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Kennt ihr die Situation: Ihr habt eine richtig gute Idee, aber dann geht alles schief? So was passiert mir unlängst, und dabei fing alles so harmlos ein. 2 Wochen vor dem Termin kam die Info aus der Freundescloud, am Samstag fahren wir nach Rostock zum Weihnachtsmarkt. Auch wenn sich die Begeisterung in Grenzen hielt, was weder an Rostock noch am dortigen Weihnachtsmarkt lag, freute ich mich auch die Aktion mit den Freunden ... die dann eine Woche vor dem Termin abgesagt wurde.

Am Tag des ursprünglich geplanten Ereignisses steht dann der zweiköpfige Rest, der keine Gründe für die Absage hatte, da und überlegt, was nun? Wie wäre es denn mal mit schick essen fahren? Gute Idee! Der Spontaneinfall stelle sich als Saison-Gaststätte heraus, die nur von April bis September geöffnet hat. Aber das stellte sich schon vor der Abfahrt heraus. Die Alternative lockte mit "ab 11 Uhr geöffnet" im Internet. Dann nichts wie hin. Nach einer guten Stunde Fahrt über mecklenburgische und vorpommersche Landstraßen stellte sich die Einrichtung als geschlossen heraus. Langsam begannen die leeren Mägen an zu knurren, genau wie ihre Besitzer.

Vielversprechend war da eine kurze Weiterfahrt zu einem beliebten Ausflugsziel am Ryck. Das erste Ziel, das angesteuert wurde, erwies sich als zu edel, den hungrigen Essern ging es eher ums satt werden als ums ausgiebige genießen. Nach einem erfrischenden Spaziergang wartete dann aber doch eine offene Gaststätte auf sie, in der ein Schild hing: Ab 15 Uhr geschlossene Gesellschaft. Es war 14:34 Uhr. Und dann gab es den dreifachen Erkenntnisgewinn: a) entgegen dem Hinweg geht der Rückweg jetzt gegen den kalten Seewind, b) wir hätten auch bis zu dem Restaurant fahren können c) hier gibt es ja noch mehr Restaurants.

Atzung gab es dann in der Nähe eines schon von Caspar David Friedrich gemalten und den Ryck überspannenden Bauwerkes, wo das Preis-Leistungs-Service-Verhältnis ausgewogen dargeboten wurde. Sicher gäbe es auch den einen oder anderen Kritikpunkt, aber der Nachteil von öffentlichen Gaststätten ist ja meistens, dass sie sich die Gäste nicht aussuchen können. Im Gegensatz zum Geschirr, dort stellte sich der Vorteil von Suppentassen heraus, obwohl es sie gar nicht gab. Aber Suppe in einem flachen Teller zu servieren setzt gutes Feingefühl in seiner Temperierung voraus. Zu wenig Wärme lässt die darauf verteilte Speise vorzeitig erkalten, zu viel würde eine Hautbildung auf dem cremigen Löffelessen auslösen. Die frevelnden Gäste unterhielten sich aber beim Essen weiter, anstatt alle Sinne der Suppe - durchaus lecker, aber auch nicht zu viel Aufmerksamkeit erheischend - zu widmen, was sie mit der Zeit dann doch kalt (werden) ließ.

Überbackenes Rumpsteak mit Bratkartoffeln und Rehbraten mit Schupfnudeln. Die Hauptgerichte kamen ansprechend und geschmackvoll auf den Teller, bei dem Preisniveau eine schwungvolle Mischung von selbst gemachtem und Convenience. Die frische Note beschränkte sich auf jeweils eine halbierte Physalis und eine halbierte Weintraube, etwas knackiges (Tomate, Gurke, Krautsalato.ä.) hätte zumindest zum Rumpsteak gut gepasst. Da glänzte das Reh mit einem dreifachen Petersilienblatt.

Novum auf der Karte: Von beinahe jedem Gericht gab es eine große und eine kleine Variante, jeweils auch gleich ausgepriesen, wobei selbst die normalen Portionen nicht die Übergröße hatten, die mit 130%-iger Sicherheit den Gast zumindest satt bekommen wollen, nicht daran denkend, vielleicht auch noch etwas von der Dessertkarte verkaufen zu wollen. Aber das ist ein Gedanke, den ich in einem der nächsten Beiträge mal etwas ausführlicher beleuchten möchte.