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Zuerst die gute Nachricht: Neubrandenburgs Heim-Kulinarik-Landschaft ist um eine Attraktion reicher. Die schlechte: Wirklich neu ist sie scheinbar nicht.

Wie ich dieser Tage meinem Briefkasten entnahm, hat sich im Reitbahnviertler Schimmelweg ein "neuer" Lieferservice für Pizza, Pasta, Aufläufe und derlei Aufwärm- und -backconvenience angesiedelt, dessen Namen - im Hatlerschen Stil ausgesprochen - bei Nennung eine freundliche "Gesundheit"-Erwiderung induziert. Die Karte erinnert an Pizzabringdienste á la "Marco Polo", "Royal" oder "Pizza-Express" (die gab es auch alle mal), mit kleinen Änderungen, Weglassungen, Ergänzungen und Neunummerierungen, so dass davon ausgegangen werden könnte, hier versucht es jemand ein weiteres Mal.

Ein schnelles Überfliegen der Menüaufstellung brachte erfreulich wenig Tippfehler an den Tag, in dem Zusammenhang sind die Neubrandenburger nicht unbedingt verwöhnt. Wenn aber in einer Überschrift ein Gyrosschnitzel angekündigt wird, ich es aber dann nicht finde, scheint wohl doch eine kleine Ungenauigkeit durchgerutscht zu sein ("Gyros- und Putenschnitzel" heißt es im Original).

Erstaunlich ehrlich, wenn auch nicht ganz exakt, erweist man sich im gar nicht so klein Gedruckten. Hier wird u.a. erklärt, dass der auf der Karte enthaltene Schinken keiner ist, sondern aus Vorderschinkenteilen besteht; wir erinnern uns an das im Rahmen des Stichwortes "Analogkäse" immer wieder gern assoziierte Schinkenimitat. Einen Patzer leistet man sich bei der Erwähnung "Fetakäse - aus Kuhmilch". Zwar ist diese Ehrlichkeit zu loben, aber wenn er aus Kuhmilch ist, darf er nicht mehr Feta heißen.

Als erklärtem Gyrosfreund erfreut mich die Bemerkung "Gyros - Schweinegeschnetzeltes nach Gyros Art". Endlich ist mal ein entsprechender Bringdienst so ehrlich, das auf seine Karte zu schreiben! So weiß ich genau, dass ich DAS nie bestellen werden und mich auf die anderen Sachen konzentrieren kann, sollte es denn mal zu einer Bestellung kommen.

 

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Es ist schon ein paar Jahre her, da war ich mit einem Freund in einem regionalen "chinesischen" Restaurant essen. Den Namen zu nennen bringt nichts, da es, kulinarisch gesehen zu recht, nicht mehr existiert. Eines der Gerichte, das wir bestellten, war mit "brauner Soße", die mit dieser Bezeichnung, wie sich später herausstellte, komplett und ausführlich - auch geschmacklich - beschrieben war.

Man kann ja zum Bürokratiemolloch EU stehen wie man will, aber er gibt doch einige Regeln heraus, die durchaus sinnvoll sind. Noch ist nicht alles geregelt, aber das, was es ist, bringt für den Verbraucher auch Vorteile. Noch ist schade, dass zum Beispiel Sauce Hollandaise auch aus billigem Öl gemacht werden kann, aber Wiener Schnitzel muss, wenn es den Namen zu recht tragen will, aus Kalbsfleisch sein.

Eine Folge der EU-Richtlinien bescherte uns ein "neues" Produkt in den Käsekühlregalen: Weißen Käse. Feta darf das nicht mehr heißen, muss dieser, wie es sich gehört, aus Schafs- oder Ziegenmilch hergestellt sein. Kuhmilch, auf Feta-Art behandelt, ist jetzt weißer Käse. Wer mal beides miteinander vergleichend probiert hat, wird festgestellt haben, dass weißer Käse (ähnlich wie oben) das Produkt komplett und ausführlich beschreibt. Weitere Eigenschaften hat es nicht.