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Man liest ja nicht ungestraft in Büchern. Gerade heute kam dann auch eins ins Haus zu einem Thema, mit dem ich mich auch gern befasse: Essen. Früher oder später werde ich es auch in der gekachelten Leseecke vorstellen. Bei den Absätzen über Brot fiel mir ein alter Witz ein.

Kurz vor der Gesellenprüfung nimmt der Meister seinen Lehrling beiseite, geht in einen stillen, abgeschiedenen Raum und flüstert ihm zu: "Zum Abschluss Deiner Ausbildung muss ich Dir noch ein Geheimnis verraten. Man kann Brot auch aus Mehl, Hefe oder Sauerteig, Salz und Wasser herstellen."

Der Stör ist ein bemerkenswerter Fisch. Nicht nur, dass er über 150 Jahre alt werden kann und große Arten erst nach etwa 20 Jahren das erste Mal geschlechtsreif werden, er kommt auch im wesentlichen im Schwarzen Meer, im Kaspisee (früher mal Kaspisches Meer) und in großen Wasserbecken in Demmin vor. Das bekannteste Fischprodukt, dass wir mit dem Stör verbinden, ist der Kaviar (auch Caviar), den es als echte Variante zu horrenden Preisen in manchen Delikatessenläden gibt.

Preiswerte Varianten bezeichnen sich dann als Deutscher oder Isländischer Kaviar, die sich im wesentlichen im kaviarzwangsspendenden Fisch unterscheiden. Der Deutsche kommt vom Seehasen, der Isländische vom Capelin (Lodde).  Letzteren habe ich mal aus Anlass eines Anlasses geschenkt bekommen, und jetzt war es an der Zeit, ihn zu kosten.

Ich wähle als Variante die Kombination aus Hühner- und Fischeiern, garte 2 freilaufende, dorfaufgezogene und von Hennen mit Namen kommende Eier fluffig. Der Verzehr erwies sich als geringere Geschmacksexplosion als erwartet, fiel mir doch aber auch erst hinterher ein, dass ich bisher eher hartgekochte kalte Eier mit Kaviarverzierung gesehen habe. Außerdem bestreue ich das weichgekochte Ei auch nicht mit Salz, bevorzuge für den optimalen Genuss den Verzehr desselben mit einem leicht besenften Löffel.

Nun habe ich Kaviar vom Stör noch nicht gegessen; es fehlt mir der Vergleich. Aber ich bewundere den Fisch trotzdem, der ja augenscheinlich ein Produkt völlig natürlich (nur mit etwas Salz) hinbekommt, wo andere Tiere noch Sorbit, E410, E412, E415, E211, E330, E575, E129, E133, E150d, pflanzliches Eiweißhydrolysat, Hefeextrakt, pflanzliches Fett (ungehärtet), Gewürze und Gewürzextrakte (in der Reihenfolge des bedeutsamen Auftritts) brauchen.

Einem geschenkten Gaul guckt man ja bekanntlich nicht ins Maul. So landet der Isländische Kaviar in der Kategorie: Esse ich, würde ich mir aber nicht kaufen.

P.S. (nach einem Einkauf): Man geht ja nicht ungestraft einkaufen. Dabei habe ich noch eine Abart des Kaviars entdeckt: Vegetarischen Kaviar aus Seetang. Genauer Seetang-Extrakt. Noch genauer: Calciumaginat. Das ist ein Salz der Alginsäure, das die Lebensmittelindustrie gern als Verdickungsmittel nutzt. Meine Vermutung: Da wird Verdickungsmittel mit Wasser und ein paar Aromen zusammengerührt, dann erstarrt die Masse, wird in kleine Würfel geschnitten, einmal kräftig umgerührt (damit aus den Würfeln Kugeln werden) und dann in Gläser abgefüllt. Na Lecker.

Nichts erfrischt unser Blut so sehr, wie wenn es uns gelungen ist, eine Dummheit zu vermeiden.
Jean de la Bruyère, frz. Moral-Philosoph u. Schriftsteller, 1645 - 1696

Intelligenz lässt sich nicht am Weg, sondern nur am Ergebnis feststellen.
Garri Kasparov

Auf die bösen Menschen ist Verlass, sie ändern sich wenigstens nicht.
William Faulkner, 25.09.1897 - 06.07.1962, US Schriftsteller und Nobel-Preisträger (Literatur 1947)

Versuchungen sind wie Vagabunden: Wenn man sie freundlich behandelt, kommen sie wieder und bringen andere mit.
Mark Twain, Samuel Langhorne Clemens, amerikan. Schriftsteller u. Satiriker, 1835 - 1910

Gebrauche Deine Kraft, man lebt nur, wenn man schafft.
Ernst von Feuchtersleben, Ernst Maria Johann Karl Freiherr von Feuchtersleben, österr. Schriftsteller, ('Es ist bestimmt in Gottes Rat'), 1806 - 1849

Werbung ist der Versuch, das Denkvermögen des Menschen so lange außer Kraft zu setzen, bis er genügend Geld ausgegeben hat.
Ambrose Bierce, Ambrose Gwinnett Bierce, amerikan. Journalist u. Satiriker, ('The Devil‘s Dictionary'), genannt 'Bitter Pierce', 1842 - 1914

Es bedarf nur eines Anfangs, dann erledigt sich das Übrige.
Sallust, Gaius Sallustius Crispus, röm. Politiker, 86 v.Chr. - 35 n.Chr.

Das Gegenteil von Pflicht ist nicht die Pflichtlosigkeit, sondern die Verantwortung.
Johann Pestalozzi, Johann Heinrich Pestalozzi, schweizer Pädagoge und Schriftsteller, 1746 - 1827

Wüchsen die Kinder in der Art fort, wie sie sich andeuten, so hätten wir lauter Genies.
Johann Wolfgang von Goethe, dt. Dichter, Naturwissenschaftler u. Staatsmann, 1749 - 1832

Durch Eintracht wachsen kleine Dinge, durch Zwietracht zerfallen die größten.
Sallust, Gaius Sallustius Crispus, röm. Politiker, 86 v.Chr. - 35 n.Chr.

Wer sich auf das Schlimmste gefasst macht, überwindet die Angst davor und kann wieder klar denken.
Andrew Carnegie, schott. Stahlmagnat u. Philanthrop, Namensgeber für die 'New York Carnegie Hall', 1835 - 1919

Das Talent des Menschen hat seine Jahreszeiten wie Blumen und Früchte.
François de La Rochefoucauld, François VI. Duc de La Rochefoucauld, frz.  Offizier, Diplomat u. Schriftsteller, 1613 - 1680

Erst wenn es zu spät ist, lernen wir, dass das Wundervollste der flüchtige Augenblick ist.
Francois Mitterrand

Genialität ist nichts anderes als eine große Fähigkeit zur Geduld.
Georges L. Leclerc de Buffon

Freiheit - hat sie erst einmal Wurzeln geschlagen - ist eine Pflanze, die sehr schnell wächst.
George Washington

Das Böse lernt sich leicht, das Gute schwer.
Chin. Sprichwort

Der morgendliche, meist noch etwas schlaftrunkene Gang in die gekachelte Leseecke hat doch immer was meditatives.  Das Niederlassen auf der Schüssel und das leere Vorsichhinstarren auf eine Wand, eine Heizung, ein Sanitärmöbel oder was sich auch immer in entspannter Blickrichtung befindet, passen in diese Situation. Während es sich hinten unten allmählich leert ("Wichtig ist, was hinten rauskommt"), sollte man darauf achten, oben auch für geistigen Nachschub zu sorgen.

Dafür hervorragend geeignet ist Vince Eberts Buch "Denken Sie selbst!" In kurzen, in sich geschlossenen Kapiteln (sehr wichtig für die gekachelte Leseecke) fordert er seine Leser auf, das Denken nicht anderen zu überlassen. Und das auf höchst amüsante Weise. Nachdem Florian Schröder vor ein paar Jahren die "Generation IMM" (imM - irgendwas mit Medien) entdeckt hat, fand Vince Ebert beim Studium dieser Medien und der darin enthaltenen großen Verbreitung von Kochseiten und -sendungen die "Generation IMB" (imB - irgendwas mit Bärlauch).

Das deutsche (Un-)Wesen wird genauso von Deutschlands Nr. 1 Sciencecomedian (Wissenschaftskomiker) seziert wie das zutiefst menschliche seiner Mitbürger. Mit interessanten Fragen, die Vince Ebert aufwirft, kann man sich gern auch nach dem Verlassen der gekachelten Leseecke weiter beschäftigen. Zum Beispiel kann man mal einen Vegetarier fragen, wie er grundsätzlich moralisch zu fleischfressenden Pflanzen steht. Oder warum halten viele Fernsehzuschauer Günter Jauch für einen der klügsten Deutschen? Weil er fehlerfrei die kuriosisten Fragen vom Teleprompter abliest?

Ich kann gut und gern lustige Bücher lesen bzw. Hörbücher anhören, ohne ein einziges Mal die Miene zu verziehen, und mich trotzdem sehr gut unterhalten. Bei diesem Buch musste ich stellenweise laut lachen.

Vince Ebert: Denken Sie selbst!
ISBN: 978-3499623868

... wenn sie denn Fehler oder ähnliches enthält. Falsches Deutsch wäre auch eine Idee.  Wobei sich mir die Frage aufdrängt: Werde ich in dem Hinblick immer empfindlicher oder wird das falsche Deutsch immer mehr?

So zum Beispiel bei einem Textilbilliganbieter, bei dem man sich sowieso fragen, wie dessen Preise zustande kommen. Kinderarbeit in Fernost? Ich weiß es nicht. Dafür titulierte er sein Werbeblättchen mit dem wunderschön kindlichen Slogan: "Besser als wie man denkt!"

In unserer werbungsfinanzierten Sonntagszeitung fand sich aber neben den Werbebeilagen (es waren wieder recht viele, der Sommer scheint vorbei zu sein) auch eine Anzeige eines Apfelauspressers mit der wunderschönen Aussage: "Säfte bis zu über 30% günstiger".

Wir müssen damit aufhören, über Menschen zu sprechen, als wären sie die Krone der Schöpfung.
Günter Grass

Der Ring macht Ehen, und Ringe sind’s, die Ketten machen.
Friedrich von Schiller, Johann Christoph Friedrich von Schiller, dt. Dichter u. Dramatiker, 1759 - 1805

Mit einem kritischen Freund an der Seite kommt man immer schneller vom Fleck.
Johann Wolfgang von Goethe, dt. Dichter, Naturwissenschaftler u. Staatsmann, 1749 - 1832

Zwischen Können und Tun liegt ein großes Meer und auf seinem Grunde gar oft die gescheiterte Willenskraft.
Marie von Ebner-Eschenbach

Das Glück, das dir am meisten schmeichelt, betrügt dich am ehesten.
Franz Kafka, österr. Romanautor tschech. Herkunft, ('Der Prozess'), 1883 - 1924

Die Erfahrung ist wie eine Laterne im Rücken; sie beleuchtet stets nur das Stück Weg, das wir bereits hinter uns haben.
Konfuzius

Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen.
Anton Bruckner, 04.09.1824 - 11.10.1896, Österreichischer Komponist, berühmt als Organist und Improvisator

Schlauheit ist die Kunst, eigene Fehler zu verbergen und die Schwächen anderer bloßzulegen.
William Hazlitt, brit. Schriftsteller, 1778 - 1830