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Eigentlich sollte es ja ganz woanders hin gehen. Wobei, so groß war dann der geografische Unterschied dann doch nicht. Immerhin in der gleichen Stadt. Sogar im gleichen Stadtgebiet. Vielleicht 100 Meter auseinander. Aber das kommt davon, wenn man zwar Öffnungszeiten und Mittagsangebote und die Speisekarte auf die Webseite stellt, aber nicht die Tatsache, dass geschlossene Veranstaltungen stattfinden. Und der angereiste hungrige Gast des Raumes nett, aber dann doch verwiesen wird.

So gings dann ein Stück weiter und es wurde woanders eingekehrt und gut gegessen. Näheres dazu im Podcast.

Weitere Informationen gibt es hier.

Wenn die Mamma durchs Ristaurante geht und man möchte ihr nicht im Weg stehen, ... wenn der Padrone an einem Tisch in der Ecke sitzt, mit dem Smartphone kommuniziert, Geschäfte tätigt und einem Radioprogramm lauscht, dessen Moderatoren man nicht versteht, weil sie eine fremde Sprache sprechen, ... wenn das Ambiente irgendwie griechisch anmutet, der Rest aber auf italienisch hindeutet - egal, Hauptsache mediterran - dann hat man einen spannenden kulinarischen Abend vor sich und darf gespannt sein, was noch so passiert.

Der erste Eindruck war wirklich etwas irritierend, als wir ca. anderthalb Stunden vor Ladenschluss das Ristorante stürmten. Es war aber auch schon unsere dritte oder vierte Anlaufstelle an dem Tag; die anderen hatten geschlossen, es gab sie gar nicht mehr oder hatten veränderte Öffnungszeiten. Aber die Pizzaria gab Hoffnung auf Nahrung, und was alles passiert ist, hört ihr im Podcast:

Trattoria Pizzaria "Sale & Pepe"
Altentreptow
Brandenburger Straße 3
http://www.trattoria-pizzaria-sale-e-pepe.de/

Es soll ja Leute geben, die sich darüber ärgern, wenn es nichts gibt, über das sie sich ärgern können. Ich ärgere mich manchmal über die Deutsche Post, allerdings auf einer sehr nerdigen Ebene. Ich bin mir dabei außerdem noch nicht mal sicher, ob die Post wirklich der richtige Adressat für diesen Ärger ist, aber bei dem vor einigen Jahren erfolgten Abbau von Briefkästen liegt es nahe. Mir ist nämlich vor einiger Zeit aufgefallen, dass, wenn man ins Navigationsgerät nur einen Ortsnamen eingibt (und das Navi lässt dies zu), man mit der Route immer an einem Briefkasten endet. Es kann auch eine Eigenheit meines ersten Navis gewesen sein, aber heute funktioniert das leider nicht mehr. Stand eigentlich mal in der Nähe des marktplatzseitigen Eingangs des Hotels "Vier Tore" ein Briefkasten?

Um zum heutigen "Ausflugslokal" zu kommen, sollte man vielleicht nicht unbedingt den Anweisungen des Navis glauben. Die schöne Strecke ist (zum Zeitpunkt der Niederschrift dieses Beitrages) in einer Ortsdurchfahrt gesperrt, die etwas längere, aber schnellere Strecke ist nur nicht so schön. Ggf. bietet sich das Lokal als Wegstation für eine Rundreise rund um die Müritz an, die allerdings motorisiert sein sollte, der Weg ist doch relativ lang. Allerdings würde mir da sogar eine kulinarisch hochwertige (Fr)Ess-Route einfallen... Vielleicht am Ende etwas mehr dazu.

"Ausflugslokal" schreibe ich bewusst in Anführungsstrichen. Der Begriff ist natürlich irreführend, allein der "...flug..." hat eine gewisse Verbindung zum Restaurant. Überhaupt keine Verbindung - jedenfalls bisher - zum Restaurant hat übrigens der Autor, obwohl es manchmal so scheinen will. Aufmerksam gemacht durch einen Blogfreund aus der Region enterten wir eines schönen Abends die gastliche Stätte. Aber was heißt "entern"? Offene Türen liefen wir ein. Und das ist nicht nur wörtlich zu nehmen. Der Empfang war freundlich, wirklich freundlich, nicht mecklenburgisch freundlich, nicht aufgesetzt freundlich, einfach nur freundlich. Und aufmerksam, aber auch nicht aufdringlich. Man könnte es für die Situation perfekt nennen, wenn man nicht vorsichtig mit solchen Aussagen sein sollte. Aber ich fürchte, derartige Aussagen werden der rote Faden dieser Geschichte werden.

Die beiden Hauptkritikpunkte, die es bezüglich unseres Aufenthalts gab, sind a) der fehlende schöne Sonnenuntergang (es war wettertechnisch etwas grau) und b) die fehlenden sonstigen Kritikpunkte. Ich möchte keine allgemeine Lobhudelei durchführen, aber es war so. Und das lässt sich auch an konkreten Eckpunkten festmachen. Einfaches Beispiel: Im Laufe des Abends kamen drei verschiedene Brotsorten auf den Tisch. Alle waren frisch, vermutlich teilweise selbst oder handwerklich gemacht. Das gleiche gilt analog auch für die vorspeislichen Suppen. Eine trug sogar des Autors Namen. Völlig zusammenhangfrei. Schön war auch, dass ich meiner Lust nach Carpaccio - ich möchte mal sagen: nach Art des Hauses - frönen konnte. Was da auf mich zukam, war eines der besseren seiner Art, obwohl mittig ein kleiner Berg á la Ruccola thronte, ein Kraut, dessen Bedeutung für die menschliche Ernährung ich bisher immer verneinte. Hier war die Rauke (der alte deutsche Name für das Grünzeug) mit einem einfachen, aber guten Dressing wohldosiert und so gut angemacht, dass mir das Modekraut sogar schmeckte und dass das eigentliche Carpaccio, die rohen Wildfiletscheiben, nicht ätschensauer überschwemmt wurde, wie ich es in manchem italienischen Restaurant der Region schon erlebt habe, wo es vielleicht die Aufgaben des Aperitifs mit übernahm.

Zu den Hauptgerichten gibt es eigentlich wenig zu sagen: Der auf der Hautseite gebratene Zander war so, wie ein auf der Hautseite gebratener Zander sein solle. Und es mag wie eine Selbstverständlichkeit klingen, aber die Hautseite war beim Servieren auch oben, was nicht überall der Fall ist, dort aber das vielleicht noch gute Küchenergebnis auf dem Weg bis zum Gast zerstört. Hier im Restaurant war der Fisch aber auf dem Punkt beim Gast, was vielleicht auch ein wenig an den vorgewärmten Tellern lag, ein bei weitem nicht verbreiteter, aber meist doch sinnvoller Service. Auf dem Punkt war übrigens auch die Hähnchenbrust - gegrillt, aber saftig. Und der ebenfalls gegrillte Spargel. Und die Steakhouse-Pommes - natürlich nicht gegrillt. Die gab es übrigens zu einem Wildburger.

Beim Stichwort Wildburger sollte ich eigentlich ein gebranntes Kind sein. Aber diesmal gab es kein Extra-Kännchen mit Bratenfond dazu, was auch wirklich nicht notwendig war. Der erste Eindruck: ENDLICH mal ein Burger, der nicht durch diese labrig-weichen Burger Buns eingerahmt wird, die man sonst so kriegt. Endlich mal richtiges Brot drumrum! Sehr gut. Tomatenscheibe, saure Gurke, Ruccula(!), aber nicht überbordend. Und wenn man es genau nimmt, war es sogar ein Cheeseburger. Aber welchen Käse macht man auf einem Wildburger? Bei der Beantwortung dieser Frage hilft vielleicht der Gedanke daran, welches Obst gern zu Wild gereicht wird. Dieser kleine Umweg über die Preiselbeeren bringt einen dann schnell auf die Idee: Probieren wir es mal mit Camenbert. Beides ergänzte den Patty genussvoll. Zum individuellen Perfektionismus fehlte nun nur noch, den Burger auch direkt aus der Hand zu essen - das muss so. Allein, das Brot hielt der geballten Geschmacksbombe nicht stand, so dass dann doch das bereitliegende Besteck zum Einsatz kam. Immerhin ließ er sich damit sogar essen, nicht wie gewisse andere, teils überdimensionierte Burger Buns, die man bei leichter Durchfeuchtung nicht mal mit einem Löffel sinnvoll essen könnte. Und damit meine ich einige Anbieter von Burgern in Restaurants.

Durch den Service aufs angenehmste umhegt, final mit leckerem Käffchen in selten gesehener Qualität versorgt, endete der Abend aufs angenehmste. Das sowas passieren kann (und wohl auch regelmäßig tut) muss sich in der Gegend des Lokals schon rumgeprochen haben. Es war voll. Zumindest innen. Im Biergarten bot sich noch etwas Platz. Vielleicht sollte der interessierte Anwärter des Gaststatusses vorher seinen Platz reservieren. Die Kontaktdaten finden sich auf der Webseite der "Blauen Maus" in Mirow, die nur einen Nachteil hat: Man kann keine Menükarte nachlesen.

P.S.: Die Müritz-(Fr)Ess-Runde bleibt noch nachzutragen. Wer früh los fährt, macht zum Frühstück schon erste Station am Warener Hafen, wer sich später auf den Weg macht, nutzt den gleichen Ort zum Mittagessen. Dort gibt es das Leddermann, dass sowohl Frühstück wie auch Mittag anbietet (Abendbrot natürlich auch). Anbieten tut sich auch eine vorherige Reservierung. Eine Zwischenstation wäre vielleicht in Sietow (Scheune) anzudenken. Käffchen und Kuchen sind vorhanden. Auch Bollewick könnte man in die Route aufnehmen. Dann gehts in Richtung Abendbrot weiter nach Mirow in die Blaue Maus (Zwischenstationen mit Kulturprogramm sind individuell zu planen). Und von dort dann über Userin und Neustrelitz wieder nach Neubrandenburg, was bei den Gedanken auch der Ausgangspunkt war.

P.S.II: Die im Beitrag genannte TOP3 der besten bisher geprüften Restaurants ist quasi ohne Reihenfolge, wobei zwei davon "auf Wiedervorlage" stehen, da sich durchaus wesentliche Eigenschaften seit dem Besuch dort geändert haben. Nochmal zusammengefasst: Zur TOP3 gehören: berlin (Neubrandenburg)*, Leddermann (Waren)* und Blaue Maus (Mirow). Die mit * sind auf Wiedervorlage, da bei einem Koch und Besitzer gewechselt haben, beim anderen die Örtlichkeit. Daraus könnte man jetzt schließen, dass die Blaue Maus auf Platz 1 ist ... ... ...

In Schwerin war ich mal bei einem - wie ich es nannte - Multi-Kulti-Italiener. Neben entsprechenden Klassikern gab es auch Chop Suey, argentinische Steaks und vielleicht auch noch etwas aus der deutschen Küche. Die Erinnerungen schwinden langsam, zumal es das Lokal auch schon eine Weile nicht mehr gibt.Das Grundprinzip scheint es aber häufiger zu geben, wenngleich auch immer mit einer anderen Zusammensetzung.

Martin, ich und der Notar waren mal wieder essen (wurde ja auch langsam mal wieder Zeit) und landeten in einem Restaurant, dass man als mediterran bezeichnen könnte, wenn es noch Paella oder etwas anderes typisch spanisches angeboten hätte. Die griechische Küche war jedenfalls vertreten, die italienische machte den Hauptteil der Speisekarte aus.

Da es zum gesprochenen (s.u.) nicht wirklich viel zu ergänzen gibt, sei an dieser Stelle ein wenig über die Qualitätskriterien philosophiert. Natürlich spielen Atmosphäre, Service u.a. Kriterien auch eine Rolle, selbst ein Blick in die sanitäre Abteilung lohnt sich bei der Einschätzung eines Restaurants. Schwerpunkt bleibt aber immer das Essen und das Trinken. Und wenn man da ein "Standard"-Gericht bestellt, erwartet man dann auch etwas bestimmtes. Da ist es erfreulich, wenn bestimmte Speisen gesetzlich definiert sind. Das Wiener Schnitzel muss aus Kalbsfleisch sein, im Bier nur Hopfen, Hefe, Malz und Wasser usw. Aber auch ein paar andere, nicht verbindlich definierte Standards gibt es, wie diese Butter-Ei-Soße namens "Hollandaise" oder ein Gulasch, wo man jetzt nicht unbedingt grobe Apfelstücke drin erwarten würde, außer, es würde beispielsweise als Apfel-Leber-Gulasch tituliert werden (Gibts das Gericht schon? Wäre ja mal eine Idee ...).

Zum anderen ist die frische, handwerkliche Herstellung der Speisen ein wichtiges Kriterium. Tiefgefrorenes gekonnt auftauen kann ich auch selber machen, und seitdem der Geschirrspüler den Abwasch übernimmt, braucht es für derartiges Essen keine Gaststätte. Es ist erstaunlich, wie viel verschiedenes ein guter Koch auf den Teller zaubern kann, wenn man ihn ließe. Leider werden viele dann aber doch zum Fertigessen-Aufwärmer degradiert. Das ist keine gute Gastronomie, auch wenn uns das entsprechende Hersteller gern einzureden versuchen. Das ist Dutzendware/Industrieware, wo man sich nicht wundern muss, dass manche Gerichte in mehreren unterschiedlichen Restaurants gleich schmecken. Und wenn man schon Fertiggerichte verkauft, sollte man vor der Erwärmung mal auf die Packung gucken und die Bedienungsanleitung lesen, damit alles - im Rahmen der wenigen Möglichkeiten - bestens beim Kunden/Gast ankommt.

Aber nicht nur das Essen spielt eine Rolle. Auch die Getränke. Die werden meistens nicht in den Gaststätten selber hergestellt sondern fertig eingekauft. Aber auch damit will gut umgegangen sein. Eine schale Limonade gehört in den Ausguss und nicht ins Glas des Gastes, was natürlich auch für Bier und andere Getränke gilt. Die meisten Tees gehören mit kochendem Wasser übergossen, da kann man nicht ein Glas heißes Wasser erst an den Tisch bringen, damit dann der Gast das Beutelchen eintaucht usw. Ich denke, das Prinzip ist klar geworden.

Nun viel Spaß beim Hören.

War es Zufall, originelle Idee oder einfach nur eine falsch zusammengebaute Speisekarte? Aber wenn man den kulinarischen Katalog öffnet und er beginnt mit der Getränkekarte, dann kann man das auch als Wink mit dem Zaunpfahl verstehen. Wobei: Die Getränkekarte konnte sich durchaus sehen lassen, fand man darin nicht die übliche Mischung sondern auch - neben den Standards - eine Reihe Exoten, die neugierig machen und wiederholte Besuche zum Abarbeiten der geistreichen Getränke nahe legen. Das geht über Gin á la Monkey 47 über Cider bis hin zu hausgemachten Limonaden. 

Findet man dann die Speisekarte, zeigt die sich als bunte Mischung zahlreicher, aber übersichtlicher und Genuss versprechender Gerichte. Man soll ja mit Klischees und Verallgemeinerungen vorsichtig sein, aber: da ist für jeden was dabei. Und das in mehrfacher Hinsicht. Die verschiedensten Geschmacksrichtungen werden bedient - auch kasteiende - und auch die Preisbandbreite ist beachtlich. Nehmen wir mal nur die Hauptgerichte (oder das, was man darunter verstehen kann), so kann man für knapp 10€ satt werden, aber auch für knapp 30€. Mittagsgerichte gibt es sogar unter 7€. 

Ein schöner Abend nach einem gelungenen Tagwerk brachte uns ins Restaurant. Es fand sich auch noch ein Tisch, und so konnte das Tafeln beginnen. Es war wirklich ein schöner Abend, die Sonne schien von einem wolkigen Himmel und ich saß mit Blick auf unsere Konzertkirche, die herrlichst beschienen wurde. Das sah sehr angenehm aus, sollte sich später aber noch als kleiner Nachteil erweisen. Die anderen hatten eher einen Blick ins Restaurant und konnten so das Ambiente genießen, dass ich nur beim Betreten kurz wahrnahm. Angenehm, vielleicht etwas kühl, aber nicht ungastlich. Leicht irritierend war eher ein Luftzug, der durch die Lüftungsanlage verursacht wurde. Aber ein kleines Stühlerücken löste auch das Problem. Das ist der Vorteil, wenn man an einem runden Tisch Platz genommen hat. 

Aber der Service lief, also ging zügig, da es sicher blöd wäre, wenn er wirklich liefe. Die Karten kamen und in angemessener Zeit konnten die Bestellungen für die Getränke und das Essen (wie immer Vorspeise und Hauptgericht) abgegeben werden. Das Timing des Abends konnte als gut zusammengefasst werden: keine übermäßige Wartezeiten, aber auch kein Gedrängel am Tisch. Nur bei der Zubereitung von Mischgetränken muss wohl noch ein wenig geübt werden. Standards und Flaschenware kamen formvollendet an den Tisch. Ich war dabei etwas in Experimentierlaune und genoss mein mir neues Getränk mit einem herrlichen Blick auf den Turm der Konzertkirche, der immer noch von einer, mir nicht sichtbaren Abendsonne beschienen wurde. 

Die Vorspeise bekam dann auch ihren Auftritt. Zwei Suppen und ein paar Scheiben Bruscetta erschienen in Servicebegleitung am Tisch. Während die Spargel- (es gab eine Extra-Spargelkarte) und die Tomaten-Papaya-Suppe durchaus mundeten, waren die italienischen Brotscheiben nur ein müder Abklatsch ihres Vorbildes, obwohl sie recht ansprechend, vielleicht etwas überladen aussahen. Aber beim "frisch gerösteten Baguettebrot" stimmten alle drei Worte nicht. Es schmeckte alt, unter "geröstet" verstehe ich auch etwas mehr als nur angetrocknet und das Baguettebrot ist vielleicht unter dem Namen gekauft worden, war aber dann eher ein deutsches Baguette, also eher ein Kaviarbrot oder ein in Scheiben geschnittenes Brötchen. Die gehackten Tomaten oben drauf waren süß (Zucker und Salz verwechselt?), das Knoblaucharoma fehlte völlig. Das habe ich beim Italiener schon mal besser gegessen.

Den Hauptgerichten zu eigen war eine angenehme Größe der Portionen. Ob das der gewählten Vorspeise anzurechnen ist oder eher ein Zufall war, lässt sich nach einem einmaligen Besuch nicht einschätzen. Die Portionsgrößen an den anderen einsehbaren Tischen war schon mächtiger, aber es waren auch andere Gerichte. Auf der Karte steht auch ein Ribeye Dry Aged, was ich sehr verlockend finde. Da es aber auch das teuerste Gericht der Karte ist, muss die Küche erstmal zeigen, was sie kann, und so landeten drei andere Gerichte gut untertellert auf dem Tisch: Kalbsleber "Venezianische Art", auf der Haut gebratenes Zanderfilet und (von der Spargelkarte) Schweineschnitzel an frischem Spargel.

Wer irgendwann mal in Schule, Ausbildung oder Studium mit den Grundlagen der Elektronik zu tun hatte und sich dunkel an den Aufbau von Transistoren erinnert, wird NPN- und PNP-Transistoren zumindest als schon mal gehörte Begriffe wiedererkennen. PNP steht in der Kulinarik aber auch für eine besondere Art von Schnitzel: Paniermehl-Nichts-Paniermehl. Warum ich darauf komme? Ich weiß auch nicht. Aber auf die Idee, aus dem Schweinefilet ein Schnitzel zu machen, muss man erstmal kommen. Warum aber auch nicht, man kann auch edles Rinderfilet häckseln, in Soße ertränken und es Bœuf Stroganoff nennen. Das themenauslösende Schnitzel zeichnete sich durch eine carpacciohafte Dünne aus, dessen Panierung eine industrielle Herstellung nahelegte, was enttäuschte. Über die als "Bratkartoffeln" bezeichnete Beilage schweigt des Kritikers Höflichkeit, ebenso über die allgemeine Trockenheit des Gerichtetes, die sich in der nachträglichen Auswertung des Essens als Missverständnis bzw. Kommunikationsfehler zwischen Gast und Service herausstellte. 

Ob die venezianische Kalbsleber mit ihren Begleitern gut aussah und schön angerichtet war, kann leider nicht beschrieben werden. Zum Zeitpunkt des Servierens hatte die Abendsonne eine Stelle erreicht, die zwar immer noch den Turm der Konzertkirche beleuchtete, mir aber direkt in die Augen schien. So nahm ich das Bild auf dem Teller nur schemenhaft war. Aber wir haben ja durch diverse Berichte aus dunklen Restaurants gelernt, dass ein Nichtsehen des Essens die Konzentration der Sinne auf Geruch und Geschmack bedeutet. So war relativ einfach festzustellen, dass die beigelegten Zwiebeln wirklich mit Marsala zubereitet waren. Nur der namensgebende Knoblauch im Knoblauch-Kräuter-Pürree war sehr dezent. Was dem Püree als solchem übrigens nicht zum Nachteil gereichte, das war auch ohne sehr lecker und erfreulich selbstgemacht. Die Leber war auf den Punkt gegart, saftig, aber nicht "rare", mit einem Wort: superlecker. 

Dezent gewürzt scheint so ein wenig ein Grundkonzept zur Zeit in Neubrandenburg zu sein. An einigen Stellen hierorts werden an sich leckere Speisen angeboten, deren Würzung auf unterstem Level angesiedelt ist. Oder ist Salz oder Chili mittlerweile so teuer, dass man es nur noch wenig einsetzen kann, wenn man die Preise nicht erhöhen will? Das gute ist nur, dass man zumindest nachsalzen kann, wenn denn Salz zur Verfügung steht. Im Imbissbereich sieht das meist schwierig aus, im Restaurant steht eine entsprechende Menagerie auf dem Tisch. So konnte ein wenig nachgeholfen werden. Aber ins Innerste geht die Würzung dann auch nicht mehr. Was soll uns diese Philosophiererei sagen? Am Zander fehlte mindestens Salz. Weitere Details sind mir nicht mehr erinnerlich, die Begeisterung über das Essen hielt sich in Grenzen. 

Fassen wir zusammen: Eine ambitionierte Karte in einem angenehmen Restaurant, deren Umsetzung auf dem Geschirr noch etwas Luft nach oben lässt. Das Dry Aged Ribeye-Steak werde ich dort vorerst nicht bestellen, das Risiko ist mir zu groß, dass ich viel Geld für ein nicht perfekt zubereitetes Gericht ausgebe. Aber es lohnt sicher, "Das Krauthof" öfter mal zu besuchen und die Entwicklung zu verfolgen. Immerhin ist es noch nicht so lange offen, da läuft sich sicher noch was ein. 

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Da glaubt man, eine gute Idee zu haben, und im Nachhinein ist sie doch etwas überlegenswert. Oder es mangelte nur ein wenig an der Ausführung in der besonderen Situation. Na, hinterher ist man immer schlauer. Deswegen bitte nicht wundern, dass die Aufnahme diesmal etwas halliger klingt als sonst. Aber wenn man mit ungewohnter Technik arbeitet ...

Eine der zu Grunde liegenden Ideen war, dass wir bei unserem kleinen Restauranttest unsere Eindrücke möglichst frisch in eine Audiodatei pressen, um es möglichst authentisch rüber zu bekommen. Angedacht war, dazu zu den Restaurantbesuchen ein Mikro mitzunehmen und gleich auf der Heimfahrt (aber nicht gleich in der Gaststätte!) ein lauschiges Plätzchen zu finden und die Bewertung aufzunehmen. Frisch vom Tisch also.

Aber vielleicht ist es doch besser, das Ereignis doch etwas sacken zu lassen, eine Nacht drüber zu schlafen (oder mehr) und dann etwas geläuterter darüber zu philosophieren, wie gut Vorspeise, Hauptgericht, Dessert, Kaffee und Service waren. In der Radiosendung und auch in unten anhängender Audiodatei (ist ja die gleiche Aufnahme, nur ohne Musik) befindet sich so ein frischer Eindruck. Zwischen abschließendem Bezahlen und Aufnehmen lag keine halbe Stunde.

Aber schon aus Sicht des Zeitpunktes der Niederschrift dieser Worte hat sich meine Meinung schon in einigen Punkten etwas relativiert. Was nicht heißen soll, dass meine unten zu hörenden Meinung falsch geworden ist, nur möchte ich - nicht mehr im Suppenkoma - einen Punkt etwas herausstellen, der zwar kurz erwähnt wird, dem ich aber als Kritikpunkt größere Bedeutung beimessen möchte. Die Portionsgröße. Ich weiß, es ist mein Lieblingsthema.

Punkt 1 (und das ist durchaus positiv vermerkt, weil es nicht selbstverständlich ist): Laut Speisekarte gibt es alle Speisen auch in einer "Seniorenportion"*. Leider habe ich keine gesehen, aber selbst, wenn man von 2/3 der normalen Portionsgröße ausgeht, vermute ich selbst hier eine Übergröße.

Punkt 2: DIE PORTIONEN SIND (mal wieder) EIN ANSCHLAG AUF DIE GESUNDHEIT. Ein Bauarbeiter, der den ganzen Tag mit einer Schubkarre Zement in den 4. Stock karrt (ohne jede motorisierte Hilfe) verbraucht dabei nicht mehr Energie, als eine normale Portion liefert. Gerade auch bei Bratkartoffeln, was naturgemäß nicht die kalorienärmste Zubereitungsform der leckeren Knollen ist, sollte man auf eine bewusste Dosierung achten. Ich habe ca. die Hälfte von dem gegessen, was ich auf dem Teller hatte und die Portion, die wieder zurück in die Küche gegangen ist, wäre in einem halbwegs kalorienbewussten Restaurant auf 2 Tellern gelandet.

Aber genau das ist der Punkt, und deswegen soll diese Kritik auch nicht überbewertet werden, sondern als kleine Ergänzung zum Audiofile einfließen: Man muss ja einen Teller nicht leer essen. Sicher: Es ist schade um die wieder zurückgehenden und damit entsorgten Lebensmittel, aber irgendwie müssen wir die Wirte doch mal dazu bringen, endlich vernünftige Portionen auf die Teller zu bekommen. Die sollen lieber eine Dessertkarte (nicht nur eine Eiskarte) in ihr Portfolio mit aufnehmen, falls wider Erwarten doch mal jemand nicht satt geworden ist. Oder vielleicht kann man sich mal ein Nachschlag-System einfallen lassen? Oder dreht das "Senioren-Portion"-System doch einfach um. Bietet grundsätzlich kleinere, vernünftige Portionen an und gegen einen kleinen Aufpreis einen zusätzlichen Schlag mit auf den Teller.

So, nun zum Audio. Viel Spaß. 18

Weitere Infos zum Radhaus Jürgenstorf gibt es hier.

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*) Nebenbei bemerkt: An dieser Stelle schreibe ich mal einen Preis aus für einen sinnvollen neuen Begriff für "Seniorenportion", weil dieser den Sinn nicht trifft. Stellt sich die provokante Frage, ob diese Portion minderdentalfreundlich püriert ist, oder geschmacksbeeinträchtigt überwürzt? Oder eben einfach nur kleiner, was gemeinhin damit verbunden wird. Aber auch als Nicht-Senior möchte man manchmal nicht so viel essen und eine kleinere Portion bestellen ...

2

Nicht wirklich schön ist, wenn ein gesetzlicher Feiertag auf einen Sonntag fällt. Das ist Verschwendung. Aber es gibt da Feiertage, die von einigen Leuten freundlich ignoriert werden. Sportler zum Beispiel. Die Kämpfen auch an Feiertagen miteinander (oder gegeneinander). Das mag ja noch angehen. Zumal man als Zuschauer hinreichend Zeit hat, sich das kostenpflichtig anzusehen. Aber ob an einem solchen Ruhetagsdoppel wirklich jemand mit einem lauten Krangetier neben einem gastlichen Ort die Straße hoch und runter fahren muss, blieb an diesem Tag ungeklärt. Das Essen schmeckte trotzdem.

Nach der wohlwollenden Betrachtung eines Fußballspiels der Kreisliga und der spontanen Idee, doch noch ein Abendbrot zu sich zu nehmen, kehrten mehr oder weniger hungrige Menschen in ein Gasthaus am Heimweg ein und bestellten Atzung. Was dabei passierte (und was nicht), ist in nachfolgender Audiodatei ausführlich zu hören.

Link

Eigentlich müsste ich diesen Artikel im Blocksatz schreiben; das steht zumindest auf meinem Notizblock. Auf dem Zettelblock, der die Todo-Liste ersetzt, stand der Name und der Ort schon länger, aber man muss seinen Wohnblock schon mal verlassen, um überhaupt da hinzukommen, wo es Speisen zum Essen gibt. Blockt deshalb nicht ab und lest, wie es uns ergangen ist, als wir - leicht durchgefroren - von der Betrachtung eines Fußballspiels mehr Überraschungen im Anschluss erfuhren als beim Match. Wobei Matsch eine kleine, nicht weiter erwähnte Nebenrolle spielte. Aber das nur nebenbei.

Da ich mich mit Fußball nachgewiesenerweise nicht auskenne, fiel mir in dem Zusammenhang kein naheliegendes Wortspiel mit "block" ein, was - und damit hört die Formulierungsfraktur auch auf - zu einem ungewohnt direkten Weg zum Essen führt. Verbunden mit dem sportbetrachtenden Ausflug wurde also mal wieder gegessen und der Weg führte ins naheliegende Umfeld. Dort war mir durch Vorbeifahrt schon einige Male ein interessantes Gebäude aufgefallen, das zur Einkehr einlud. Ein Blick auf die Online-Speisekarte und ein kleines vorauseilendes Image versprachen einen angenehmen Abend, da es hinterher doch einiges zum Lästern geben würde.

Aber der Reihe nach. Die Anreise erfolgt problemlos und auch Orientierungslegastheniker im Straßenverkehr sollten hinfinden, da eine Bundesstraße direkt an vorbei führt. Die kleine Kunst ist der perfekte Ort zum Verlassen der B-Straße, aber auch hier helfen Schilder und leiten auf einen hinreichend großen Parkplatz, der erst zu klein werden würde, wenn jeder einzelne Stuhl im Gastraum durch einen Alleinfahrer besetzt werden würde. Die Speisekarte ist unaufgeregt übersichtlich: klassische Vorspeisen, Hauptspeisen mit Burgern (auch vegetarisch), Mecklenburger Klassikern, Fisch, Schnitzel, Steak, Hähnchenbrust, ein paar Eisbecher, Kuchen, Getränke. Eigentlich - was das Essen betrifft - alles, was man auch anderswo findet, weil es irgendwo einen Convenience-Hersteller gibt, dass das in der Gasthaus-Küche nur noch aufgewärmt und angerichtet werden muss ... Ihr kennt solche Läden.

Wusstet Ihr eigentlich, dass man Würzfleisch auch selber herstellen kann und nicht aus Glas, Dose oder Tetrapack nehmen muss? Die "kleine" Vorspeise, die - ergänzt durch einen ordentlichen Salat - durchaus auch eine kleine Hauptspeise hätte sein können, kam gewohnt käseüberbacken, toastbeigelegt und worcestersaucenbegleitet auf den Tisch. Rückblickend würde ich behaupten, dass das Würzfleisch etwas mit dem im weiteren Verlauf verspeisten Brathering (sauer eingelegt) gemeinsam hat: sollten sie nicht selbst hergestellt worden sein, kommen die beiden von einem vermutlich handwerklich arbeitenden Erzeuger und sind gut ausgewählt. Ich habe schon Ragout fin oder Würzfleisch namenloser und namhafter Hersteller gegessen; alle haben gegenüber dem hier besprochenen versagt. Letztendlich stört auch nicht, dass die Worcestersauce die falsche war, aber das sind persönliche Geschmäcker. 😉

Nach geltenden Bestimmungen ist zum Beispiel ein "Wiener Schnitzel" in Form und Zusammensetzung klar definiert: ein dünn geschnittenes ausgeklopftes Kalbsschnitzel, in Mehl, Ei und Brösel paniert und in viel Butterschmalz gebraten. Wird ein Schweineschnitzel paniert, darf man es höchstens "Wiener Art" nennen. Leider gibt es solche Regeln nicht für alle Standards. Zumal es für manche Gerichte auch keine Standards gibt. Soljanka ist da ein gutes Beispiel. Selbst in der Herkunftsregion findet man in jedem Haushalt ein anderes, wirklich einzig wahres Rezept. Aber selbst unter Berücksichtigung dieses Gesichtspunktes muss man leider sagen, dass das, was da als Soljanka angeboten ist, keine Soljanka ist. Wobei sich die Kritik nicht auf die Qualität der "Suppe" bezieht. Die ist durchaus wohlschmeckend, vollfleischig, tomatig, aromatisch, lecker. Nur eben keine Soljanka. Es war wohl nur etwas viel Raucharoma (BBQ-Soße?) drin. Übrigens: multifunktional ist sie auch. Ihre Qualität findet sich beim Zigeunertoast wieder, einer Kreation aus Toastbrot, mit einer Masse belegt, die gut die Soljanka in streichfähig sein könnte, und mit Käse überbacken. Lecker.

Steak zubereiten ist eine kleine Kunst, ein Können, das nicht jedem gegeben ist. Große Hitze, kurz eingewirkt, für die Kruste und wenig Hitze zum Punktgaren, dann wird es richtig gut. Vor allem, wenn man einen guten Fleischlieferanten hat (was prinzipiell gegeben ist, wobei ich noch nicht aus eigener Erfahrung weiß, ob der Fleischer wirklich gutes Steakfleisch produzieren kann, andere Produkte sind aber sehr gut). Das Fleisch war wie bestellt medium, aber es hätte durchaus noch etwas besser zubereitet sein können. Die Bratkartoffeln waren selbst gemacht und die Küche gab den Kartoffeln die Möglichkeit, ihr eigenes Aroma möglichst ungestört zu entfalten ... Natürlich kann man das Würzen mal vergessen; wir unterstellen dies mal als der Hektik geschuldete Ausnahme und nicht als Regel. Dafür war die Hollandaise auf dem TK-Gemüse (es ist Winter, was soll's?!) sehr dicht an selbst aufgeschlagen, was wir mal unterstellt haben.

Das Servicedrumrum sei auch noch schnell geklärt: Sonderwünsche wurden erfüllt, der Espresso kam mit Wasser, der Cappuccino war lecker, nur einmal wurde ein fehlendes Besteck nicht bemerkt; das war mit dem Vorspeisenteller verschwunden. Die Rechnung wurde sauber und ohne Nachfragen auf die Gäste aufgeteilt. Und dass wir überhaupt einen Platz und was zu Essen bekamen, obwohl alles für diverse Familien- und verspätete Weihnachtsfeiern (ja wirklich) reserviert war, ist auch dem guten Service zu verdanken.

Zusammenfassend kann man sagen, dass im Blockhaus Boldekow eine ehrliche, gute Küche geboten wird, die zwar noch ein bisschen Luft nach oben lässt, aber auf einem guten, unerwarteten Weg ist. Es wird auch jeder satt (positive Formulierung für: für die meisten könnte die Portion zu groß sein). Das Ambiente - das Blockhaus ist wirklich aus Bohlen zusammengesetzt, was man nicht nur außen sieht, sondern auch innen spürt - ist angenehm rustikal und gemütlich. Ein bisschen ist es schade, dass es noch so neu und ordentlich aussieht, aber der Charakter kommt sicher noch. 😉

*singt* "Wochenend' und Sonnenschein. Und dann mit Spaß am See allein. Mehr brauch' ich nicht zum Glücklichsein. Wochenend' und Sonnenschein." *Singsangende* Der Schlager sagt es, dass es schön am Wasser ist. Und so bieten sich wassernahe Regionen gern mal als Ausflugsziel. Das wäre doch mal ein schöner Ausflug: Einen Tag am Strand verbringen, danach einer Zugbrücke bei der Arbeit zuschauen und anschließend in ein Restaurant. Dafür kann man sich auch mal etwas ins Auto setzen und durch die mecklenburg-vorpommersche Landschaft cruisen. Auch der Weg ist das Ziel.

Bei dem Ausflug liegt es nahe, auch in maritimer Atmosphäre zu speisen. Und man speist nicht schlecht. Unser Besuch im Restaurant war durchaus einer der besseren, zumindest, wenn man sich auf den eigenen Tisch und das Geschehen darauf konzentriert. Beim Betreten der gastlichen Stätte und dem suchenden Blick nach einem freien Tisch wird einem schnell geholfen. Es hilft, ein paar Schritte hinein zu machen, ansonsten sieht man "nur" in ein großes Aquarium. Dieser Fisch steht nicht auf der Karte, aber anderer.

Am Tisch angekommen wird man mit der Menükarte versorgt. Kulinarische Spezialitäten der Region, aber auch internationale Küche wird geboten, für die frische Zubereitung spricht die übersichtliche Karte und ein entsprechendes Versprechen auf der Webseite. So gibt es als Beilage zum Beispiel keine Kroketten, aber welches Restaurant macht die auch selber? Aufmerksame Höflichkeit begleitet den Service und so stehen die bestellten Getränke schnell auf dem Holztisch und auch die Vorspeisen erreichen ihn in sinnvoller Zeit.

Die Wruke war mal ein Arme-Leute-Essen und selbst heute noch sehen viele sie als Viehfutter, weil sie sie mit einer Futterrübe verwechseln. Aber die Steckrübe ist eine wunderbare Basis, eine schöne Suppe zu kochen. Beispiele gibt es dafür bei EiTV und im Blog. Aber genau so wenig, wie andere Gerichte standartisiert sind, gibt es natürlich auch hier Varianten. So "fehlten" in der Restaurantvariante die Kartoffeln, die ich immer mit dazu gebe. Aber man muss auch keine Kartoffeln ran machen. Man muss auch nicht mit den Kräutern übertreiben. Die Steckrübensuppe war trotzdem einfach nur lecker. Das traf übrigens auch auf die Strauchtomatensuppe zu. Nun mag man sich denken, Tomatensuppe ist Tomatensuppe ist Tomatensuppe. Aber die angebotete hatte einiges, was man oft bei solchen Suppen nicht hat: angenehmen, ausgewogenen Geschmack und sogar Struktur, die sonst meist hoffnungslos verkocht ist. Hier aber sprang förmlich die Frische aus dem Schüsselchen, in dem sie serviert wurde.

Wobei das -chen eine hemmungslose Übertreibung ist. Das ist aber auch beinahe der einzige wesentliche Kritikpunkt. Für eine Vorspeise waren beide Suppen einfach etwas überdimensioniert. Wir hatten schon Angst, dass sich das auch auf das Hauptgericht ausdehnen wird, aber die waren erfreulicherweise in einer sehr vernünftigen Größe. Die Auswahl in der Karte war genauso erfreulich aufgeräumt, es war aber trotzdem für viele Wünsche was dabei: mehrere Fisch- und Fleischgerichte, auch an die Vegetarier war gedacht. Schade, dass die Speisen, die vor dem Restaurant auf Aufstellern zu sehen waren, nicht alle in der Karte Widerhall gefunden hatten. Aber das zieht sich durch, auch die Karte auf der Webseite ist aufgeräumter (wenn auch schon vor einiger Zeit) als das Vor-Ort-Exemplar.

Eine norddeutsche Spezialität, an der sich die Geister scheiden, fand sich auch auf der Karte: Labskaus. Ich konnte nicht widerstehen und wollte das probieren. Meine bisherigen Versuche auf diesem Gebiet waren von abgepackter Dosenware ekligster Art geprägt, so dass ich gespannt war. Es gab zwei wesentliche Unterschiede zu dem, was sich auf dem Teller präsentierte: es schmeckte und es sah völlig anders aus, als das, was ich bisher aß. Beide Punkte hängen vermutlich auch ursächlich zusammen, da hier die Zutaten nicht zu einer großen Matschepampe vermengt waren. Auch fehlte ein in den Dosen immer wieder anzutreffendes Aroma, was zum großen Vorteil geriet. Zwei Spiegeleier, der Rollmops, die Kartoffeln, die Gewürzgurken und die Roten Bete waren deutlich sicht- und unterscheidbar auf dem Teller arrangiert und unter den Eiern fand sich auch das gepökelte Rindfleisch. Das mag nicht jedermanns Sache sein, ist es in der Konsistenz doch gewöhnungsbedürftig. Man stelle sich gekochtes Cornet Beef vor (was es im wesentlichen ja auch ist). Vermischt mit dem Eigelb und in Anwesenheit von Gurkenfragmenten und Betesegmenten auf der Gabel wird alles zu einem Gaumenkitzel.

Fleisch wird im Restaurant gern gegrillt. Und wenn man ein Fleischgericht bestellt, hat es entsprechende Grillspuren. Es war nicht genau festzustellen, ob die Grillaromen vom Fleisch selber oder von einem vorher gegrillten Fleischstück kamen, aber an ein paar Stellen waren sie beim zweiten Hauptgericht doch sehr dominant. Ansonsten war es aber in Ordnung und vor allem das Buttergemüse (anderswo doch manchmal etwas einfallslos und labsch) war hier eine leckere Mischung aus Möhre, Wruke, Kohl, Zucchini und anderen Früchten. Die hohe Kunst der Sättigungsbeilagen sind unter anderem Bratkartoffeln, die im konkreten Fall wunderbar gelungen waren.

Was übrigens alle Gerichte auszeichnete, war die perfekte Esstemperatur, mit der sie auf den Tisch kamen. Man lief nicht Gefahr, sich die Zunge zu verbrennen/verbrühen, konnte sich aber genauso sicher sein, dass nicht die letzten Bissen kalt gegessen werden müssen. Die richtige Temperaturen waren auch zu finden in den Getränken, die aufmerksam und in bester Servicemanier auf den Tisch kamen. Leere Gläser wurden genauso erkannt wie leere Teller. Ersteres wurde natürlich aufgefüllt, letzteres korrekt abgeräumt. Und auch der abschließende Espresso kam so, wie er kommen sollte. Der Cappuccino natürlich auch. Einfach und ehrlich.

Die Insel Usedom ist immer eine Reise wert. Es gibt so viel zu sehen, einen inselumfassenden Ostseestrand in vielen Varianten. Man kann die Insel über Anklam befahren, dort einen schönen Tag verbringen und abends wieder über Wolgast verlassen. Dort, fast gleich neben der Brücke, befindet sich auf der Schlossinsel "Der Speicher" - ein Hotel, eine Pension und das Restaurant, in dem wir waren. Das kann man ruhig weiter empfehlen, um im kleinen Kreis und in angenehmer Atmosphäre zu essen und zu trinken. Ein zeitgleich im größeren Rahmen stattfindendes Familienessen stand, wie die Beobachtung zeigte, nicht unter einem guten Stern. Da ging einiges schief. Mehr dazu in der Audiodatei. Vielleicht wurde der Tisch an einem Montag vorbestellt ...

So ein Auto ist ein komplexes Ding. Und damit es alle Erwartungen erfüllt, müssen viele Teile gut zusammenspielen. Damit meine ich nicht nur die Technik. Aber auch. Der Motor liefert die Leistung, der Fahrer bestimmt die Energiezufuhr und mit Gangschaltung und Lenkrad auch die Richtung von Kraft und Fahrzeug. Letztendlich sind es dann die Reifen, die die Kraft auf die Straße bringen und das Auto vorantreiben. Aber sie sind es nicht allein, die das optimale Ergebnis erbringen. Motor vor und Mensch hinter dem Lenkrad gehören auch dazu. Und das Getriebe dazwischen. Und der Sprit im Tank, nicht zu vergessen.

Im Restaurant sieht es nicht anders aus. Küche und Service arbeiten Hand in Hand, hochwertige Produkte werden verarbeitet und der Gast freut sich an dem, was da auf Teller oder Schieferbrett, in Schüssel und Tasse zu ihm kommt. Ganz zum Anfang baut sich aber - das ist beim Autokauf ähnlich wie beim Restaurantessen - eine Erwartung auf. Im Prospekt, im Restaurant gern Speisekarte genannt, liest sich alles sehr schön; aber ob dann die Leistung auf die Straße bzw. auf den Teller kommt, zeigt sich erst nach Abschluss des Kaufvertrages.

Qualität hat ihren Preis - das ist unwidersprochen. Wobei nicht alles, was teuer auch gut ist. Was ein Restaurant betrifft, so bezahlt man am Ende nicht nur, was man auf dem Teller hatte, sondern auch den Ort, das Ambiente, den Ruf und die Lage. Trotzdem muss das Verhältnis zwischen dem eigentlichen Produkt des Hauses und dem Listenpreis noch in einem guten Verhältnis stehen. Sonst kommen wir irgendwann in die von Sebastian Pufpaff (Programm "Auf Anfang") so schön beschriebene Situation, dass der Koch einem einen leeren Teller hinstellt und meint, er habe dafür eine halbe Stunde an ein hervorragendes Gericht gedacht. Und dafür wird dann noch ordentlich Geld bezahlt.

Doch genug philosophiert. So finde ich den Einstieg offensichtlich nicht. Vermutlich bin ich noch etwas hin und her gerissen vom Besuch des Restaurants. Immerhin, es war das erste Haus am Platze. Zumindest kann man auf den Gedanken kommen, wirft man alle augenscheinlichen Argumente in die Waagschale. Lage, Ambiente, Preisstufe, Gerichte. Schaut man auf der Facebookseite nach (habe eine kleine Stichprobe gemacht), liest man auch nur begeisterte Kommentare. Kollege Volksmund ist da durchaus differenzierterer Meinung. Es muss wohl schon ein paar Enttäuschungen gegeben haben. Wo die genau lagen, ist aber nicht bekannt, aber so ist das nunmal in der Gerüchteecke.

Bleibt also der eigenständige Test. Gegenüber den Mit-Essern war ich diesmal im Vorteil, da ich das Restaurant schon mal besucht hatte; die anderen waren etwas von den Eindrücken anderer geleitet. So ging ich mit den positivsten Erwartungen hinein und wurde nicht enttäuscht. Es ging beinahe zu perfekt zu, nicht einmal ein kleiner Lapsus, der beim ersten Besuch passierte, wiederholte sich, was ich schade fand; ich fand es zu süß, wie seinerzeit die halbe Servicemannschaft auf der Suche nach DEM Fischmesser war. Damals wie jetzt hatte ich Fisch bestellt. Wobei die Frage gestellt werden darf, ob das Fischmesser auch die beste Ausstattung für den Gast ist, wenn für Beilagen zum Fisch ein richtiges Messer angesagt wäre. Aber ich jammere schon wieder auf hohem Niveau.

Das hat übrigens einen guten Grund. Alles in allem haben wir nämlich sehr gut gegessen, in Schulnoten wäre es eine 1-. Vorspeisen, Hauptgerichte und Desserts waren lecker, die Karte eher übersichtlich, was aber für eine frische Zubereitung der Speisen spricht. Der Blick in die offene Küche war durchaus aufschlussreich; teilweise konnte man der Zubereitung der eigenen Speisen zuschauen, was der Lust am Essen durchaus förderlich war. Der Service bewältigte alle Aufgaben zur besten Zufriedenheit, man fühlte sich wohl. Nur ein Rätsel blieb ungelöst. Was war wohl in dem blitzblank blitzenden 10-L-Zinkeimer, der mehrfach durch den Gastraum getragen wurde? Da fehlt der Küche wohl eine Hintertür ...

Einzelheiten über die Gerichte erspare ich mir. Meine beiden Erfahrungen mit dem Restaurant zeigen, dass hier öfter mal an der Karte geschraubt wird. Lest ihr diesen Text also später, ist das, was wir gegessen haben, vielleicht gar nicht mehr dabei. Als Extrakt bleibt, dass ambitioniert, aber nicht abgehoben gekocht wird. Bei aller Güte ist aber immer noch Luft nach oben. Und ein Fauxpas ist bei dem kleinen Minus an der Eins auch mit dabei. Aber man steckt im Fleisch auch nicht drin und manchmal merkt eben erst der Gast, wenn das Kalbsfilet nicht zart und saftig ist. Worauf das wohl zu lange oder zu warm gewartet hat? Schade nur, wenn das gerade beim teuersten Gericht der Karte passiert. Ich hoffe, ein Einzelfall.

Wer völlig vollgefressen aus einer Gaststätte rollen möchte, der ist hier falsch. Wer in angenehmer Atmosphäre, wohl umsorgt vom Servicepersonal, in vernünftiger Portionsgröße lecker speisen möchte, dem sei das Restaurant "Chamäleon" am Neubrandenburger Marktplatz sehr empfohlen. Es ist noch relativ neu in der Stadt. Wie ein Auto muss auch ein solcher Betrieb erst "eingefahren" werden, damit die Prospektwerte (s.o.) auch immer auf den Teller kommen.