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Bei meiner morgenlichen Lektüre habe ich in dem gerade aktuellen Buch (die Vorstellung folgt in der GLE, sobald ich es durch habe) einen sehr interessanten, wissenschaftlich fundierten und vieles erklärenden Gedanken gefunden.

Zwei Psychologen der Cornell-Universität hatten sich mit dem Thema Selbsteinschätzung beschäftigt.

Menschen neigen dazu, ihre eigenen zwischenmenschlichen und geistigen Fähigkeiten zu überschätzen. Wenig begabte Menschen sind dabei doppelt benachteiligt. Sie treffen nicht nur unglückliche Entscheidungen und ziehen falsche Schlüsse, sondern erkennen diese Fehler hinterher auch nicht. ...
Warum die weniger begabten Menschen nicht irgendwann merken, dass sie weniger können, ist uns ein Rätsel. Eigentlich müssten sie ihr Unvermögen anhand der Reaktionen ihrer Umwelt begreifen. Aber genau das können sie nicht: ihre Umwelt verstehen. (Justin Kruger, David Dunning 1999)

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... dann kann er was erzählen. Weil wir hier aber nicht am Stammtisch, sondern im Blog sind, wird nicht erzählt, sondern geschrieben und gelesen.

Unlängst fuhr ich mal an die Ostsee, aber nicht, wie sonst immer, auf die Insel Usedom, sondern in die Darß-Nähe nach Barth. Das geschah auf den Wunsch einer einzelnen Dame, die natürlich mit fuhr, genau wie ihr Mann. Nachdem wir den eigentlichen Grund der Reise abschließend genossen haben, spazierten wir durch den Hafen auf der Suche nach einer Käffcheneinnahmemöglichkeit.

Bestellung ok, Ambiente schön, Bedienung höflich. Aber jetzt die Frage: Wenn wir einen großen Cappuccino, einen Latte Macchiato und eine Hopfenkaltschale bestellen, wie viele Posten sollten sich dann auf der Rechnung befinden? Laut meiner in der Ausbildung enthaltenen Mathematik würde ich, wenn auch ziemlich grob, auf die Zahl Drei schätzen. Es gab aber noch "Diverses" für  einen Euro.

Was versteht man unter "Diverses"? Der Spekulation sind Zeit und Raum geöffnet: Nachsaisonaufschlag, Möbelnutzung, Ausblick genießen, herumhängende Taucherausrüstung begaffen? Oder muss man jetzt das Papier, das um den Fuß der Biertulpe gelegt war, inklusive seiner Entsorgung selber bezahlen? Möglicherweise haben wir uns auch dadurch rechnungswirksam benommen, als die die Kekse zu den Kaffeegetränken gegessen und die Zuckertütchen eingesteckt hatten. Man gönnt sich ja sonst nichts.

UPDATE (30.10.2009): Bei einer Nachfrage in einem hiesigen Kaffee-Bistro, was wohl dieses "Diverse" zu bedeuten hätte, konnte die Fachangestellte das auch nicht erklären. Auf der Rechnung gab es dann auch kein "Diverses".

Die Zukunft schreitet voran, dem Menschen hinterher.
Bruno Ziegler, dt. Autor u. Künstler

Das Erste, was man bei einer Abmagerungskur verliert, ist die gute Laune.
Gert Fröbe, Karl-Gerhard Froeber, dt. Schauspieler u. Kabarettist, (1958 'Der Pauker', 1958 'Es geschah am hellichten Tag', 1964 'Goldfinger'), 1913 - 1988

In der moralischen Entrüstung schwingt auch immer die Besorgnis mit, vielleicht etwas verpasst zu haben.
Jean Genet, frz. Schriftsteller, ('Tagebuch eines Diebes'), 1910 - 1986

Wenn Leute lachen, sind sie fähig zu denken.
Dalai Lama XIV., Tanchu Dhondup, geistliches Oberhaupt der tibet. Buddhisten, 1989 Friedensnobelpreis, geb. 1935

Es hört doch ein jeder nur das, was er auch versteht.
Johann Wolfgang von Goethe, dt. Dichter, Naturwissenschaftler u. Staatsmann, 1749 - 1832

Der beste Arzt ist die Natur, denn sie heilt nicht nur viele Leiden, sondern spricht auch nie schlecht von einem Kollegen.
Ernst Ferdinand Sauerbruch

Lasse nie zu, dass du jemandem begegnest, der nicht nach der Begegnung mit dir glücklicher ist.
Mutter Teresa, Agnes Gonxha Bojaxhiu, alban.-indisch. Ordensgründerin, 1979 Friedensnobelpreis, 1910 - 1997

Es werden mehr Ausreden als Reden gehalten. Aber die Ausreden sind meist brillianter als die Reden.
Anonym

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Immer mal was neues. Neu in meinem Suppenrepertoire: der Borschtsch. Die erste Versuchsversion ist gekocht, noch nicht so ganz das, was ein Borschtsch ist, aber immerhin schmeckte es (nach Auskunft der eingeladenen Gäste).

borschtschvorherAngefangen hat alles mit einem bedruckten Blatt Papier, gefolgt von einer Einkaufsliste, dem Einkaufsstress und schließlich den Zutaten, die auf dem Bild zu sehen sind. Salz, Pfeffer und rosenscharfer Paprika fehlen zwar darauf aber dafür wurden die Dosentomaten in der oberen Reihe nicht verwendet. Das Bild ist durch einen Bedienfehler leider ein wenig unscharf. 😉 Deswegen sein erwähnt, was noch so alles zu sehen ist: Weißkohl, Knoblauch, Dillspitzen, Tomatenmark, Sellerie, Kartoffeln, Lauchzwiebeln, Zwiebel, Suppenfleisch, Beinscheibe, Tomaten, Paprika, Möhren. Achja, und ein Brühwürfel.

zwischenborschtschDas Fleisch wird grob gewürfelt, mit 3 Litern kalten Wassers angesetzt und ca. 2 Stunden leicht köcheln gelassen (Schaum abschöpfen). Möhren und Sellerie in Julienne schneiden, rote Bete, Paprika, Tomaten, eine Zehe Knoblauch, in kleine Würfel schneiden, Weißkraut (ca. 500 bis 750 g)  in Streifen, Kartoffeln und Würfel mit ca. 2 cm Kantenlänge schneiden. Die Kartoffeln in die Brühe geben, ein paar Minuten später das gehobelte Weißkraut, den Brühwürfel, das nacheinander leicht angebratene Gemüse. Im Topf köchelt das ganze dann so lange, bis die Kartoffeln gar sind. Das Gemüse darf ruhig etwas knackig bleiben.

fertigborschtschWenn dann alles fertig ist, sieht es, wenn zu wenig rote Bete verwendet wurde, etwa so auf, wie auf dem Bild. Bei ausreichendem Rote-Bete-Zusatz bekommt die Suppe die typische Färbung. Zum Schluss wird noch mit Tomatenmark, Salz, Pfeffer, rosenscharfem Paprika, Dill, Petersilie, ... abgeschmeckt.

Klassisch kommt noch ein Klecks saure Sahne oder Schmand oben rauf. Creme fraich oder dergleichen, auch alles gern noch etwas mit Kräutern aufgepeppt, sind natürlich auch möglich. Dazu ein leckeres Stück Brot oder Brötchen.

Guten Appetit.

nachherborschtsch

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Es ist mal wieder Zeit, sich eine Markierung in den Kalender zu machen: Sonnabend, 24.10.2009, 13:45 Uhr. Ich habe, laut Rezept, einen Brühwürfel gekauft. Natürlich habe ich nicht nur einen Brühwürfel gekauft. So ein Brühwürfel ist ja keine Zigarette, die man auch einzeln kaufen kann. bruehwuerfelAber ich und Brühwürfel kaufen, das geht ja gar nicht. Es gibt sogar ein leicht verschwommenes Beweisfoto und den Kassenzettel, der das beweist.

Zu meiner Entschuldigung sei erwähnt, dass dieser Brühwürfel im Original-Rezept drin steht. Aber dazu muss ich die Geschichte von vorne an erzählen. Neulich las ich ein interessantes Rezept für Borschtsch. Als ich das Freunden erzählt, wirde ich für den heutigen DVD-Abend, bei dem es traditionell auch immer was zu Essen gibt, zum Borschtsch-Kochen verdonnert. Und da ich, wenn ich ein Rezept zum ersten Mal koche, mich erstmal so weit es möglich ist ans Original halte, musste ich heute Gemüsebrühwürfel kaufen. Ob ich ihn letztendlich verwende, weiß ich noch nicht. Ein paar Variationen zur Vorlage seien dann doch erlaubt. Die traue ich mir einfach mal zu, zumal es DAS Borschtsch-Rezept vermutlich sowieso nicht gibt.

Genaueres zu meinem Kochversuch gibt es dann später hier im Blog, das Bild hier ist schon ein Ausschnitt aus dem Vorher-Bild, leider stellte ich erst zu spät fest, dass es etwas unscharf geworden ist. Aber so konnte ich mir wenigstens das Verfremden der Markenware wegen Schleichwerbung ersparen. 😉

Jeder Morgen ist der letzte Versuch, das Leben neu zu beginnen.
Bruno Ziegler, dt. Autor u. Künstler

Auf den Flügeln der Zeit fliegt die Traurigkeit dahin.
Jean de La Fontaine, frz. Schriftsteller, 1621 - 1695

Es gibt kein Übermaß an Liebe, kein Übermaß an Wissen, und kein Übermaß an Schönheit.
Ralph Waldo Emerson, amerikan. Geistlicher, Lehrer, Philosoph u. Essayist, 1803 - 1882

Meinungen sind wie Grundstücke: Erstens sind sie zu teuer, und zweitens kann man nicht immer darauf bauen.
Dieter Hildebrandt

Der Weise kennt keine Hast, der Hastende ist nicht weise.
aus China

Die Geschichte lehrt dauernd, aber sie findet keine Schüler.
Ingeborg Bachmann

Wer das Morgen nicht bedenkt, wird Kummer haben, bevor das Heute zu Ende geht.
Konfuzius, Kung-fu-tse, chin. Philosoph, 551 - 479 v.Chr.

Wo Elefanten sich bekämpfen, hat das Gras den Schaden.
aus Afrika

Alle vier Jahre machen die Wähler ihr Kruez. Und hinterher müssen sie's dann tragen.
Birgit Berg-Khoshnavaz

Ein edler Mensch schämt sich, wenn seine Worte ständig großartiger sind als seine Taten.
Konfuzius, Kung-fu-tse, chin. Philosoph, 551 - 479 v.Chr.

Liebe ist die Torheit, einen anderen zu schätzen, bevor man sich selber kennt.
Ambrose Bierce, Ambrose Gwinnett Bierce, amerikan. Journalist u. Satiriker, ('The Devil‘s Dictionary'), genannt 'Bitter Pierce', 1842 - 1914

Alte Knaben haben genauso ihr Spielzeug, wie die Jungen. Der Unterschied liegt nur im Preis.
Benjamin Franklin, amerikan. Politiker, Diplomat, Schriftsteller u. Naturwissenschaftler, erfand u.a. 1752 den Blitzableiter, 1706 - 1790

Das Fernsehen unterhält die Leute, in dem es verhindert, dass sie sich miteinander unterhalten.
Sigmund Graff

Alles, was zu dumm ist, gesprochen zu werden, wird gesungen.
Voltaire

Man müsste das Leben so einrichten, dass jeder Augenblick bedeutungsvoll ist.
Iwan Turgenjew

Die ewige Liebe muss man unbedingt mehrere Male erleben - zum Vergleich.
Katherine Hepburn

Sind nicht eigentlich - dieser Gedanke geht mir schon einige Zeit durch den Kopf - die Querdenker die eigentlichen Geradeausdenker? Machen nicht die Mainstreamdenker mit ihrer alles zersetzenden political correctness die eigentlichen Querulanten im Denken aus und verwirren alles mit ihrem Herumgeschlingere?

Arg eins auf den Sprechapparat geklopft bekommen hat gerade Thilo Sarazzin, was auch nicht das erste Mal passiert. Wobei ihm andere Geistesgrößen (zum Beispiel Ralph Giordano in einem N24-Interview) prinzipiell zustimmten. Sarazzin hat eben nur eine sehr suizidale Art, seine Meinung auszudrücken.

Ähnliche Denker verbinden sich in dem Buch "Schöner Denken - Wie man politisch unkorrekt ist" aus dem Hause Piper. Josef Joffe, Dirk Meixeiner, Michael Miersch und Henryk M. Broder brachten in Häppchenform ihre Ergüsse in alphabetischer Reihenfolge zwischen zwei Buchdeckel, wo man dann von Aberglaube bis Z-z-z-z einiges Bedenkenswertes findet. Wer noch selber denkt, dem sei das Buch empfohlen.

Josef Joffe, Dirk Meixeiner, Michael Miersch und Henryk M. Broder
Schöner Denken - Wie man politisch unkorrekt ist
ISBN 978-3-492-25316-1

Bei manchen Erzeugnissen unserer Nahrungsgüterindustrie kann man sich wirklich nur wundern. Wobei die Kennzeichnungspflicht zum Beispiel für allergene Stoffe schon hoch zu bewerten ist. Wichtig für Allergiker erzeugt es doch bei Nichtbetroffenen Grübeleien.

Aus diesem Grund habe ich mir mal einen "Joghurt Drink Pur" aus dem Sortiment eines Discounters gegönnt, weil mich der Allergiehinweis für ein pures Milchgetränk doch etwas irritiert hat. Vielleicht sehe ich es mal wieder etwas blauäugig, aber was erwarte ich von einem puren Joghurtdrink? Im wesentlichen Jogurt, der auf geeignete Weise trinkfähiger, sprich flüssiger gemacht wurde. Primär würden mir für diesen Zweck Milch oder Wasser einfallen. Immerhin wird das Getränk von einer Molkerei hergestellt, da liegen diese Zutaten nahe. Und so liegt es natürlich nahe, dass als Warnung "Kann Spuren von Roggen und Dinkel enthalten." lautet.

Ich mag ländliche Idylle. Dort, wo die Natur noch in Ordnung ist. Wo die Verarbeitung der Feld- und Stallfrüchte erzeugernah gleich im Dorf erfolgt. Wo die Mühle gleich neben der Molkerei steht und ein böser Wind Spuren von Getreide über der Molkerei entlädt.

Oder ist es doch was anderes? Blicken wir auf die Zutatenliste. An zweiter Stelle steht Wasser, das war zu erwarten, an vierter und gleichzeitig letzter Stelle Magermilchpulver. Bei einer nur 4 Bestandteile enthaltene Liste freut sich das Genießerherz. Knapp 7% Zucker, und damit Platz 3, sind auch enthalten. Muss das sein? Aber wir wollen gnädig sein, immerhin ist es besser als Fruktose, Glukosesirup, Süßstoffe oder anderes. Etwas weniger Zucker wäre aber auch nicht schlecht gewesen, ist das Getränk dadurch alles andere als erfrischend.

Hauptbestandteil ist übrigens nicht Jogurt sondern ein nicht näher beschriebenes "Joghurterzeugnis". Was ist das nun wieder? Ein Blick in die MilchErzV (Milcherzeugnisverordnung, PDF), § 2(2) sagt uns, dass ein Jogurt zum Jogurterzeugnis wird, wenn er mit Speisegelatine oder Stärke versetzt und außerdem auf über 50°C erhitzt wurde. Da man Stärke eben auch aus Getreide herstellen kann, erklärt das wohl den Allergikerhinweis. Und vielleicht nimmt ja der eine oder andere Naturköstler den Dinkelhinweis noch als besonderes Kaufargument, ist doch dieser Urweizen sehr in Mode.

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Architekten sind kreative Leute, deren gestalteten Ergebnisse man immer gern bewundert (oder verwundert anschaut). Sicherlich gibt es eine ganze Reihe Gebrauchsarchitektur, aber man findet auch immer wieder herausragende Gebäude, die ob ihrer Einzigartigkeit auffallen. Beispiele dafür kennen wir alle. Aber der Architekt wird nicht als solcher geboren. Sicher liegt eine ganze Menge Talent u.U. mit in der Wiege, aber das Handwerkszeug wird an Hochschulen gelehrt. Die Bauhaus-Uni in Weimar, die Hochschule für bildende Künste Hamburg oder auch die ETH in Zürich seien stellvertretend erwähnt.

Was passiert eigentlich mit den Architektur-Projekten, die bei der Ausbildung an den Hochschulen durchfallen? Wäre doch schade, wenn diese, in die soviel Zeit und Energie investiert wurde, einfach so entsorgt würden. Nunja, sie haben vielleicht einige Fehler: Wohnhäuser, die wie an die Straße gewürfelt aussehen und in Blickrichtung nur aus grauem Beton bestehen ohne Fenster. Oder Häuser, wie aussehen wie Baracken (und auch in der gleichen Farbe angestrichen sind). Oder schicke Zweigeschosser, die die so eng nebeneinander stehen, dass sich die Bewohner benachbarter Häuser am Frühstückstisch den Zucker rüber reichen könnten, wenn nicht wieder ein bis zwei Wände fensterlos wären.

Aber ich will diese fensterlosen Hauswände nicht zu stark kritisiere, sind sie doch an sich gut durchdacht. Sie hindern meist die Bewohner des Hauses, ins nebenan stehende andere Haus zu sehen. Das hat da nämlich Fenster in der gegenüberliegenden Wand. Und wenn man da dann rausgucke, sieht man auf die (graue) Wand des gegenüberliegenden Hauses. Ich vermute mal, dass man sogar die Rauigkeit des Putzes erkennen kann. Hoffen wir also, dass die Innenarchitekten so gut waren, die Wohnungseinrichtung so gut zu planen, dass gar kein Interesse besteht, aus dem Fenster zu gucken.

Wer jetz glaubt, graue Wohnbetonwürfel, Wohnbaracken und das andere beschriebene gibt es nicht, dem empfehle ich mal einen schönen Spaziergang durch das Wohngebiet Wolgaster Straße, speziell die Zinnowitzer und die Heringsdorfer Straße.

Update 08.10.2009: Ich habe mir heute das Gelände nochmal angesehen. Die "Baracken" heißen übrigens Gartenhofhäuser. Davon gibt es zwei, die halbwegs parallel laufen. Dazwischen sind dann die Gartenhöfe, hoch mit Sichtschutzpalisaden eingezäunt, damit weder Licht noch des Nachbars Auge in den Garten fällt.
Erstaunlich ist übrigens, wie man gleich argwöhnisch beäugt wird, wenn man sich Häuser, die doch öffentlich rumstehen, mal etwas genauer ansieht. 😉