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... dann kann er was erzählen. Weil wir hier aber nicht am Stammtisch, sondern im Blog sind, wird nicht erzählt, sondern geschrieben und gelesen.

Unlängst fuhr ich mal an die Ostsee, aber nicht, wie sonst immer, auf die Insel Usedom, sondern in die Darß-Nähe nach Barth. Das geschah auf den Wunsch einer einzelnen Dame, die natürlich mit fuhr, genau wie ihr Mann. Nachdem wir den eigentlichen Grund der Reise abschließend genossen haben, spazierten wir durch den Hafen auf der Suche nach einer Käffcheneinnahmemöglichkeit.

Bestellung ok, Ambiente schön, Bedienung höflich. Aber jetzt die Frage: Wenn wir einen großen Cappuccino, einen Latte Macchiato und eine Hopfenkaltschale bestellen, wie viele Posten sollten sich dann auf der Rechnung befinden? Laut meiner in der Ausbildung enthaltenen Mathematik würde ich, wenn auch ziemlich grob, auf die Zahl Drei schätzen. Es gab aber noch "Diverses" für  einen Euro.

Was versteht man unter "Diverses"? Der Spekulation sind Zeit und Raum geöffnet: Nachsaisonaufschlag, Möbelnutzung, Ausblick genießen, herumhängende Taucherausrüstung begaffen? Oder muss man jetzt das Papier, das um den Fuß der Biertulpe gelegt war, inklusive seiner Entsorgung selber bezahlen? Möglicherweise haben wir uns auch dadurch rechnungswirksam benommen, als die die Kekse zu den Kaffeegetränken gegessen und die Zuckertütchen eingesteckt hatten. Man gönnt sich ja sonst nichts.

UPDATE (30.10.2009): Bei einer Nachfrage in einem hiesigen Kaffee-Bistro, was wohl dieses "Diverse" zu bedeuten hätte, konnte die Fachangestellte das auch nicht erklären. Auf der Rechnung gab es dann auch kein "Diverses".

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Mit manchen guten Bekannten trifft man sich leider nur selten. Wenn es dann aber doch mal soweit ist, geht man gern etwas Essen. Der letzte Besuch führte uns in ein griechisches Restaurant, der aktuelle sollte italienisch begleitet werden. Das war der gedankliche Ansatz und er war für gut befunden worden. Aber Wunsch und Wirklichkeit liegen manchmal arg weit auseinander.

Der erste Schock des Abends: Der Italiener, den wir uns als Gastgeber ausgesucht hatten (ich hörte mal davon, dass dort selbst Lebensmittelkontrolleure gern essen gehen), war geschlossen, ein großes "zu Vermieten"-Schild gab keine Hoffnung, dass er jemals wieder öffnen würde, schon gar nicht an dem Abend. Also wurde überlegt, wo fußläufig erreichbar der nächste Pastakocher stehen könnte.

Kollege Volksmund pflegt manchmal zu sagen: "Der erste Gedanke ist der beste." Hier irrte der Fachmann, und der Laie wunderte sich gar nicht mehr. Die Wahl fiel auf eine Lokalität, die gefühlt im wöchentlichen Rhythmus seine Küche und seinen Charakter wechselt. Es war aber noch der Italiener, von dem ich vor einiger Zeit gelesen hatte und wechselte auch während unseres Aufenthaltes nicht den Pächter. Die Speisekarte durchforschte ich nur kurz nach der Vorspeise und dem Hauptgericht, dass ich so gern beim ursprünglich geplanten Restaurant gegessen hätte und wurde fündig.

Fangen wir mal hinten an. Der Cappuccino zum Schluss war gut, obwohl der Kellner den Zucker vergaß. Maßgabe für die Qualität waren a) der Geschmack und b) die Tatsache, dass ich erst um 2 Uhr den Weg ins Bett gefunden habe. Als Nicht-sehr-häufig-Kaffee-Trinker passiert mir sowas schon mal. Die Spagetti frutti di mare hatte ich anderswo auch schon mal besser gegessen; unter al dente verstehen mein Tischnachbar (Rigatoni) und ich augenscheinlich was anderes als der Koch. Zwei Frechheiten waren allerdings die Vorspeisen. Beide kamen wohl aus der Mikrowelle. Bei einer Tomatencremesuppe lasse ich mir das sogar noch gefallen, stellt man sie doch in größeren Mengen her und friert sie portionsweise ein. Wenn sie dann aber schmeckte, als ob sie aus der Discounterdose stammte, tut man damit vermutlich dem Discounterprodukt keinen Gefallen.

Die Krönung war das Carpaccio, zugegeben eine heikle Speise, bei der sich die Qualität der Küche offenbart. Wunderschön marmoriertes Rinderfilet wurde in hauchdünne Scheiben geschnitten, auf einem mit einer Vinaigrette und etwas Eisbergsalat (weglassen!) benetzten Teller angerichtet und mit ein paar Champignonscheiben garniert. Ein paar Parmesanhobelspäne wären nicht schlecht gewesen, dafür wurde aber frisch gepfeffert. Die Kunst beim Carpaccio ist das hauchdünne Zuschneiden des Rinderfilets. Normalerweise lässt man das frische Filet ("Sushiqualität" sollte es haben) leicht anfrieren und hobelt dann förmlich mit einem sehr scharfen Messer die Scheiben herunter. Nicht so in besuchter Speisegaststätte: Das tief gefrorene Fleisch wurde mit der Mikrowelle angetaut, was die Scheiben mit einem gar nicht delikaten grauen Rand und spürbaren Überresten von Eiskristallen hinterlies. Bäh! Wie kann man aus vernünftigen Zutaten so einen Mist machen?

Die Fragen, die bleiben: Warum setzt sich Qualität nicht durch? Wieso muss ich für ein Essen 22,50 € bezahlen, dessen kulinarischer Wert weit darunter gelegen hat? Liegt es doch nur wieder an der "Geiz-ist-geil"-Mentalität? Geiz ist eklig! Wo kann man in der Region noch gut italienisch essen? Zu dem Italiener gehe ich jedenfalls nicht wieder.

Einer schönen Sitte und Tradition folgend trifft man sich gern mal Samstag Abends, um sich reihum gegenseitig zu bekochen und danach einen schönen Film zu schauen. Dieser war zwar eher mittelprächtig, eine deutsche Komödie mit Til Schweiger, soll hier aber nicht das Thema sein.

Als ich mit einer Schüssel voll Rotkraut-Birnen-Salat bei den Gastgebern ankam, blubberte es lecker im Topf. Ich wusste zwar nicht genau, was es geben sollte, aber es war ein Ein-Topf-Gericht, bei dem verschiedene Gemüse (mehrheitlich wohl Zucchini) eine wesentliche Rolle spielten. Kurz vor dem Servieren stellte sich aber heraus,  dass eins der verarbeiteten Gemüse eine gewisse, unüberwindliche Bitternote ins Essen gebracht hat. So mussten wir auf Plan B "Pizza" umsteigen.

Die Idee war gut, die Ausführung weniger. Alle Pizzen wiesen eine übertriebene Röstung am Boden auf; ich war froh, dass ich nicht den Käse im Rand mitbestellt hatte, den konnte man vor schwarzem Boden nämlich gar nicht essen. Zu später Stunde nach Hause gekommen, studierte ich die Preisliste und fand merkwürdiges. Auch hier meine ich nicht das augenscheinliche, also dass Menükartenbild und Pappschachtelinhalt optisch nicht viel gemeinsam hatten. Ich hatte die Pizza "Alaska" mit frischem Knoblauch und Meeresfrüchten. In der bestellten Größe kostete sie 6,90 €. Die Grundpizza "Bronx" (3,40 €) zusammen mit frischem Knoblauch und Frutti de Mare (je 0,90 €) hätte allerdings nur 5,20 € gekostet.

Normalerweise ist doch etwas selber zusammengesetztes eher teuerer als das Standard-Produkt. Komisch. Ich verstehe es nicht.

An zentraler Stelle (geometrisch-geografisch) in Neubrandenburg steht ein großes Einkaufscenter, dass nicht nur zum Shopping, sondern auch zur Nahrungsaufnahme einlädt. Bezieht man die nähere Umgebung mit ein, hat man vom Holzkohlegrillwasserkocher erwärmter Wiener, elektrogegriller Bratwurst, diversen Fischgerichten, Dönervariationen, Wokspeisen, gutbürgerlicher Küche, belegter Brötchen und anderer Snacks, Satellitenhamburgern bis hin zu Eis und Kuchen eine riesige Auswahl.

Aber es gibt da auch die eine oder andere kleine Paradoxie dabei. Klein ist diese beim Dönerstand, der auch Grillhähnchen anbietet (ok, dreht sich beides, eins horizontal und das andere vertikal). Auch die Eigenheit, dass es das beste einfach Eis im Center beim Hamburgerbrater gibt, könnte darunter fallen, meine ich aber auch nicht. Wirklich paradox ist, dass man zum Bratheringsessen zum Fleischer gehen muss.

Pizzabäcker, zumal die in der Werbung auftretenden, weisen meist kein sehr hohes Humorpotenzial auf. Und wenn, dann nur auf unfreiwilliger Basis. Aber wenn man das Marketing von der eigentlichen Herstellung trennt, wie wir es ja bei Franchise-Systemen haben, dann könnte ja sowas passieren.

Eine bundesweit agierende Pizzaservicekette ist ja auch in Neubrandenburg backend und ausfahrend aktiv. Am Sonntag hatte ich da mal wieder ihre Speisekarte im Briefkasten, verbunden mit der dringenden Bitte um Rückruf. Das werde ich zwar noch etwas aufschieben, aber amüsiert haben mich die Pizzen der aktuellen Thai-Wochen schon: Scam-Pi, Sho-Ten, Shi-Li. Und alle zusammen als Thai-Mal-Drai.

Ich find's witzig. Die Frage ist dann immer nur: Wieso sind die Gerichte, die mich am meisten interessieren, immer die teuersten? Spricht das für meinen guten Geschmack, oder nur für einen teuren? 😉