen Essenfahrdienst bringen lässt. Mangels regionaler Alternative erledigt sich der Gedanke aber schnell.
Das Essen von der "Winterkarte" war das einzige am Tisch, was augenscheinlich über den örtlichen Standard heraus ragte und somit einen angenehmen Kontrast zu den anderen Speisen bildete. Ob das angebotene Wiener Schnitzel wirklich ein solches war (dann muss es aus Kalbfleisch sein, ansonsten darf es nicht so heißen), darf bezweifelt werden. Auf der Gyrospizza fand sich neben ein paar nichtmaldrehspießsimulierenden Fleischplättchen Hackfleisch, das ebenfalls eher gedünstet als auf welche Art und Weise auch immer geröstet bzw. gegrillt daherkam. Oliven, Peperoni und die fehlende Anspielung aufs Zaziki vervollständigten das unstimmige Bild.
Loben wir also zusammenfassend beim "Restaurant am Güterbahnhof" das Ambiente, die Bedienung, das kostenlose W-Lan, die Getränke, die Stimmung, die Musik, die Möglichkeiten für größere Veranstaltungen, das Engagement der Macher, etwas für die Stadt und die Region auf die Beine zu stellen bzw. zu unterstützen (Stichwort: Jazzfrühling) und vieles andere mehr. Aber beim nächsten Besuch werde ich mir ein anständiges Schinkenbrot einstecken.