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Die Verpackung von Nahrungsmitteln bietet, wer wüsste das nicht, Platz für zahlreiche Informationen und meist auch noch für ein ansprechendes Bild vom Produkt. Da dies meist etwas ausgeschmückt ist (Teller drunter, Kräuter drauf oder ähnliches) findet sich das Wörtchen "Serviervorschlag" meist irgendwo im Randbereich des Bildes.

Nur weiß ich nicht, wer schon mal versucht hat, das entsprechend abgepackte Produkt genau so wie auf der Abbildung zu servieren. Meist ist es schwierig, in einigen Fällen sicher unmöglich. Wer sich schon mal ein Fertiggericht zu bereitet oder ein belegtes Buletten-Brötchen bei einer einschlägigen Braterei gekauft hat und dann das, was auf dem Teller bzw. in der Pappverpackung landet mit den Abbildungen vergleicht, der weiß, was ich meine.

Auf einem Fläschchen trinkfertigen Kakaos fand ich unlängst einen Serviervorschlag, dessen Nachbildung bei mir nicht am Mörser, sondern eher an dessen Inhalt scheiterte. Für einen Vorschlag, wie ich aus einem trinkfertigen Kakao sowas servieren kann, wäre ich sehr dankbar:

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Es gibt Prüfungen, die muss ein Mann bestehen. Früher waren es noch Aufgaben wie Bundeswehr/NVA, Baum erklettern, Berg besteigen, der erste Vollrausch, die erste Freundin, die erste "Nacht", ... Aber da rannte man ja noch mit stolz geschwellter Brust umher und schlug sich mit den Fäusten auf dieselbe, wozu man einen tarzanesken Ruf von sich zu geben pflegte.

Heutzutage wartet das Leben mit anderen Anforderungen auf. Für 13 Uhr von einem befreundeten Pärchen zu einem kantinösen guten Mittag bei einem einem Supermarkt vorgelagerten Fleischerimbiss eingeladen, sollte mein Wochenendeinkauf der Einfachheit halber genau dort stattfinden. Während sie weiterhin ihrer Tätigkeit beim Fachbetrieb nachging, durchstreiften die Männer den Urwald des Supermarktes auf der Jagd nach kauf- und essbarem. Meiner Prophezeiung, dieses würde eine bis anderthalb Stunden dauern, wurde nicht recht glauben geschenkt, aber sie sollte sich bewahrheiten.

Manchmal glaube ich, einkaufen mit mir kann auch eine Strafe sein. Kaum ein Etikett mit Zutatenliste, dass ich nicht kommentierend auswertete und mit Anekdoten würzte. Die Krönung wurde eine Palette mit Fonds in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Die Marke war mir in Zusammenhang mit einem Fernsehkoch schon einmal aufgefallen und ich wollte gerade so richtig schön vom Leder ziehen ob ihrer verwerflichen Zusammensetzung. Gänse-, Rinder-, Fisch-, Geflügel-, Kalbs- und andere Fonds reckten einem die Zutatenlisten entgegen und außer auf dem Fischfond fand sich nirgends eine Hinweis auf die Verwendung von Glutamat, Hefeextrakt oder anderen künstlichen Geschmacksverstärkern. Vor lauter Verwunderung kaufte ich ein Glas, eine genaue (Geschmacks-)Prüfung steht aber noch aus.

Nach ca. einer und einer viertel Stunde verließen wir den Kassenbereich. Im Gegensatz zur Zeit im Regaldschungel wirkte mein Miteinkäufer wieder etwas frischer, der Empfang durch seine Freundin baute ihn wohl wieder auf. 😉 Mir stellt sich aber noch die Frage, ob etwas wirklich nicht wahr ist, wenn es nicht in der Wikipedia steht. In der Gemüseabteilung sahen wir Romanesco, den ich als Kreuzung von Blumenkohl und Brokkoli bezeichnete. Interessant war die Frucht auch noch aus dem Grund, da sie gern als fraktales Gemüse (Stichworte "Selbstähnlichkeit", "Apfelmännchen", "Fibonacci-Spiralen") bezeichnet wird und der Hauptvertreter der fraktalen Geometrie Mandelbrot unlängst verstarb.

Wer bei Wikipedia nach Romanesco sucht, wird direkt auf die Blumenkohl-Seite umgeleitet, auf der er als Art desselben erwähnt wird. Brokkoli ist aber auch ein Verwandter des weißen Gemüses. Da von Kreuzung zum Romanesco zu sprechen, ist vielleicht etwas weit hergeholt, aber wenn man einem seiner Bilder auf der Seite folgt gibt es im Text ein kleines Stück drunter doch den Hinweis auf die Verbindung.

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Ehrlich gesagt kenne ich mich im Lebensmittelkennzeichnungsrecht nicht wirklich aus. Ich weiß nur, dass die Zutaten, die sich letztendlich auch im Becher oder in anderweitiger Verpackung befinden, draufstehen müssen. Die Reihenfolge steht auch fest: Von hohem Anteil zum niedrigen. Namensgebende Zutaten müssen sogar mit den entsprechenden Prozentzahlen versehen sein. Nicht in der Zutatenliste sind Stoffe, die zwar bei der Herstellung verwendet werden, aber im Endprodukt nicht mehr wirklich enthalten sind, oder sein sollten.

Vom 24. bis 31. Oktober 2010 findet die bundesweite Bibliotheksaktion "Deutschland liest" statt, auch die Neubrandenburger Bibliothek ist mit dabei. Nur ist es meist nur mit dem Lesen nicht getan. Man muss auch verstehen, was einem da über die Buchstaben auf dem Papier mitgeteilt wird. Und das ist manchmal gar nicht so einfach. Ein Beispiel:

Im Fernsehen werden in einem verkaufsfördernden Informationsspot frische Früchte zu einem Brei püriert und auf einen etwas über halbvollen Joghurtbecher gefüllt. Deckel drauf und das Produkt ist fertig. Leider gibt es dieses in der beschriebenen Form nirgends zu kaufen. Irgendwelche Schwindler haben den Joghurt aus dem Fernsehen nachgebaut, machen aber oben drauf kein Fruchtmus, wie er im Fernsehen gezeigt wird. Das, was laut Packung oben auf dem Joghurt drauf ist, besteht im wesentlichen aus Wasser, Zucker, Fruchtsaft (!), Himbeeren, Gelantine, Karotten, Aroniabeeren, Aroma und Stickstoff. Die Frucht im Endprodukt - dazu zählen der Fruchtsaft (aus Konzentrat) und die Himbeeren - ergeben laut Packungsaufdruck 13%. Der Vollständigkeit sei noch erwähnt, dass im Endprodukt über 17% Zucker drin ist.

Ein kleines Rätsel noch zum Schluss: Welche Geschmacksrichtung hat mein Frucht-auf-Joghurt? "Mit sonnengereiften ausgewählten Früchten", die nur nicht den Weg in die Verpackung gefunden haben, steht blau auf weiß auf dem Etikett. Ich hoffe, die Produktpiraten, die dieses im Fernsehen so schön dargestellte Produkt so billig nachbauen, werden bald gefasst, so dass endlich das Originalprodukt den Weg in deutsche Kühlschränke und Mägen findet. Wenn ich es dann mal kaufen kann, hat sich zumindest einer der Gründe erledigt, die Herstellerfirma von der Liste zu nehmen. Aber nur einer von vielen.

Achja, noch die Auflösung: Himbeer-Passionsfrucht. Zumindest steht es drauf. Und die Früchte sind auch abgebildet.

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"Qualität hat ihren Preis." - Eine Floskel, die man in der "Geiz-ist-geil"-Gesellschaft schon bald nicht mehr hören kann. Oder doch? Wobei nicht alles, was einen hohen Preis hat, auch unbedingt eine hohe Qualität haben muss - aber das nur nebenbei. Eine andere Floskel sei auch noch erwähnt: "Zeit ist Geld." Beide zusammen ergeben eine interessante Mischung aus allerlei Gedanken. Kernsatz: "Qualität braucht Zeit."

Zeit scheint eines der größten Luxusgüter der Gegenwart zu sein. Hektik bestimmt den Alltag und beinahe scheint es so, als ob diejenigen, die einen stressfreien Job haben, als Faulenzer oder noch schlimmer bezeichnet werden. Stressbedingte Erkrankungen nehmen zu, über die Qualität der geleisteten Arbeit wage ich keine Beurteilung. Alles muss schnell-schnell gehen, ob es richtig oder falsch ist, spielt keine Rolle. Essen wird zum notwendigen Übel, Genuss wird als Luxusgut zelebriert.

Auf sueddeutsche.de fand ich unlängst einen interessanten Artikel, der sich mit dem Thema befasste: Die perfekte Tomatensoße. Vor ein paar Jahren veranstaltete jemand im kleinen Kreis einen Tomatensoßencontest. Außer, dass es eben eine Tomatensoße werden sollte, gab es nur eine Vorgabe: kein Fleisch. Milch, Käse, Fisch u.ä. waren erlaubt. Ich nahm daran teil, hatte allerdings vorher noch nie eine Tomatensoße selber gekocht. Im Supermarkt ließ ich mich von den Produkten inspirieren, was ich wohl alles in das Sugo einarbeiten würde ... Tomaten, rote Spitzpaprika, Dosentomaten, Tomatenmark, Zwiebeln, Knoblauch, Mozzarella, diverse Kräuter, dabei natürlich Basilikum, gewürztes Tomatenmark und noch einiges mehr landeten im Einkaufskorb. In der heimischen Küche begann es klassisch: der Herkunft der Soße Tribut zollend schwitze ich die kleingeschnittenen Zwiebeln in Olivenöl an, fügte die geviertelten Tomaten, die gestückelten Spitzpaprika, eine Dose Tomaten, Salz, Pfeffer, Zucker hinzu und ließ alles etwas köcheln. Nebenher baute ich mir die weiteren Zutaten auf, um vom Geschmack inspiriert wie ein Künstler einfach nur zugreifen und die Soße aufwerten zu können. Der Griff erst zum Pürierstab, seiner Anwendung und dann zum Löffel zum Kosten brachte mich dazu, meine mühsam erworbene und aufgebaute Menagerie wieder wegzuräumen und alles so zu lassen, wie es war. Es war perfekt. Einfache gute Zutaten und ein wenig Zeit bei der Zubereitung, das war's. Den gleichen Gedanken findet der geneigte Leser auch im o.g. Artikel:

"Wer fünf Minuten für einen Sugo angemessen findet, sollte sich die doch auch sparen und zum Ketchup greifen."

Die dort beschriebene Tomatensoße steht ca. eine Stunde auf dem Herd.

Einer schönen Suppe geht es da nicht anders. Oder auch einem Risotto. Die einfachen Gerichte leben und sterben mit der Qualität ihrer Zutaten, die natürlich auch ihre Zeit brauchen. Das Schnitzel eines express hochgezüchteten Schweins wird nie die Qualität eines klassischen Hausschweins erreichen, dass in alle Ruhe sein Schlachtgewicht erreicht hat und bei dem es dann auch Spaß macht, es huldvoll zuzubereiten und mit Genuss zu verspeisen (interessanter Artikel dazu: "Studie: Franzosen bleiben trotz üppigen Essens schlank"). Aber heute wird die mangelnde Zeit, die man in die Zubereitung steckt, durch Chemie versucht zu vertuschen, so dass selbst gute Ansätze zu Lebensmittelsimulationen verkommen. Besonders unverständlich ist dann die Verwendung von Monoglutamaten/Hefeextrakten in Gerichten, die mit etwas gutem Willen nicht mal eine Brühe als Grundlage benötigen. Ein Beispiel dafür geistert gerade jubiläumstrunken durch die hiesige Blogosphäre. Da ich im Beitrag und in einem der Kommentare persönlich angesprochen wurde, sah ich mich gezwungen, auch etwas dazu zu schreiben. Ich glaube, meine Antwort drückt meine Meinung sehr gut aus, ohne jemanden zu verletzen.

Dem Essen und seiner Zubereitung, damit verbunden natürlich auch die Herstellung der Zutaten, gehört mehr Raum, Wert und Zeit eingeräumt. Ansonsten brauchen wir uns über die Lebensmittelskandale, Fettleibigkeit, Naturkatastrophen und vieles andere mehr nicht mehr zu wundern.

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Wer kennt sie nicht, die Fragen aus den TV-Krimis: Was haben sie am 23. Mai 1996, nachmittags gegen 14 Uhr gemacht? Woher soll ich das noch wissen, wir schreiben mittlerweile das Jahr 2010! Oder: "Wo waren sie in der Nacht vom 11. auf den 15. Mai?" "Im Bett." "Zeugen?" "Ich habe es zumindest probiert."

"Harry, hol schon mal den Wagen." Ein Zitat, dass so in der Serie gar nicht vorkam. Aber ich verzettel' mich. So will ich die Frage stellen, wegen derer ich diesen Beitrag überhaupt schrieb: Was passiert am 11. Oktober 2010 um 23 Uhr 08 Minuten und 54 Sekunden? Ich weiß es nicht. Jedenfalls noch nicht. Aber wie jede gute Frage beantwortet diese sich auch irgendwann von allein, genauer am 11.10.10 eine knappe Stunde vor Mitternacht.

Wieso ich gerade nach diesem Zeitpunkt frage? Man soll ja Fragen nicht mit einer Gegenfrage beantworten, aber diesmal ist es hilfreich, wenn ich die Ursprungsfrage genauer formuliere: Was passiert mit diesem abgepackten Scheibenkäse am 11. Oktober 2010, 23:08:54 Uhr?

Was passiert zu diesem Zeitpunkt?

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Es gibt (Sanges-)Künstler, die irgendwie nicht den Weg von der Bühne finden. Nach der Abschiedstour folgt noch die Good-Bye-Tour, dann die letzte Tour, dann die allerletzte, dann die Comebacktour usw. usf. Manchmal erinnert es an den Sketchklassiker aus RTL Samstag Nacht mit Tommy Krappweis, wo der Verkäufer von Orient-Teppichen als Slogan unter dem Firmennamen "Geschäftsaufgabe seit 1954" zu stehen hatte.

In gewissem Sinn kann man das Verhältnis meiner Mutter zu Kasslerbraten ähnlich sehen. Nachdem sie in den letzten Monaten/Jahren immer wieder kontinuierlich Pech mit den Fleischstücken hatten ("Das pure Salz!"), hatte sie diesem Sonntagsgericht bereits abgeschworen ("Nie wieder!"). Aber das Leben ist voller Tücken, und wenn die Lebensmittelindustrie etwas kann, dann, dass sie ihren Produkten ein gutes Aussehen verleiht.

Und er sah wohl wirklich gut aus, wie er so da lag, im Supermarkt. Wohl geformt und mit appetitlichem Äußeren. Muttern wurde schwach, und so stand auf dem Sonntagsspeiseplan eben doch mal wieder Kasslerbraten mit Soße, Schnibbelbohnen und Salzkartoffeln. Lecker. Aber wie sagte schon Bert Brecht: "Mache einen Plan, sei ein großes Licht. Mache dann noch 'nen Plan, geh'n tun sie beide nicht."

Hier irrte Brecht. Zumindest teilweise. Der Plan B war durchaus schmackhaft, hatte mit der ursprünglichen Form (zumindest aus der Sicht des soßenliebenden Mecklenburgers) nur noch die Grundzutaten gemeinsam. Als modern inspirierte Köchin wurde der Braten schon am Vortag vorbereitet. Das lag nicht unbedingt an der gewählten Niedrigtemperaturgarmethode, die meist etwas länger dauert, sondern ist so Usus. Zwiebeln wurden fein gehackt und zusammen mit dem Fleisch und anderen Gewürzen in den Ofen gegeben. Alles sah so gut aus ...

Bis der Löffel der Wahrheit zum Einsatz kam. Schade um die Zwiebeln und die weiteren Ingredienzien: In früheren Fällen konnte Muttern die Soße, wenn sie durch das Kassler doch zu arg versalzen war, meist noch irgendwie retten. Diesmal landete alles im Ausguss. Damit das Gesamtgericht nicht ganz so trocken wurde, wurden die Salz- zu Stampfkartoffeln umgebaut, die Bohnen noch durch die Pfanne geschwenkt und das Fleisch - wider Erwarten erwies es sich durchaus als genussfähig - kam in Scheiben geschnitten mit auf den Teller.

Und der Schwur wurde wieder erneuert: Nie wieder Kassler.

Auf die Gefahr hin, den einen oder anderen Leser dieses Blogs ein wenig zu irritieren, folgen mal zwei Drehberichte hintereinander. Die Erklärung dafür liegt zum einen auf der Hand und ist zum zweiten schnell einsichtig: Die beiden Drehtermine lagen so dicht hintereinander, dass es für die Fertigstellung der No. 5 zeitlich nicht gereicht hatte, bevor die No. 6 in den Kasten kam. Dafür gibt es dann in den nächsten Tagen 2 EiTV-Folgen ziemlich zügig hintereinander im Netz. Ein konkreter neuer Drehtermin steht noch nicht an.

Diesmal über die leckeren Gerüche in der Küche nach dem Dreh zu philosophieren erübrigt sich, da wir die EiTV-Kochstelle verlassen und unter freiem Himmel (zumindest die Fertigstellung) gegart haben. Das liegt bei der Zubereitungsform des Essens auf der Hand: Es wurde gegrillt. Da roch es zwar beim Grillen recht lecker, aber durch die fehlenden Wände hatte der Duft eine ebenso fehlende Nachhaltigkeit.

Worauf kann sich der geneigte EiTV-Zuschauer freuen? Im wesentlichen auf Fleisch und Fisch. Und auf eine Idee, die selbst gestandene Gastronomen ein wenig überrascht hat: Was muss man tun, damit beim Hamburger-Grillen die Klopse nicht am Grill festkleben? Wobei ich nicht weiß, ob der Grund auch der echte ist, aber zur Verwunderung der Wirtin, von anderen Beteiligten und auch von mir haftete absolut nichts vom Hackfleisch am Grillrost.

Da die Hauptmahlzeit aus Spießen, echten Männer-Schaschliks bestand, und hinterher noch ein paar Spieße übrig waren, gab es auch Gemüsespieße, um dem Magen eine gewisse Erholung zu gönnen.  Wie immer bei solchen Aktionen bereit man meist knapp doppelt so viel zu, wie im besten Fall gegessen wird. Deswegen geht der Dank des EiTV-Teams an die Teilnehmer des freitäglichen Blogger-/Piratenstammtischs (19 Uhr, Torcafé), die nicht nur beim Verzehr, sondern auch bei der Grillinbetriebsetzung und -bedienung tatkräftig halfen.

Die alten Volksweisheiten beweisen immer mal wieder ihre Wahrheiten und ihre Frische, würden sie auch heute noch beachtet, um wieviele Probleme wäre der Mensch ärmer. Sicherlich gibt es auch den einen oder anderen Sinnspruch, der mittlerweile widerlegt ist, aber "Gut gekaut ist halb verdaut" ist und bleibt eine wichtige Aussage.

Die Aspekte, die hier hineinspielen, sind sehr vielfältig. Dazu gehört natürlich der ursprüngliche Sinn. Die Verdauung von Speisen beginnt bereits im Mund mit einer guten Zerkleinerung und der Durchmischung mit Speichel. Die ersten Bestandteile werden aufgespalten und für den menschlichen Körper nutzbar gemacht. Alles ca. 30 mal zu kauen, gilt als allgemeine Empfehlung.

Das ist aber nicht der einzige Pluspunkt. Jeden Bissen 30 mal zu kauen, entschleunigt auch den gesamten Essvorgang, was der Verdauung und der Gesundheit ebenfalls nützlich ist. Das Sättigungsgefühl stellt sich bereits während des Essens ein. Ungeübte Esser "schaffen" auch nicht mehr so viel zu essen, die Kaumuskeln erlahmen genauso wie der Elan der Nahrungsaufnahme.

Letztendlich bringt uns das gute Kauen auch von ganz allein zu gesünderem und natürlicherem Essen. Wer schon mal versucht hat, eine Industrienahrung so lange im Mund über die Geschmackspapillen gleiten zu lassen, wird schnell über die einheitlichen, gleichförmigen Empfindungen stolpern (um es mal sehr positiv zu formulieren). Es macht einfach keinen Spaß, sowas lange zu genießen. Wer aber mal das Fertiggericht dort lässt, wo es hingehört (im Laden) und sich selbst an etwas natürlich leckeres wagt, wird die vielfältigen erspür- und erlebbaren Nuancen auf der Zunge genießen können, was Spaß und Freude bringt und süchtig nach mehr macht, im positivsten Wortsinne.

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Manchmal, also, eigentlich öfters, oder sagen wir so: Wenn ich beim wöchentlichen Einkauf dran gedacht habe, mir einen kleinen Vorrat mitzubringen, trinke ich morgens gern mal ein Milchmischgetränk mit Kaffee, so wie es von verschiedenen Anbietern mit verschiedenen Namen und Geschmäckern und noch verschiedeneren Preisen angeboten wird.

Nun habe ich am letzten Samstag ein entsprechendes Angebot in Bio-Qualität entdeckt, dass ich natürlich ausprobieren wollte. Kurz zusammengefasst: Der Geschmackstest geriet zum Reinfall. Wobei nicht nur der Geschmack, sondern das ganze Mundgefühl negativ auffielen. Der Blick auf die Zutatenliste bestätigte die Vermutung: Reismehl und teilweise Reisstärke. Wer mal Reismilch pur getrunken hat, weiß, was man dabei im Mund spürt.

Die Namen von derartigen Milchmischgetränken sind sicherlich auch diskussionswürdig. Wenn man von den Original-Bedeutungen der Begriffe Espresso, Cappuccino (= Espresso mit Milchschaumhaube) und Latte macchiatto (= heiße Milch mit Espresso und Milchschaumhaube) ausgeht, fragt man sich, was sich hinter "Latte Espresso", "Espresso Macchiatto" oder "Latte Cappuccino" verbirgt. Immerhin blieb dem Trinker bisher die Kombination mit "Expresso" erspart.

Was jetzt aber Reismehl und -stärke in den Bechern zu tun haben, erklären die Begrifflichkeiten auch nicht. Vermutlich sollen sie andere Bestandteile (wie Sahne) aus konventionellen Getränken funktionell ersetzen. Aber Konsequenz weist der Hersteller damit auch nicht aus, sind doch sowieso schon zwei Verdickungsmittel in den Getränken enthalten, die nicht biogeadelt sind, die dem Namen nach aber aus der Natur kommen könnten.

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Als ich heute abend nach Hause kam, schnubberte es recht lecker, als ich die Wohnungstür öffnete. Ich überlegte, was ich denn als letztes in der Küche zubereitet hatte, dass so riechen könnte ...

Der Duft erinnerte etwas an Mixed Pickles oder anderes säuerlich eingelegtes. Es fiel mir dann ein, dass ich dergleichen nicht zubereitet hatte ...

Ein Blick in den Kochraum erschrak mich dann doch etwas: Ein Regalbrett hatte sich von der Wand gelöst und die Sachen, die da drauf standen, verteilten sich auf einem Beistellschrank und dem Fußboden verteilt. Oliven in der Dose, Balsamico-Essig, Kakaodose, Ölflasche (leer) und so eine Flasche mit Öl, in das div. kleine Paprika eingelegt waren (weniger Würzung, mehr Zierde).

Letztere war die einzige, die sich zerbrochen auf dem Boden verteilte. Da freut sich der Putzmann. Öl einfangen, Scherben aufsammeln, ohne sich zu schneiden, was anderes kann ich mir als Sonntagnachtbeschäftigung auch nicht besseres vorstellen.