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Vorschusslorbeeren sind so eine Sache und ein mindestens zweischneidiges Schwert. Da hört man allerlei gutes von einer gastlichen Stätte, und geht dann natürlich mit hohen Erwartungen auch mal hin. Andererseits geht man meist nicht in ein Restaurant, von dem man nur schlechtes gehört hat. Letzteres wird meist gemieden, während bei ersterem dann die Fallhöhe umso höher ist, wenn's schief geht. Erfüllt aber der gastronomische Betrieb die in ihn gesetzten positiven Erwartungen, ist es dafür umso schöner.

Geleitet von einigen guten Empfehlungen führte uns der Weg zu einer gastlichen Stätte, die es in der Form noch nicht so lange in Neubrandenburg gibt. Das Wetter lud zum Verweilen auf der Terrasse ein, die einen wunderschönen Blick über grüne Teile der Stadt bot. Da wir dort auch nicht die einzigen waren, bemerkte uns der Service schnell und wir nahmen ersten Kontakt auf. Die Bestellung aufzugeben erwies sich als etwas umständlich, da es am Tisch nur eine Menükarte gab. Selbst ein Hinweis auf diesen Umstand führte nicht dazu, dass weitere gebracht wurden. So waren die Merkleistungen der Gäste herausgefordert, die ausgewählten Gerichte ohne Karte im Kopf zu behalten.

Wobei die Speisekarte erfreulich kurz war. Meine These ist ja: "Je kürzer die Speisekarte, desto besser das Essen.", wobei ich inständig hoffe, dass das dabei erwartbare mehr an selbstständiger Küchenarbeit auch zu einer besseren Qualität auf dem Teller führt. 6 Vorspeisen, 8 Hauptgerichte, ein Dessert plus ein paar Eiskreationen waren zu haben. Und nichts las sich wie das übliche verdächtige Zeug, was einem leider viel zu oft begegnet. Man durfte also gespannt sein.

Die Bestellung wurde aufgegeben und wir harrten gespannt auf das, was uns in Kürze erbauen würde. Handwerklich zubereitet - was länger währt, wird gut. Nach 40(!) Minuten kam immerhin ein kleiner Gruß aus der Küche, eine weiße, leicht würzige Creme, ein paar Weißbrotscheiben und EIN Messer. Preisfrage: Es sitzen 3 Leute am Tisch, wieviele Brotscheiben legt man dem Cremetöpfchen bei? Je nach Größe 3, 6 oder 9 - wäre so meine Logik. Es lagen fünf dabei. Fünf Scheiben, die auch nicht verhehlten, dass sie schon eine Weile auf ihren Einsatz gewartet hatten. Diese hatten ihre Knusprigkeit, die durch eine gepflegte Röstung oder Toastung durchaus angenehmer hinzubekommen gewesen wäre, von ganz allein erreicht.

Die Vorspeisen waren übrigens lecker. Wenn auch einer nicht ganz das bekommen hatte, was er eigentlich wollte, aber er hatte sich auch nicht ganz klar ausgedrückt. Geschenkt. Da ist dem Restaurant kein Vorwurf draus zu machen. Das leicht gehobene Preisniveau der Einrichtung schien sich aber auch unter anderem durch die Größe der Portionen zu erklären. Ein Quäntchen Kulinarik mehr, und es hätte eines Hauptgerichtes nicht mehr wirklich gebraucht. Die kurze Dessertliste hätte stutzig machen müssen. Die Esser bemerkten aber sehr wohlwollend, dass sich die Küchenleistung und das echte Selbermachen und nicht nur Aufwärmen positiv bemerkbar mache. Die Ideen eines Neubrandenburger Anti Pasti-Tellers, einer Fischboulette auf warmem Kartoffelsalat oder einer Pilzpfanne mit Kartoffelkuchen sprechen für den Anspruch und die Philosophie, nach denen hier gekocht wird.

"Frische Bandnudeln" heißt übrigens nicht "Selbst gemachte Bandnudeln", dessen muss man sich bewusst sein, wenn man Speisekarten liest. Vielleicht wären es ja weniger gewesen, wenn sie selbst gemacht worden wären, aber sie gingen ob ihrer Menge auf dem Teller zum Teil wieder zurück in die Küche. Die Portionsgrößen in den Restaurants .... aber lassen wir das. Ansonsten war das Gericht schon in Ordnung, wenn auch nur sehr feinsinnig gewürzt. Das zog sich allerdings durch alle drei Hauptgerichte durch: Dezents in der Würzung. Die Spanferkelbäckchen auf dem Linsensalat mit knackigem Gemüse (rohe Möhren eben) überzeugten durch ihren zarten Biss (also die Bäckchen), während Linsen und vor allem die Möhren doch durch ihren Vitaminreichtum auffielen. Die stellenweise aromagebende Minze wäre verzichtbar gewesen, hätte der ganze Salat nach mehr geschmeckt.

Muss ein Hauptgericht, vor allem, wenn es zum Abendbrot verzehrt wird, eigentlich warm sein? Kommt drauf an. Der Tomatensalat war natürlich kühl, die Auberginenwürfelchen darin auch. Aber ein Brotauflauf oder ein mariniertes Maishähnchen? Spätestens bei letzterem - zumal mit Haut serviert - darf man eine gewisse innere Wärme und Ansätze von Knusprigkeit der Haut erwarten. Wenn natürlich schwabbelige Haut und ungares Fleisch zum Konzept gehört haben sollen, haben wir es wohl fehlinterpretiert.

Das Dessert fiel aus. Der Espresso kam, das war schon von weitem zu sehen, formvollendet (also mit dem kleinen Wasser) an den Tisch. Schade nur, dass die Tasse, genau wie auch die Cappuccino-Tasse, bei genauerer Betrachtung verrieten, dass dies an dem Tag wohl nicht ihr erster Einsatz war. Immerhin, der beigelegte Löffel war sauber; schmeckte er doch beim Cappuccino-Schaum-Ablecken irgendwie ein bisschen nach Seife.

Zum Schluss noch was positives: Die Biere waren frisch gezapft, die Cola wohlschmeckend und bei der Fruchtsaftschorle war bei der Bestellung nicht von irgendwelcher Kohlensäure im Wasser die Rede. Die Vorschusslorbeeren verwelken irgendwo in einer Ecke. Bleibt zu hoffen, dass der Koch vielleicht Urlaub hatte (schließlich ist Urlaubszeit) oder irgend etwas anderes zu diesem Ergebnis führte. Vielleicht wechselt die Rethra Seeperle auch regelmäßig die Karte (die Quellen der Lorbeeren sprachen auch von anderen Gerichten) und man sollte die nächste nochmal probieren. Die Grundidee, die hinter dem gastronomischen Konzept steckt, die Philosophie finde ich nämlich gut. Nur die Ausführung ...

Aktualisierung: Eben war ich mal auf der Facebook-Seite der Gaststätte. Da war, wie der Zufall so spielt, meine Vorspeise abgebildet. So sah die aber bei mir nicht aus, die Gurken fehlten völlig ...

4

Essen, vor allem, wenn man es richtig machen will, ist ein Vorgang, der den ganzen Menschen fordert. Nicht nur die Sinne werden herausgefordert, auch das Hirn bekommt einiges zu tun. Und dabei ist nicht nur gemeint, dass man sich mit anderen Tischgästen angenehm unterhalten kann. Dass der Geschmackssinn beteiligt ist, liegt auf der Hand. Aber das meiste, was wir schmecken, schmecken wir nicht, sondern riechen es eigentlich. Also ist auch der Geruchssinn dabei; das Auge isst ja sowieso mit. Da auch die Konsistenz eine nicht unwichtige Rolle spielt, haben wir den Tastsinn auch beschäftigt, vor allem bei den knackigen oder krossen Beilagen hat das Ohr dann auch noch was zu hören.

Und dann kommt irgendwann das Gehirn ins Spiel und das stellt die komischsten Fragen.
"Gibt es in Mexiko italienische Restaurants?"
Warum eigentlich nicht?
"Gibt es auch deutsche Restaurants dort?"
Gute Frage.
Ich war mal in Schwerin in einem Restaurant, da gab es Pizza, Chop Suey, Pasta, argentinische Steaks und sonst noch allerlei. Sowas scheint es auch in Neubrandenburg zu geben, wobei das hiesige ansprechender eingerichtet ist; und auch der Service ist hier, wenn man mal die eine Stichprobe verallgemeinert, ist gut drauf (auch wenn ich schon was anderes gehört hatte).

Rätsel: Chinesisches Restaurant, italienisches Restaurant, französisches Restaurant, gutbürgerliches Restaurant oder irgendwas anderes? Chili con Carne, Mozzarella Caprese, Camembert gebacken, Weinbergschnecken, Mozzarella-Sticks, Nachos Con Picadillo, Steak, Spare Rips, Fajitas Scampi, Holzfällersteak, Spaghetti Bolognese, Pizza Hawaii, Lasange Al Forno, Cordon Bleu, gegrilltes Kängurufilet, Calamari fritti. Na???

Die Gerichte auf der Karte sind durchnummeriert. Irritierend sind zwei Punkte. Die Nummern, die vor den Speisen der Angebotskarte stehen, gibt es auch in der Standardkarte. Und: Die höchste vergebene Nummer für Essen ist die 213. Sicher: Nicht jede Nummer ist vergeben. Und die Beilagen zu den Steaks haben auch eigene Nummern. Knapp 100 Gerichte stehen auf der Karte. Plus die Variationsmöglichkeiten bei den Steaks. Da fällt mir nur ein altes Weistum ein: "Die Qualität von Gaststätten-Essen ist umgekehrt proportional zur Länge der Speisekarte."

Aber das ist ja das schöne an der modernen Küche: Man braucht keine Köche mehr. Nur noch kundige Bediener der Küchengeräte. Wesentliche Teile des servierten Essens bestand aus aufgebratenen, auffrittierten Convenience-Produkten, selbst die "Grillstreifen" auf den Schweinemedaillons sahen so aus, als ob sie auch schon vor dem Braten auf dem Fleisch waren. Pommes aus der Tiefkühltüte, Kartoffelspalten aus der Tiefkühltüte, Fleisch war auch tiefgekühlt. Positiv zu bemerken: Das Salatbouquet war frisch. Und lecker. Und auf jedem Teller das gleiche.

Bei knapp 100 Gerichten auf der Karte ist die Chance, wirklich etwas frisch, also von ursprünglichen Zutaten ausgehend, zubereitetes zu finden, sehr gering. Teile der Karte habe ich auch schon bei schlechten Pizzaservices gesehen, für die Gerichte scheint es Systemanbieter zu geben. Wobei, was Essen betrifft, die Kombination "schlechter Pizzaservice" eine Tautologie ist. Selbst Pizzas, die ursprünglichste der Bring-Speisen, überstehen meist den Transport nicht sinnvoll, sollten sie denn wenigstens beim Absender noch gut zusammengestellt sein.

Das La Paz im Neubrandenburger Windbergsweg ist kein Pizzaservice, obwohl die Karte stellenweise so anmutet. Mexikanische Kochkunst darf man nicht erwarten, wobei die Fertigprodukte handwerklich gut zubereitet wurden. Nicht mehr und nicht weniger. Aber das scheint ja das allgemeine Niveau der Gastronomie in der Region zu sein. Es gilt, die Ausnahmen zu finden, wenn man wirklich gut essen will. Verwechselbar Essen zubereiten kann jeder. Industrielle Vorbereitung sei dank.

Der Cappuccino war übrigens gut. Einen Espresso gab es nicht. Martin war nicht dabei.

2

Eigentlich wollten wir uns ja mehr auf die Stadt und das nähere Umfeld Neubrandenburgs konzentrieren, wenn wir über kulinarische Erlebnisse berichten, aber äußere Umstände trieben uns doch wieder über Land und durch unsere schöne mecklenburgische und vorpommersche Landschaft. Es ging nordwärts mit einem leichten Schwenker in östlicher Richtung.

Es gibt schon schöne Hotels und Restaurants in der Gegend, und wenn dann auch noch was frisches draus gemacht wird, dazu ein touristisches Konzept, eine besondere Küche, dann werden auch aus alten Gutshäusern schöne kulinarische Einrichtungen, in die man gern einkehrt, vielleicht auch nicht nur einmal. Sicher gibt es auf diesem Gebiet schon eine Reihe etablierter Häuser, aber man findet immer wieder auch was neues. Unsere aktuelle Entdeckung war aber wohl noch zu neu. Was zu dieser Äußerung führte, steht ursächlich nicht genau fest. Vielleicht war es der ungewohnte  Zeitpunkt oder die Vorsaison oder der Wochentag, aber wer täglich von Mittag bis Abend durchgehend mit warmer Küche offen hat, muss auch mit Gästen rechnen.

Der Service war mecklenburgisch angenehm (Ja, ich weiß, dass wir in Vorpommern waren.), soll heißen: aufmerksam, aber zurückhaltend unaufdringlich. Es gab sogar zwei Speisekarten, die beide (Standardkarte und Tageskarte) das eine oder andere lukullische versprachen. Vorspeisen, Salate, Fleisch- und Fischgerichte und sogar eine Dessertauswahl waren vorhanden, dazu allerlei zum Trinken. Das Preisniveau war etwas erhöht, aber wenn die Qualität stimmt, sei es eben so.

Schon mal einen guten Schuss Johannisbeersaft mit Tonic aufgegossen? Das ist richtig lecker. Jetzt gilt es nur noch, das richtige Mischungsverhältnis raus zu bekommen ... Aber auch sonst wurden die kleinen Sonderwünsche vom Service schnell erfüllt, und so kam auch eine gut gekühlte Saftschorle auf den Tisch, die so nicht auf der Karte stand. Und um es vorweg zu nehmen: Leer gewordene Gläser wurden vorbildlich bemerkt und auf Wunsch durch volle ersetzt.

Soljanka stand nicht auf der Karte, so konnte aus den anderen Vorspeisen ungezwungen gewählt werden. Die der Tageskarte entnommene Spargelcremesuppe mit Bärlauchschaum hatte vielleicht etwas viel vom aromatischen Schaum, war aber durchaus essbar, auch wenn hier noch versucht wurde, dass die Quantität in Qualität umschlägt. Die andere Vorspeise - ein aromatisches weißes Mousse mit konfierten Kirschtomaten (interessante Aromatik), Ruccola und Parmesan - ließ eher etwas von dem erwarteten Niveau erahnen. Allein: Die beim Namen "Tomatenmousse" zu erwartende Geschmacksrichtung stellte sich nicht ein. Man könnte hier das Klischee der wohl verwendeten holländischen Tomate bemühen, die sind aber mittlerweile auch entschieden besser als ihr Ruf.

Allzuhäufig habe ich Tunfisch als Steak gebraten noch nicht auf Speisekarten entdeckt, und weil mich das drumrum auch interessierte, gab es dijonsenfgratinierten Fisch an Spargel/Hollandaise und Polenta. Gegenüber landet nach langem Sprung das Ragout vom australischen Beuteltier (Sorry, Marc-Uwe) mit "Neuen Kartoffeln" und ebenfalls mit Spargel/Hollandaise auf dem Teller. Ein paar essbare Blüten vervollständigten das Tellerbild, dass dann noch von einem kleinen Salatbouquet umkreist wurde. Das Dressing war nicht schlecht.

Wie mögt ihr weißen Spargel? Da gibt es ja mindestens zwei Philosophien, wenn man mal nur die gekochte Version als Basis nimmt. Die klassische geht wohl davon aus, dass Spargel weich gekocht werden müsse, die "modernere" nimmt sich hier andere Gemüse zum Vorbild, die vitaminschonend auch gern mal al dente angeboten werden. Es ist vermutlich Geschmackssache, was man hier bevorzugt, der knackige Spargel kam aber doch etwas überraschend, so dass mir die Herkunft der Hollandaise aus der RGW-Verbundleitung erst gar nicht auffiel.

Der Tunfisch war gut zubereitet, leider merkte man vom Dijonsenf aus der Kruste recht wenig. Aber das glich sich beim Känguru-Ragout wieder etwas aus. Das Fleisch war im guten Zustand, nur war hier die Soße etwas überwürzt. Überrascht hat dann auch die Polenta. Wir sind ja nur kulinarische Laien, aber wenn man es nicht besser gewusst hätte, hätte man die Polenta doch glatt für "Neue Kartoffeln" halten können. Aber mittels der Molekularküche ist sicher einiges möglich.

Natürlich habe ich nichts dagegen, wenn bei einem aus mehreren Einzelteilen zusammengesetzten Gericht ein Teil durch einen anderen ausgetauscht wird. Aber einerseits sollte sowas bei einer Tageskarte eigentlich nicht nötig sein, die kann man auf vorhandene Zutaten abstimmen, und andererseits hätte eine Information durch den Service bei der Bestellung oder kurz danach spätere Irritationen durchaus verhindern können. Aber ein Gericht dem Gast zu präsentieren, wie es nicht auf der Karte steht, das geht nicht.

Basilikum-Minz-Sorbet, Ananasragout und eine Crème brûlée krönten das Menü. Sie sollten es jedenfalls. Aber auch hier schlug die Quantität nicht in Qualität um. Zum einen waren alle drei zusammen ein Dessert, zum anderen ging das Sorbet unter der gehackten Minze unter; dafür kam man durch die dicke Karamellschicht nicht so einfach an die Unmengen Vanillecreme unten drunter. Und (Vorsicht! Wortspielalarm!) die Ananas war halb verzehrt. Nun hat da keiner aus der Küche zugeschlagen. Aber wenn man vom englischen Begriff Pineapple das pine als Verb, also "to pine - sich verzehren" nimmt, war schon was verzehrt, präsentierte sich in dem Gläschen eher ein Apfelkompott als die versprochene Ananas.

Dass der Espresso-Test in die Hose ging, sei hier nur noch am Rande erwähnt. Als Getränk waren er und der Cappuccino automatenbedingt standardisiert gut, kamen aber zwar in Tassen, aber sonst nackig auf den Tisch. So endete dieser kulinarische Ausflug ins "Hotel & Restaurant Am Peenetal" in Liepen an der B 110 zwischen Jarmen und Anklam doch mit einer Enttäuschung. Aber irgendwie blieb auch der Eindruck, dass hier noch etwas im Aufbau ist, so dass sicher in einiger Zeit ein weiterer Besuch angeraten ist. Die Ansätze und das Ambiente sind vielversprechend, da kann noch was draus werden.

P.S.: Bitte nicht auf die Webseite gehen. Oder nur, wenn die Lautsprecher vorher ausgeschaltet sind!

Manchmal kommt man irgendwohin und denkt, die Zeit ist stehen geblieben. Dann ist man da und möchte, dass die Zeit wirklich stehen bleibt. Meist sind es nur Kleinigkeiten, die sowas auslösen, aber die sind ja auch gelegentlich das wichtigste. Da sitzt man in einer Gaststätte, schaut aus dem Fenster und dann das:

Blick aus dem Fenster

Blick aus dem Fenster

Ok, für das Wetter (es lagen auch noch einige Schauer in der Luft) kann die Gaststätte nicht, aber es gibt eben Tage, da passt einfach alles. Und es war ein herrlicher Tag. Schöne Bilder sind entstanden. Das Wetter war sehr schön, schlechtes spielte sich zwar im Blickwinkel, aber doch weit genug entfernt ab.

Und weil alles Gute nie beisammen ist, wurde zum Abend nach einer Gaststätte gesucht, die das Glücksniveau wieder auf ein erträgliches Maß senken sollte. Immerhin ist das dort durchaus auch eine touristische Region, wenn auch noch nicht sehr stark erschlossen, was für die Gegend spricht. Aber bei einigen Ecken drängt sich eine kleine passende Erschließung geradezu auf. Immerhin waren vorhandene Bänke und Toiletten sauber und gepflegt, Papierkörbe, Hundeabfallbeseitigungshilfen waren vorhanden und gerüstet.

Die aufgesuchte Gaststätte machte von außen einen einfachen, aber aufgeräumten Eindruck, eine Dorf- oder Ausflugsgaststätte stellt man sich so vor, wo es dann Wiener mit Kartoffelsalat und warme Limo gibt. Immerhin gab es auch noch ein Schild "Imbiss" am Gebäude, der wohl auch mit bewirtschaftet würde, wenn denn Saison ist. Nach dem Eintreten bestätigte sich der bisherige Eindruck: Einfach, aber gepflegt, mit dem Charme der 1990er Jahre und einer langen Fensterfront, die den Blick auf den See genießen ließ. Ein Billard- und Spielautomatenraum ergänzte die dorfgaststättliche Atmosphäre.

Kollege Volksmund meint gelegentlich: "Der erste Eindruck trügt." "Teils, teils", kann man da drauf antworten. Die Speisekarte überraschte dann doch. Neben mehreren Seiten allerlei Getränke gab es genau eine Seite Essen: 2 Suppen, ein Steak, drei Schnitzel, eine Roulade, ein Wild- und ein Fischgericht. Sollte hier wirklich mal umgesetzt sein, was man sich als Gast nur wünschen konnte: Wenige, dafür handwerklich und frisch zubereitete Gerichte, dafür öfter mal wechselnde Speisekarten? Es schien so, stand doch oben drüber "Osterkarte".

Die Suppen waren schnell aufgeteilt, die Hauptgerichte ausgewählt. Das Spiel konnte beginnen. Die Getränke kamen nach einer kurzen, aber sympathischen Beratung zügig. Saisonal herausgefordert, stand natürliche eine Spargelcremesuppe auf dem Programm. Die war sicher selbst gekocht, konnte aber einen gewissen Convenience-Anteil auch nicht ganz verbergen. Das war aber auf einem akzeptablem Level, immerhin braut man sich ja bei einem Ragout Fin die Worchestersoße auch nicht selber. Die Soljanka kam gehaltvoll und bunt gemischt daher, die einzige kleine Bemängelung lag im beiden Suppen beigelegten Toast, der sicher gern noch ein wenig länger der aufknuspernden Hitze ausgeliefert gewesen wäre.

Als Hauptgerichte gab es Roulade mit Rotkohl und Klößen auf der einen und Schnitzel "Jäger Art" mit Kroketten auf der anderen Tischseite. Bei dieser Bezeichnung sei eine kleine Erläuterung angebracht, ist doch das Jägerschnitzel als Begriff nicht eindeutig und vor allem regional unterschiedlich belegt. Stünde allein der Begriff auf der Speisekarte, wäre ob der Geografie des Ortes eher eine panierte und gebratene Jagdwurstscheibe mit Tomatensoße zu erwarten gewesen. Aber es war eine Pilzsoße annonciert, eng verbunden mit einem richtigen Schnitzel, was die Spannung ob seiner Zubereitung beinahe knisternd spürbar machte, gibt es sowas doch auch schon fertig in beinahe jeder Tiefkühltruhe.

Dosierte, aber kräftige Klopfgeräusche aus Richtung Küche deuteten nicht die Befreiungswünsche des Kochs, wohl aber dessen frische Zubereitung des Schnitzels an. Schade nur, dass es dann offensichtlich frittiert wurde. Den (Fertig-)Kroketten wurde diese Behandlung auch zuteil, hier aber wohldosiert und so nah vor dem Servieren, dass sie von der Hitze das zuviel hatten, was den Suppen evtl. fehlte. Dafür gab es eine kleine - und einzig mögliche - Gemeinsamkeit zwischen der Spargelcremesuppe und der Pilzsoße, die ein wenig am ansonsten guten Gesamteindruck nagte.

Zum Nagen braucht man gute Zähne, und wer mal Zahnschmerzen hat, sollte auf einer Gewürznelke kauen. Nun hatte zwar keiner Zahnschmerzen, aber für eine Prophylaxe wurde gesorgt. Bei der Zubereitung von Rotkohl kann man unterschiedlich herangehen, was die über den Kohl hinaus gehenden Zutaten betrifft. Nelken gehören sicher auch hinein, aber wohldosiert und nicht fünf pro Portion. Dem gegenüber standen aber handgeformte Klöße und vom Chef höchstselbst gewickelte Rouladen, die all das in richtigem Maße enthielten, was hinein gehört, das entsprechend positive Geschmackserlebnis inklusive.

Zum Abschluss dann wie immer ein doppelter Espresso und ein Cappuccino. Leider streikte wohl gerade die Milchpumpe, so dass auch hier auf einen Espresso umgeschwenkt wurde. Dafür hab es dann auch noch einen Aquavit und einen Gebirgskräuter zur Verdauung. Angesagt war jeweils ein doppelter, aber manchmal sind die Augen doch etwas schlechter beim Einschenken, so dass der Flüssigkeitsstand doch deutlich über dem Eichstrich stand. So deutlich, dass das allein mit der leicht erhöhten Temperatur der Getränke nicht erklärt werden kann. 😉

Der Caffé kam aromatisch und wohltemperiert auf den Tisch, allein, der kleine Servicetest misslang, so dass die beiden kleinen Schwarzen "trocken" runtergewürgt werden mussten; das "Würgen" aber nur des Wortspiels wegen, war doch am Espresso selbst nichts zu bemängeln. So endete der Tag doch noch an einer wunderschönen Stelle unserer heimischen Gegend, von der wir hier doch sehr viel und sehr schöne haben. Wenn man denn mal mit dem Auto in südöstliche Richtung unterwegs ist, lohnt ein kleiner Ausflug an den Oberuckersee und in die Seegaststätte am Quast (53.204206, 13.887316). Webseite oder ähnliches gibt es nicht, deswegen mal nur die Koordinaten. Für Radler oder Wanderfreunde seien die Bahnhöfe "Warnitz, Bahnhof" oder "Warnitz, Uckermark" (lt. Karte gibt es diese zwei) oder "Seehausen" empfohlen.

Mit dem Gedanken gespielt habe ich schon länger, aber nun machen wir mal Nägel mit Köpfe. Oder Salat mit Dressing. Ab sofort gibt es nicht die Restaurantkritik "Martin war Essen und Dirk war dabei" nicht nur im Radio oder als Mitschnitt der Sendung in der Mediathek, sondern auch direkt als Podcast, heute noch einzeln und ab dem nächsten Mal dann in direkter Verbindung mit dem dazu gehörigen Blogbeitrag.

Der Podcast besteht im wesentlichen aus den Original-Moderationen aus der Sendung, ergänzt durch Informationen, die es so nur im Podcast gibt, deswegen lohnt es sich, selbst nach der Varabschiedung auch noch dranzubleiben. Hier gibt es erstmal die Null-Nummer, die ganz offizielle erste Ausgabe wird dann die nächste sein.

Viel Spaß beim Anhören.

6

Der Sucher kulinarischer Genüsse in der Region hat es manchmal auch schwer. Diesmal waren wir zu dritt unterwegs. Reuterstädtisch ging es diesmal über Bundesstraßen Richtung Süden, aber das Glück war uns nicht hold. Im ursprünglich geplanten Restaurant hing ein Zettel an der Tür: Wegen Büffettauslieferung warmes Essen erst ab 19 Uhr (es war noch 2 Stunden bis dahin). Das nächste hatte noch Winterferien bis 21.03., so fiel mir eine Empfehlung ein, die schon länger auf der to-eat-Liste stand.

Die Fahrt dahin war etwas abenteuerlich, wurde man durch das Navi über einige Nebenstraßen einer mecklenburgischen Kleinstadt in eine lange Sackgasse gelenkt. Aber der Weg war richtig, plötzlich fiel der Name des Ziels in des Fahrers Augen. Ein Parkplatz war schnell gefunden, der Gastraum konnte geentert werden. Ein Tisch fand sich schnell, rückblickend würde ich sagen, dass sich durchaus eine vorherige Reservierung lohnen würde, vor allem zu Zeiten, an denen sowieso viel los ist.

Die Speisekarte war angenehm übersichtlich: eine Handvoll Vorspeisen, zwei Suppen, zwei Pasta- sowie ein paar Fisch- und Fleischgerichte, bei denen man sicher immer etwas findet. Selbst eine Dessertauswahl stand zur Verfügung. Wir teilten das Essen unter uns auf, und harrten des kulinarischen Entertainments. Jeder nahm eine Vorspeise, ein Hauptgericht und auch gleich das Dessert. Bei den Getränken kam der erste kleine Servicetest mit dazu: Eine Schorle, die so nicht auf der Karte stand.

Der Rest dieses Artikels wird langweilig. Die frisch gebratenen Garnelen auf dem Salat zur Vorspeise waren auf den Punkt gegart, die beiden Suppen erschlossen sich spätestens ab dem zweiten Löffel und stimulierten mit Wohlgeschmack und Nachvollziehbarkeit ihrer namensgebenden Bestandteile die Zunge der Esser. Selbst das beigelegte Brot war eine Wucht. Die als Hauptgericht gereichte Pasta war wie sie sein sollte und lecker, die Maishähnchenbrust saftig, das beigelegte Gemüse auf den Punkt und die grünen Schupfnudeln passten zum Cranberry Jus wie das Rote zum Grünen bei der Ampel. Als drittes im Bunde kamen geschmorte Ochsenbäckchen auf den Tisch, deren Zartheit in Zusammenhang mit dem Rotweinjus und den Kräutersaitlingen sowie dem kleinen Kartoffelgratin hervorragend mundeten.

Der rote Faden des wirklich sehr guten Essens fand im Dessert seinen krönenden Abschluss. Egal, ob das Vanilleeis mit Beerenfrüchten, der gratinierte Ziegenkäse mit Feigensenf oder die Cremé Brûlée mit einem selbstgemachten Sorbet daneben. Man kann alles unter einem Sammelbegriff zusammenfassen: Perfekt. Man müsste wirklich sehr stark suchen, um hier irgendwelche Mängel zu finden. Da half auch kein Blick auf die Tische der anderen Gäste. Was man dort zu sehen bekam, wie zum Beispiel ein Rumpsteak, schien alles auf dem gleichen hohen Niveau der Küche zu liegen.

Aber der Service. Wenn es denn überhaupt etwas zu bemängeln gab, dann das: Die Zeitspanne zwischen dem Servieren der abschließenden koffeinhaltigen Verdauungshelfer und der nächsten Aufmerksamkeit unserem Tisch gegenüber war etwas zu lang. (Da mussten wir jetzt ganz schön suchen, um überhaupt etwas zu finden.) Ansonsten kam das, was wir erlebten, dem sehr nahe, was man unter dem Begriff perfekter Service verstehen kann. Müßig, es an den vielen angenehmen Kleinigkeiten festzumachen, die passiert bzw. nicht passiert sind, aber auch genau so sein sollten. Selbst die kleine Fallen, die wir aufbauten, wurden bravourös gemeistert. Leere Getränkegläser wurden gesehen und die Nachbestellung aufgenommen, mit dem Abräumen des Salattellers entschwundene Besteckteile wurden ersetzt, zwischen Hauptgericht und Dessert wurde nach einer kleinen Pause sowie nach dem Dessert nach einem Kaffeewunsch gefragt und zum Abschluss-Espresso kam selbstverständlich das Wasser. Auch während des gesamten Essens war die Aufmerksamkeit auf die Gäste gerichtet, was sich u.a. darin ausdrückte, dass die Bedienung selbst beim Dessert noch wusste, wer was bestellt hatte und nicht nachfragen musste.

Aber irgendeinen Fehler musste das Restaurant Leddermann in Waren doch haben, wenn schon nicht beim Service und auf der Speisekarte, dann doch vielleicht im Sanitärbereich. Aber auch hier durfte ein Niveau erlebt werden, dass selten ist und bisher in der Geschichte dieser kleinen Restaurantkritikrubrik noch nicht vorgekommen ist. Der Ausflug in die Specker Straße 71 in Waren lohnt sich immer, eine Reservierung vorher aber sicher auch.

Da kann man doch so richtig schön in kulinarischen Phantasien schwelgen. Vertieft in geistreiche Gespräche lustwandelt der Genießer, vielleicht auch noch mit einem klaren kalten Wodka in der einen und einem passenden Amuse Gueule - ein luftgetrockneter Speck zum Beispiel - in der anderen Hand, durch einen russischen Olivenhain. Und wenn dann noch ein Braunbär mit einem Olivenzweig im Maul auftaucht, kommt irgendwie alles durcheinander. Die Vorstellung ist doch etwas holprig ... Wenn dann noch eine in Kalk gegossene Figur eines Badejungen dekorativ im Hintergrund herumsteht, ist das Tohuwabohu perfekt. Aber irgendwo ist da auch das Ende eines roten Fadens zu sehen, an dem es jetzt zu ziehen gilt, um Ordung ins Chaos zu bekommen.

Ein kleiner Ausflug mit Freunden führte in eine der vielen touristischen Hochburgen des Landes, also weg aus Neubrandenburg. Uns zog es mal wieder ans Wasser, genauer auf ein von diesem Medium umflossenen Eiland. Küste bei SellinDie größte heimische Insel lockte zu einem winterlichen Ausflug an die vereiste Ostseeküste, zu Seebrücke, Möwen, entfernten, aber im Dunst verschwundenen Kreidefelsen und vielfältiger Gastronomie. Es ist schon erstaunlich, dass in einer einzigen Straße so manchen Ostseebades mehr kulinarische Angebote zu finden sind als in manchen Oberzentren. Aber das soll nicht das Thema sein. Das Ostseebad Sellin - Rügenkenner haben es sicher schon am Foto erkannt - bietet da so mancherlei, auch außerhalb der internationalen Dreieinigkeit aus Pizzeria Mamma, Taverna Akropolis und Restaurant "Peking Pagode". Und wenn man dann noch auf der Karte den Satz findet: "In unserem Restaurant verwenden wir grundsätzlich keine Fertig-Produkte. Unser gesamtes Speisenangebot wird in „Handarbeit“ von unserem ... Koch und seinen Helfern zubereitet und frisch für Sie angerichtet.", dann darf man durchaus gespannt sein.

Entsprechend übersichtlich war die Speisekarte. Aber, um es mal vorweg zu nehmen, es ist gut so. Kommt man zu einer nicht ganz üblichen Essenszeit, hat man die Chance, an einem der Tische Platz zu finden, die nicht mit Stühlen, sondern mit Couch und Sesseln bestückt sind. Es ist zwar nicht ganz einfach, auf diese Weise gut zu essen, aber so zu sitzen, mit einem Wodka oder einem Glas heißen grusinischen Tees bedacht, und durch die Weltgeschichte zu philosophieren, hat definitiv was. Von den weiten gedanklichen Reisen kommt man aber immer wieder gern ins Restaurant zurück, spätestens, um Getränke nachzuordern. Von allein kommen diese leider nicht.

Und dabei sind wir auch schon beim Service angekommen, der ist an sich sehr höflich und zuvorkommend, das eine oder andere nette Wort wechselte die Besitzer, und nach der ersten Getränkelieferung begann das kulinarische Abenteuer mit einem "за здоровье", womit endgültig klar wird, dass es uns diesmal in ein russisches Restaurant verschlagen hat. In den Gläsern fand sich zu dem Zeitpunkt übrigens Kwas, was man durchaus mal trinken kann, wenn einem Roggenbier schmeckt. Freunde des Malzbieres werden sich ein wenig an dieses erinnert fühlen, das russische ist aber nicht so pappig süß wie das deutsche, was ein wenig wundert, erinnert man sich an den lieblichen Krim-Sekt. Aber die Krim ist ja auch Ukraine und nicht Russland. Aber ich schweife ab.

Der Ostseebesuch hatte uns doch ein wenig ausgekühlt, so freuten wir uns auf eine wärmende Suppe. Zweimal Fleischsoljanka und ein Borschtsch kamen wahrhaft dampfend auf den Tisch und schmeckten hervorragend. Der Eindruck, das oben wiedergegebene Zitat aus der Speisekarte stimme, verstärkte sich positiv. Der Borschtsch enthielt viel klein geschnittenes, aber nicht zerkochtes Gemüse und natürlich rote Beete. Die Soljanka wusste mit Oliven als Einlage zu überraschen, war aber vermutlich näher am imaginären Original als alles, was man sonst unter dem Namen angeboten bekommt.

Die Suppe im Bauch waren wir gerüstet für eines der russischsten Gerichte, das einem einfällt, wenn man an Essen in diesem großen östlichen Land denkt: Pelmeni. Jetzt könnte man darüber sinnieren, dass wohl irgendwie jede kulinarische Region so etwas im Angebot hat: schwäbische Maultaschen, italienische Ravioli, Wan Tan oder Dim sum im fernen Osten usw. usw. Man könnte aber auch sagen, dass diese kleinen saftigen Dinger, die man besser ungeschnitten essen sollte, da sonst die ganze Flüssigkeit aus dem Inneren verlustig geht, einfach nur lecker sind. Da muss man eher aufpassen, dass man sich nicht mit einer Unzahl den Magen vollstopft. Eine Idee wäre es, wenn nicht nur jeweils ein Dip dazu ausgewählt werden könnte, aber wenn man sich am Tisch einig ist und jeder bestellt einen anderen, gehts ja auch. Die Pelmeni kommen aber abgezählt auf Tellern zum Gast, so dass man, wenn man die kleine Portion nahm, durchaus noch Platz für ein Dessert hat. Bei dessen Bestellung konnten wir dann auch gleich noch Getränkenachschub ordern, wobei auch hier Sonderwünsche (ein beliebiger Saft aus der Karte als große Schorle) anstandslos geliefert wurden.

Das Dessert hieß übrigens genau so wie das Restaurant "Чай ковский". Ob das jetzt nach dem Ort oder dem Komponisten passierte, wurde mit diesem Eisteller wunderbar beantwortet. Hochwertiges Erdbeereis, ungesüßte Schlagsahne und eine aus Sahneeis und mit Schokoladenauflage geformte Violine sprachen Bände und mundeten vorzüglich. So kann man das Restaurant "Tschai kowski" in der Pension Tatjana im Ostseebad Sellin auf Rügen durchaus empfehlen, auch für mehrfache Besuche. Wenn man die Karte im Nachhinein liest, gibt es doch noch ein paar Gerichte, die man genießen möchte. Für Neulinge und Unentschlossene stehen übrigens auch zwei Menüs bereit, die zweimal quer durch die Karte führen. Zum Schluss gab es übrigens noch einen Wodka mit Birkensaft, aber da muss man aufpassen. Der geht nicht aufs Haus, sondern auf die Rechnung. Unüblich, aber angemessen.

Achja, eins noch: Der sogenannte Abschlusstest. Diesmal mit Russischer Schokolade und Tee aus dem Samowar? Oder doch ein Gläschen Krimskoje? Nein! Auf der Karte fand sich auch ein Espresso und nach dessen Bestellung hörte man einen Automaten Kaffeebohnen mahlen und mit Wasser und gehörigem Druck durchfeuchten. Selten habe ich meinen espressotrinkenden Gegenüber mit derart erstauntem Gesicht gesehen wie beim Servieren dieses italienischen Heißgetränkes. Das kam nämlich formvollendet in einer russisch anmutenden Espressotasse (mit Goldrand), und es gab ein kleines Schälchen Zucker sowie ein Gläschen Wasser dazu. Damit standen übrigens drei Behältnisse mit Zucker auf dem Tisch. Bereits zur Grundausstattung des Möbels gehörten Behältnisse mit weißem Würfelzucker und braunem Krümelkandis, jetzt kam noch weißer Kristallzucker dazu, am besten passend zum kleinen Schwarzen. Man merkt schon, dass das Tschai kowski auch ein Teehaus ist.

Wer also einen Ausflug auf Rügen plant, der sollte auch mal das russische Restaurant in Sellin besuchen. Es gibt eigentlich nur zwei Manko, ein kleines und ein großes. Das kleine: Wer nach dem ersten noch ein zweites Getränk möchte, muss selber aktiv werden und es bestellen. Das große: Bei allem Respekt, aber die Webseite ist grottig.

Nach der Völlerei zu den Fest- und Feiertagen ist es eine Idee, sich mal nicht die dicken Fleischmahlzeiten so mancher gastronomischer Einrichtung der Region zu widmen, sondern etwas leichter ins neue Jahr zu starten. Fisch ist dort eine immer wieder gern angenommene Alternative. Wo gibt es die besten Fischgerichte? Natürlich bei einem Spezialisten, der die nötige Erfahrung und ggf. sogar die eigene Fischerzeugung mitbringt. Schade, dass die Fischverkaufsstelle mit Imbissbetrieb in der Friedländer Straße in Neubrandenburg Samstagabend nicht geöffnet hat, aber dazu später mehr.

Die Anreise gestaltet sich etwas aufwendiger, aber man findet doch hin, liegt die Gaststätte doch direkt an einer Bundesstraße, nur eben an keiner, die auch durch Neubrandenburg führt. Parkplätze sind aber ausreichend vorhanden, das Fischrestaurant ist darauf eingerichtet, sogar Busladungen von Gästen zu verköstigen. Interessant ist hier die Raumaufteilung, sitzt man trotzdem nicht in einer großen Gasthalle. Innenarchitektur und ein paar Wände ohne weitere Funktionen helfen, trotzdem einen gemütlichen Eindruck zu vermitteln. Die Dekorationen und sonstigen Gestaltungen sind passend und mecklenburgisch zurückhaltend.

Angenehm aufmerksam hingegen zeigt sich der Service im Verlauf des gesamten kulinarischen Vorgangs. Getränke, auch Folgebestellungen, kamen zügig, und auch das Essen wurde formvollendet serviert. Was übrigens nicht serviert wurde, war der Salatteller, was sich aber als positive Eigenheit darstellt. Der Gast ist selbst gefordert, sich auf einem Salatbüfett das zusammen zu stellen, was ihm behagt. Jahreszeitlich bedingt waren "nur" Weißkrautsalat, Rotkrautsalat, Gurkensalat, Zwiebelsalat, Lauch-Mais-Salat, Möhrensalat und Eisbergsalat verfügbar, Sahnemeerrettich und Salatsoßen kamen hinzu. Von der Idee ist das durchaus einen Pluspunkt wert.

Klassische Soljanka stand keine auf der Karte, wohl aber eine auf Wassertierbasis. Vollmundig, kräftig, aber nicht zu fischig im Geschmack, die Fischsoljanka kann man durchaus als lecker bezeichnen. Die ebenfalls bestellte Tagessuppe, die auf Nachfrage unter dem Namen "Kartoffelsuppe" auch mit auf den Tisch kam, hielt das Niveau im Vorspeisenbereich nicht. Im Gegenteil: Die Vorfreude, die sich durch das Salatbüfett und die Soljanka aufgebaut hatte, wurde hemmungslos zu Boden gerissen. Kennt noch jemand das Kartoffelkloßmehl aus DDR-Zeiten, aus dem man recht graue Klöße erzeugen konnte? Die Kartoffelsuppe schmeckte so, als ob dieses in etwas mehr Wasser aufgerührte Zeug die Basis bildete. Mehl schien das Hauptaroma zu sein, daran änderten auch die Möhren- und Sellerie-Julienne nichts, die in einem Anflug von Frischevermittlung den Weg in die Suppentasse fanden. Von Kartoffeln war weit und breit keine Spur, dabei kann man von Tagessuppen wohl durchaus erwarten, tagesfrisch hergestellt zu sein.

Die Zeit - wie ich irgendwo schon mal thematisierte - ist eine wichtige Zutat bei allen Gerichten und Produkten, die gut sind. Wo sie fehlt oder zu viel ist, wirds schlechter. Das richtige Timing ist wichtig, sei es bei der Comedy oder auch beim Kochen. Und für eine Küche ist die Entscheidung relevant, ob sie nach der Vorspeise lieber den Gast ein wenig warten lässt oder ob das Hauptgericht auf den Gast wartet. In letzterem Fall ist das gekonnte Warmhalten eine Kunst, die gelernt werden will, leidet doch sonst der Tellerinhalt mit der Zeit immer mehr.

Faulenroster PannfischIn der besuchten Gaststätte scheint man sich für die letztere Möglichkeit entschieden zu haben. Hauptsache, das Essen ist fertig, wann der Gast es bekommt, ist irrelevant. Die Bratkartoffeln zum Pannfisch waren sicher irgendwann mal schön knusprig, immerhin wurden sie selber hergestellt und nicht irgendein Convenience-Produkt genutzt. Auf dem Tisch des Gastes hatten sie aber all ihre Knusprigkeit verloren. Naja, fast alle. Aber bei den knusprig erscheinenden Stellen könnte es sich auch nur um bloße Antrocknung gehandelt haben. Dazu gab es in einem kleinen Kännchen eine sich Senfsoße nennende cremige Flüssigkeit, die bis auf das Senfaroma ein wenig an die oben erwähnte Kartoffelsuppe erinnerte: Mehlpampe mit Senf. Schade um den Senf. Aber es war ja nicht viel davon drin. Am besten waren auf dem Teller doch das Salatblatt (knackig frisch), die Zitronenspalte, die Röllchen von der Frühlingszwiebel und die halbe Tomate.

Kochen nach der Saison sollte nicht nur eine Mode, sondern die Regel für gehobene Gastronomie sein. Aber nicht nur dort, auch die heimische Küche und die Menschen, die sie bewohnen, haben durchaus ihren Vorteil daraus. Im Winter werden Wintergemüse genutzt, im Sommer eben das, was gerade reif ist. Dem Kochkundigen stellt sich aber dann doch die Frage, was ein "Risotto der Saison" sein sollte. Meines Wissens ist keine der Hauptzutaten wirklich ein Saisonprodukt. Risottoreis, Parmesan, Butter, Hühnerbrühe, Salz, Pfeffer, Schalotten, mehr braucht es nicht. In geeigneter Weise verarbeitet, ergibt sich eine schmackhafte, cremig schlotzige Beilage oder sogar ein Hauptgericht.

Gegriller Lachs mit Risotto der Saison"Gegrillter Lachs mit Risotto der Saison" steht auf der Karte, serviert wurden trockene Lachsscheite an Reis(mehl)pamps mit ein paar Paprikajulienne und ziehenden Käsefäden. Mehr fällt mir dazu nicht ein. Vielleicht noch der Hinweis, dass es ggf. an einer Überlastung des Service nicht gelegen haben kann, der das Essen wegen Überlastung zu spät aus der Küche geholt hat. Wir waren zwar nicht die einzigen Gäste, aber es war zwischendurch nur ein anderer Tisch besetzt, der aber die Küche nicht belastete, da sich hier zu einem verspäteten Kaffee-und-Kuchen-Essen-und-Trinken getroffen wurde, während unser Abendbrot vielleicht etwas verfrüht war; aber bei durchgehend warmer Küche sollte das kein Problem darstellen. Immerhin waren auch hier die Tomatenhälfte, die Zitronenspalte und das Salatblatt von ausgewiesener Frische.

Bei allem Lob für den Service, aber beim Abschlusstest holte er sich dann doch noch ein Minus. Die Kunst des Milchaufschäumens für einen Cappuccino bedarf noch ein wenig Übung, beim doppelten Espresso gab es den Totalausfall: Dünn, kühl und ohne Begleitwasser. Naja, alles Gute ist eben nicht beieinander. Vielleicht muss man den Welshof mit dem Restaurant zum Fischer Fritz besuchen, wenn er knackig voll ist. Mit größeren Gästezahlen kommt man da hoffentlich besser zu recht und das Essen ist von höherer Qualität. Zur Zeit (gilt bis 05.04.2014) scheint sich der Besuch nur montags bis donnerstags zu lohnen, da hat das Restaurant nämlich geschlossen. Eine gute Chance übrigens, bei den Müritzfischern in der Neubrandenburgern Innenstadt vorbei zu schauen. Frisch gebratene Fischfilets nach Angebot mit Sättigungsbeilagen sind allemal besser als das, was mir bei meinem Besuch in Faulenrost geboten wurde.

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Grau sah es aus an diesem Novembertag, als die Reise auf Deutschlands sonnenscheinreichste Insel ging. Das Wetter verhöhnte diesen Slogan nach Kräften, es hätte nicht verwundert, wenn auch noch Schneegriesel gefallen wäre oder von irgendwoher ein Donner grollte. Kollege Volksmund ist da ja immer mit Tipps parat, auch wenn diese sich mittlerweile überholt haben bzw. auch als falsch nachgewiesen sind. Das gilt im Gewitterfall auch für den Spruch: "Eichen sollst Du weichen, Buchen sollst Du suchen." Zumindest auf den ersten Teil des Satzes sollte man manchmal doch öfter hören.

Neben vielerlei Badespaß bietet Usedom dem, der zu gehen, hören, schmecken, sehen, fühlen und spüren fähig ist, allerlei Zerstreuung, Anregung und Betätigung. So verschlug es zwei hungrige Autofahrer in den Süden der Insel. Da das Kulturprogramm wegen Geschlossenheit ausfiel, wurde der niedergehende Nieselregen schnell durcheilt, um dem Ziel der Atzung näher zu kommen. Der Einzug in ein Hotelrestaurant geschah zügig und nicht unbeobachtet, so dass der Service seine Tätigkeit aufnehmen konnte.

Bei diesem Aspekt des gastronomischen Erlebnisses können wir gern ein wenig verweilen, da hier (und nur hier) der positive Teil dieser Geschichte stattfindet. Wohldosierte Aufmerksamkeit dem Gast gegenüber war verbunden mit einem angenehmen, vielleicht etwas ange- aber auf keinen Fall verstaubten Ambiente. Der Gast hatte die Wahl, Getränke gleich oder erst nach dem Studium der Karte zu bestellen, leere Gläser und Flaschen wurden bemerkt, das Besteck entsprechend der Bestellung gerichtet. Und, um das Ende mal vorweg zu nehmen, auch das Ding mit dem Espresso und Cappuccino klappte beinahe makellos, auf jeden Fall besser als in JEDEM(!) anderen bisher besuchten Lokal. Auf die Bestellung je eines doppelten Espressos und eines Cappuccinos kamen die Getränke auf kleinen Tabletts und der Espresso war automatisch ergänzt durch ein kleines Glas Wasser und ein Zuckerdöschen. Das hätte ich mir auch für meinen Cappuccino gewünscht. Aber man hilft sich als Gast gern gegenseitig aus. Das kleine Manko: Zumindest der Espresso unter dem Milchschaumhäubchen hätte durchaus etwas aromatischer und kräftiger sein können. Aber auch das ist Geschmackssache.

Der Besuch fiel zufällig in die 9. Usedomer Wildwochen und so war die Hauskarte durch eine kleine Wildspeisekarte ergänzt. Drei Wildgerichte und eine Suppe standen zur Auswahl, und auch die normale Speisekarte führte das eine oder andere Wildgericht auf. Die Usedomer Waldpilzcremesuppe, eine (unvermeidliche) Soljanka, einen Burger Helbut und Wildschweinmedaillons mit einem Kartoffel-Birnen-Gratin, Gemüse-Julienne und Soße standen neben ein paar Getränken am Ende auf der Rechnung und vorher auf dem Tisch. Die Soljanka war mit Ausnahme der eben gemachten Aufzählung nicht weiter erwähnenswert. Die Waldpilzcremesuppe allerdings war das schleimigste und die Pilze darin das fehlaromatischste, was ich bisher erlebt habe. Man konnte den falschen Eindruck haben, dass über die Pilze vor dem Trocknen noch eine Schnecke rübergelaufen ist, die aber später mit verarbeitet wurde. Warum keine frischen Pilze verwundet wurden - habe ich nicht gehört, wir hätten gerade eine hervorragende Pilzsaison? - wird ein ewiges Geheimnis der Küche bleiben.

Während man sich an den Suppen noch beinahe die Zunge hätte verbrühen können, bestand diese Gefahr bei den Hauptgerichten nicht mehr. Vielleicht waren sie schon vor den Suppen fertig? Man weiß es nicht. Der Wildburger Helbut bestand aus einem großen blonden Sesambrötchen, dass mit gesprengtem Eisbergsalat, Tomatenfragmenten, angebratenem und dann kochend gegartem Wildfleisch und einer cremig-süßen Soße (ich dachte erst, es wäre eine Cocktail-Soße, aber es muss irgendwann mal eine Preiselbeere vorbeigelaufen sein) belegt war. Das Wildfleisch war kein Burger (also Hackfleisch) im klassischen Sinn, sondern war nur in dünne Scheiben geschnitten und "verrückt" auf den Salat geschichtet. Das Wort "verrückt" entstammt übrigens der Speisekarte.

Zum Helbut gab es ein Kännchen Bratensoße, einer aromatischen, aber dünnen, eher an Brühe erinnernden Flüssigkeit, die so schmeckte, als ob das im Burger befindliche Fleisch darin gegart wurde. Es könnte auch sein, dass das Fleisch so schmeckte, als ob es in dem Fond gegart wurde, aber das wäre ja fast das selbe. Während man beim Italiener gern mal Brot zum Essen dazu bekommt, um letzte Tropfen leckerer Soße damit vom Teller zu bekommen, war der Inhalt des Kännchens dazu da, über das Burgerbrötchen geschüttet zu werden. Wenn jetzt aber diese nur sehr zart angetoastete sesambestreute und aufgeblasene Mehlwatte mit Flüssigkeit in Berührung kommt, weiß jeder, was damit passiert. Statt des Handwerkerspruches "Nach fest kommt ab." gilt hier "Nach feucht kommt Matsch." Ursprünglich wollte ich auch nur das Fleisch mit der Soße überschütten, aber die Bauart des Burgers ließ es nicht zu, war doch die cremige Burgersoße nicht unterhalb des Fleisches - wie es sich gehört - sondern obendrauf.

Zart und weich, so war das Burgerbrötchen und auch das Fleisch im Burger. Die Wildschweinmedaillons auf dem anderen Teller waren es nicht. Eigentlich ist sowas ja das feinste vom Tier. Das Filet wird in dicke Scheiben geschnitten, die werden sanft plattiert und dann kurz gebraten. Würzung nicht vergessen. Was aber hier als Medaillons auf den Teller kam, war an Zäh- und Festigkeit kaum zu übertreffen. Das Haus hat übrigens gutes Besteck, was in dem Zusammenhang positiv erwähnt werden sollte. Damit hier nicht nur negatives steht. Vielleicht kommentiert auch der Esser mal, ob er am nächsten Tag Kaumuskelkater hatte. Eine schöne Trainingseinheit für markante Gesichtszüge war der Verzehr der Filetscheiben auf jeden Fall.

Auch der Rest der Tellerauflage bekleckerte sich nicht mit Ruhm. Bei Wein und anderen Getränken gibt es bekanntermaßen eine empfohlene Trinktemperatur. Bei Wildfleischgerichten sollte es sowas auch geben, bei den Gerichten war sie auf jeden Fall nicht erreicht (und gerade Wild lebt von ein wenig Temperatur). Aber auch das Kartoffel-Birnen-Gratin half da nicht dem Wohlempfinden auf die Sprünge.

Im großen und ganzen kann man in diesem Fall nur froh sein, dass die Usedomer Wildwochen am Tag des Erscheinens dieses Artikels ihren letzten Tag haben. Es bleibt zu überprüfen, ob die Gerichte der normalen Speisekarte besser beim Gast ankommen als die von der Spezialkarte. Ansonsten gilt für den Gasthof "to'n Eikbom" in Dargen auf Usedom: "Eichen sollst Du weichen ..." (Volksmund).

Darf man bei einem Restaurantbesuch erwarten, dass ob der quasi unveränderten Speisekarte nach dem letzten Besuch auch das gesamte Erlebnis unverändert geblieben ist? Ja.
Darf sich die Abwesenheit des "Chefs" auf die Qualität des gastronomischen Erlebnisses auswirken? Nein.
Lehrausbildung Ende Oktober - Sowas beginnt doch meist im August? - Darf das Auswirkungen haben? Eigentlich nicht, und wenn, dann nur kleine. Man ist als Gast ja guten Willens, jeder war irgendwann mal Azubi oder Lehrling.

Gerade auch, wenn man für ein Stück Fleisch auf dem Teller über 20 Euro ausgibt, begleitet von einem Hauch Garnitur, etwas BBQ-Soße und etwas Knoblauchbaguette, dann sollte man alle obigen Frage so beantworten dürfen. Allein, es war nicht so. Aber das Knoblauchbaquette war gut. Und der Frischkäsedipp vom gegenüberliegenden Teller. Und beides zusammen. Aber dann folgt schon die Mängelliste.

Die große Cola von gegenüber kam auch wie bestellt, bei meiner großen Pfirsichschorle fehlten die Größe und wesentliche Teile der Schorligkeit. Nunja, die junge Kraft, vermutlich noch am Beginn ihrer großen Gastronomiekarriere, kam nach der Aufnahme der Bestellung nochmal zurück, um vergessene Details (Garpunkt der Steaks) nachzufragen. Schade, dass sie nicht alles nochmal eruiert hat.

Es ist immer schwierig, wenn bei mehreren Personen an einem Tisch unterschiedliche Gänge bestellt werden. Aber ich unterstelle, dass es da in der Ausbildung durchaus eine Regel gibt, die sich auf die Situation "zwei Mann am Tisch, einer mit Vorspeise, einer ohne, sonst nur Hauptgericht, kein Dessert" anwenden lässt. Das Ziel, dass beide gleichzeitig was zu essen bekommen, lässt sich da unterschiedlich einfach herbeiführen. Im aktuellen Fall wurde die bestellte Vorspeise einfach nicht geliefert (allerdings auch am Ende nicht berechnet). Irgendwie scheint dieser Teil der Bestellung keinen Weg vom Ohr zu Stift und Zettel gefunden zu haben.

Ansonsten: Das Rib-Eye-Steak war nicht wie bestellt medium, sondern medium rare, die Konsistenz ist mit teilweise zart, teilweise eigenartig recht gut beschrieben. Am Rumsteak muss der Koch sehr gehangen haben, es war voller sehnen/Sehnen. Das Röstgemüse wird wohl Tiefkühlware gewesen sein, von keinerlei Saisonalität gestreift.

Überarbeitung oder Stress kann auch kein Grund für die abgerutschte Leistung gewesen ein, waren insgesamt doch nur zwei Tische besetzt. Unter welchen Bedingungen ich nochmal ins Cayenne gehe, weiß ich nicht. Von allein fällt mir das sicher nicht nochmal ein.