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Mit "Qualität zum super Preis!" wirbt gerade eine bekannte amerikanische Bouletteria und bringt Rabattmarken unter das Volk, über die man mal in aller Ruhe philosophieren kann. Zugegeben, normalerweise speise ich nicht mehr beim Schachtelwirt, mein letzter Besuch ist schon eine ganze Weile. Aber mit den aktuellen Angeboten geht es auch wieder völlig an meinen Bedürfnissen vorbei (was Tradition hat).

Wobei ich die Produkte nicht grundsätzlich in Frage stelle. Aus früheren Jahren geschult habe ich meine Erwartungen, wenn ich dort hin gehe. Aber was soll ich mit zwei 20er Packungen Chickennuggets? Erfreulich ist gegenüber früheren Rabattaktionen, dass der BigMac nicht mehr der meistangebotene Bürger ist. Royal TS, McDouble, McRip und FischMacFilet-O-Fish sind auch mit dabei.

Aber für einen überzeugten McDriver, der seinen Burger dann lieber zu Hause genießt, stelle ich die Frage, warum immer Softdrink und Pommes mit dabei sein müssen? Ersteres habe ich zu Hause billiger und die Pommes sind - bei allem Respekt - nur frisch wirklich genießbar. Bei gut besuchten und etwas weitläufigeren Filialen reicht schon die Platzsuche, um dies zu ändern. Einen Heimweg schaffen sie nicht.

Bleibt die Frage, wieso die Rabattangebote immer mit Softdrink und Pommes versaut werden. Denken wir positiv, scheinen diese beiden Produkte für die meisten Besucher im Restaurant "Zur Goldenen Möwe" irgendwie immer mit dazu zu gehören. Jetzt gibt es sie zum Burger mit nur geringem Aufschlag. Wahrscheinlicher ist, dass die beiden Dinger von der Kostenseite her so günstig sind, dass selbst für das aktuelle Lockangebot keine Verluste eingeplant werden müssen. Eher im Gegenteil.

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Wenn jemandem hauptsächlich Sachen erzählt werden, die er noch nicht kennt, wird ihm kein kalter Kaffee angeboten. Solche bildhaften Floskeln bringen gewisse Zusammenhänge pointiert auf den Punkt; sie beleben die Sprache. Wer seinem Gästen keinen kalten Kaffee anbietet, gilt gemeinhin als interessant und besuchenswert.

Es gibt aber eine kleine, aber feine Ausnahme, bei der es darum geht, wirklich kalten Kaffee zu servieren. Wobei, so ganz gutes gehobenes Benehmen ist es wohl doch nicht (vergleiche Sendereihe "Benimm im Trend" bei RundumGenuss auf NB-Radiotreff 88,0). Nach den allgemein üblichen Regeln des guten Benehmens schließt, wenn es denn noch ein Kaffeegetränk sein soll, höchstens ein Espresso oder Mokka ein gutes Menü ab. Weiterführende Verarbeitungen werden als unpassend angesehen. Man kann zwar in Neubrandenburg auch recht gut speisen, allerdings fällt mir momentan kein Restaurant auf einem Niveau ein, wo auf diese (wie andere) Etikette wirklich so viel Wert gelegt wird.

Hat das Hauptgericht noch Platz für ein kleines Dessert gelassen, verbinde ich das gern mit besagtem Kaffee und bestelle mir einen Eiskaffee. Ich wollte es schon zu einer kleinen privaten Tradition aufbauen, aber ich glaube, ich lasse das. So ein Eiskaffee scheint ein sehr kompliziertes Getränk zu sein. Etwas kalter Kaffee wird - ggf. etwas gesüßt - mit einer Kugel Vanilleeis, einer Sahnehaube, einem Strohhalm und einem langstieligen Löffel in einem schlanken Glas ergänzt und dem Gast kredenzt.

Dieser Tage aß ich gut in der dafür bekannten Neubrandenburger Mudder-Schulten-Stube, die anderen Mitgäste waren ebenfalls voll des Lobes, wenn man mal von ein paar zu stark angebräunten Bratkartoffelscheiben absieht. Der abschließend zu genießende Eiskaffee erwies sich allerdings als totaler Reinfall, wie ich ihn bisher nur in einer auf anderem Niveau arbeitenden Wohngebietsgaststätte erlebte (Wobei ich dort auch schon mal ein Getränk erhielt, dass den Namen Eiskaffee wirklich verdiente. Das ist aber schon eine Weile her.). Selbst, wenn kein kalter Kaffee vorrätig gewesen wäre, die Variante mit heißem Kaffee, der sich durch das Eis abkühlte, hatte ich ja auch schon mal; aber Pulvereiskaffee, der den Namen nur wegen Spuren löslichen Kaffees in Ansätzen verdient, ist der alten Bäckersfrau nicht würdig.

Es war wie beim klassischen Klischee eines italienischen Ristorante oder einer Pizzaria. Sie lag am Rande eines schicken kleines Marktplatzes, man saß draußen, nippte an seinem Getränk und genoss die Atmosphäre um sich herum. Es war ein Erzählen, Zuhören, Sehen und gesehen werden. Aus ihren Korbsesseln heraus hatten die Gäste einen Blick über die Menagerie auf dem mit kleinen Granitwürfeln gepflasterten Piazza und konnte auch genau cool und relaxt in Blickrichtung in die via dei negozi schauen. Der Wirt brachte die von der "Mama" in der Küche handgefertigte Pasta und der Gast schlemmte Ravioli salome crema di pomodoro oder Spagetti petto di pollo.

Es hätte soooo schön sein können. Nur leider befand sich der Platz nicht in Venedig, Napoli oder Rom, es war auch kein lauer Sommerabend und, ob eine echt italienische Mama in der Küche stand, war nicht zu überprüfen. Bei nüchterner Betrachtung entpuppte sich die Lokalität als Greifswalder Marktplatz, auf dem eine Dauerlauf-Aktion mit afrikanisch angehauchter Musikbeschallung stattfand. Die Korbsessel waren echt, man konnte gut über den Platz und durch die Lange Straße, die Einkaufsmeile der Hansestadt schauen, wenn nur nicht der lang anhaltende Dauerregen gewesen wäre.

Das Wetter schien sich auch auf das Essen und den Service zu legen. Der Beilagensalat war alt und so auf den Teller geworfen, dass habe ich selbst im Fastfoodrestaurant schon appetitlicher gesehen. Die Hähnchenbrust zu den Spaghetti kam ganz auf den Teller, der Lachs zu den Ravioli war vorher gesprengt. Nicht ins Gesamtbild passte, dass die eigentlichen Tellerinhalte gar nicht so schlecht schmeckten. Der Umsatz blieb allerdings dann doch auf unterstem Niveau, versäumte der Service doch beim Abräumen bzw. kurz danach, nach weiteren, durchaus vorhandenen Wünschen zu fragen. Das Fazit: Bei Regenwetter sollte man jedenfalls nicht mehr dort einkehren, ob es bei sonnigem Wetter besser läuft, man weiß es nicht.

Eine Restaurantkritik zu verfassen, ist gar nicht so einfach. Nicht umsonst gibt es nur wenige bekannte, große Restaurantkritiker, die das gut können (oder nur noch von dem Ruf leben, es mal gekonnt zu haben). Mit feiner Zunge wollen das Essen geschmeckt und die Getränke getrunken sein. Auch das Auge isst mit, was sich zum einen auf dem Teller und zum anderen am allgemeinen Ambiente abarbeiten darf. Eine eigene Kriterienliste, an der sich die Speiseneinnahmeeinrichtungen messen lassen müssen, sind sicher auch hilfreich. Erfahren sollte die Zunge auch sein, entweder, um dem Genuss vollendet nachspüren oder Fehler des Kochs oder Lieferanten erkennen zu können. Mein Dreh- und Angelpunkt ist das gute Essen auf dem Teller, seine Conveniencehaftigkeit (möglichst nicht), Aussehen, Frische, sinnvolle Verarbeitung u. ä. Achja, und einen guten Aufhänger für seine Geschichte braucht man auch.

Ein Familiengeburtstag brachte mich an eine hiesige Essensstätte, die ich bisher noch nicht auf meinem Schirm hatte. Vor vielen Jahren stand ich schon mal davor, allein die damalige Geschlossenheit zwang zur Weiterfahrt. Gerade aber für Gruppen scheint das Hotelrestaurant nicht unideal zu sein. Die Lage bot sowohl vor dem Haus als auch aus dem Gastraum  - zwei gläsernde Wände ermöglichen bei unpässlichem Wetter den Ausblick - einen ungewohnten Blick über Neubrandenburg einschließlich Tollensesee und -tal. Wir hatten ein wenig Glück; zwar war der Wind noch kühl und deswegen unangenehm, aber der herrliche Sonnenuntergang belohnte das Auge.

Apropos Sonne. Die beschien zuvor das Ambiente in und um den Raum der Feierlichkeit, in den sicher bis zu 30 Leute gemütlich hineinpassen. Für Wohlgefühl sorgte ein aufmerksamer Service, der sowohl Sonderwünsche als auch launige Bemerkungen aufnahm und trefflich reflektierte. Bei 20 Bestellungen á la carte kam die Küche dann zwar ein wenig an ihre Grenzen, die anwesende Kinderschar machte es aber sowieso beinahe unmöglich, dass alle gleichzeitig aßen.

Hatte man seinen Blick über Neubrandenburg gesättigt, kamen die näher liegenden Außenanlagen ins Blickfeld. Eine park- oder gartenähnliche Grilllandschaft inkl. Pavillon, ein großes Schachspiel oder auch Tischtennis und weiteres lassen den Platz für längere Feiern mit Bespaßungen für jung und alt. Bei der Vorstellung eines lauen Sommerabends, umweht vom aromatischen Odem gegrillten Schweins, in der Hand ein perfekt gekühlter Rosé und der Blick aus der Holzlaube über die Stadt, geht einem das Herz auf.  Vielleicht sollte man mal im Hotel Hellfeld nachfragen, ob die das dort selber machen oder ob man einfach nur die Einrichtung mietet und alles mitbringt.

oder: Wenn das Bäckchen das Filet streichelt.

Fangen wir doch mal - ganz unorthodox - mit dem negativen an. Es ist wunderschön, wenn eine gastliche Stätte, die nicht nur über einen Raum, sondern auch eine Terrasse verfügt, beides in Betrieb haben kann, um Besucher mit allerlei lukullischem zu verwöhnen. Wenn der sich aber immer mal wieder bemüßigt fühlt, durch den Gastraum zu staksen, und sei es nur, um an der gegenüberliegenden Seite zu wenden und wieder zurück zu gehen, kann es den einen oder anderen Gast beim Essen schon stören.

Apropos Essen: Das war dann doch von ausgesprochen guter Qualität und präsentierte sich in Form eines zarten Ochsenbäckchens in aromatischer Rotweinsoße sowie auf der gegenüberliegenden Tischseite als gebratenes Seehechtfilet mit Kartoffel-Spinat-Roulade als Sättigungsdreingabe. Die Ofentomaten mit Pestovignigrette oder das Bohnendreierlei passen zu ihren jeweiligen Gerichten. Am besten - wenn auch von einem etwas verliebten Koch, naja, es ist Frühling - war noch der Fisch, schienen alle anderen auf dem Tisch stehenden Leckerbissen bei der Zubereitung auf diesen gewartet zu haben.

Als Vorspeise gab es frischen, gemischten Salat an wohlschmeckendem Dressing, wobei sich bei der Preisbildung eine kleine Unlogik eingeschlichen haben könnte. Die Frage an den geneigten Leser wäre, welcher wohl der teurere wäre: der mit 3 Scheiben gebeiztem Lachs an Honig-Senf-Dill-Soße oder der mit sechs frisch gebratenen Großgarnelen auf einem cremig-würzigen Frischkäseklecks (jede Meeresfrucht hatte ihren eigenen). Die rhetorische Frage unterstellt, was wir bereits vermuten.

Da Vorspeise und Hauptgericht so dimensioniert waren, dass noch das Dessert den Platz in der Genießer Bäuche fand, verschwanden dort noch zum allgemeinen Wohlgefallen ein erfrischendes Joghurtmousse mit einer Kugel Kirscheis (auf der Karte stand zwar Erdbeereis, aber das Kirscheis war mir letztendlich lieber) und eine ähnlich, dort aber laut Plan kirscheisaufgepeppte Créme Brülée aus Glas und Schale.

Ein Wort noch zum Service: zu viel. Was nicht heißen soll, dass er aufdringlich gewesen wäre. Das Maß der Aufmerksam- und Umsichtigkeit war sehr in Ordnung, auch wenn man den Eindruck nicht los wurde, in einem Lehrausbildungsbetrieb zu sein, was aber nichts negatives heißen soll. Aber wenn sich im Verlauf des Essens vier Servicekräfte um einen kümmern, von denen die späteren nicht wissen, was die vorher bedienenden als Bestellung aufgenommen haben, passt das nicht ganz in das an sonsten sehr ordentliche Bild.

Zusammenfassend kann man sagen, dass ich zum einen nicht das erste Mal im Stolper Fährkrug gut gegessen habe und es auch nicht das letzte Mal gewesen sein wird. An einem lauen Sommerabend kann ich mir auch und vor allem die Terrasse mit Blick über die vorbeifließende Peene als sehr gemütlichen Verweilort vorstellen, in der Hoffnung, die Stolper haben eine gute Patentlösung gegen die dann sicher vielzählig vorbeikommenden Mücken.

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"Dass ich das noch erleben durfte!" - Diesen Ausruf hört man heutzutage vermutlich immer seltener, sind doch Überraschungen weitgehend weggeplant oder werden einfach nicht mehr erwartet. Unlängst lag er mir dann aber doch mal wieder auf der Zunge, weil anderes eben nicht in der erwarteten Qualität über die selbige ging oder vorher in den Fokus des Augenlichtes gelangte. Aber, wenn man eine gewohnte Selbstverständlichkeit plötzlich in einer Form wiederfindet, die man seit Ewigkeiten für ausgestorben hält, dann sei der innerliche Ausruf gestattet.

Nach einem Essen nimmt der wohlmeinende Genießer gern noch ein italienisches Heißgetränk zu sich. In Perfektion guten Benehmens ist das ein Espresso - oder auch ein doppelter. Da mir der im allgemeinen dann doch etwas zu kräftig ist, wähle ich als Alternative zum gar nicht kniggegemäßen Latte Macchiato, den ich zu gern trinke, einen Cappuccino, um das Mahl zu vollenden. Was kommt aber auf den Tisch?

Wenn wir uns von Italien aus in nördliche Richtung bewegen, kommen wir zu einer anderen große  Kaffeetrinkernation, deren Wiener Kaffeehauskultur maß- und normgebend war und ist. Viele italienische Klassiker haben ihren Ursprung in Wien, oder zumindest ein Pendant. Das Getränk vor mir auf dem Tisch war allerdings für einen Kapuziner etwas groß, mit etwas guten Willen ließ er sich als Einspänner identifizieren. Oder böse: deutscher Kapputschino (Schlagsahnehaube auf Filterkaffee).

Eine Gaststätte, die an 6 Tagen die Woche von 11 bis 23 Uhr geöffnet hat (und dementsprechend auch zur Kaffeezeit) sollte sich an den neuen Trends, die so neu ja auch nicht mehr sind, orientieren und sich eine gute Kaffeemaschine zulegen, mit der man die italienischen Anreger einfach und schnell zubereiten kann. Oder macht die Lage in einem seniorendominierten Wohngebiet ohne viel Laufkundschaft den echten Cappuccino zu einem exotischen und selten nachgefragten Getränk? Das liegt nahe, wurde doch ein ebenfalls am Tisch bestellter Espresso in einer normalen Kaffeetasse geliefert.

Nun könnte man meinen, das ganze lag an einem eher unfähigen Service. Mitnichten! Ich weiß nicht, ob es am Wetter lag oder doch immer so ist, aber der Service war sehr aufmerksam und richtig gut drauf, wenn auch etwas gestresst, war man im Haus wohl etwas unterbesetzt. Aber das wurde mit Humor genommen und entsprechend goutiert. Die technischen Möglichkeiten waren/sind dann aber doch etwas beschränkt. Ich erinnere mich, dass vor längerer Zeit mein Wunsch nach einem Eiskaffee (stand auf der Eiskarte) mit einem kalten Pulver-In-Milch-Abklatsch abgegolten wurde.

Nun habe ich noch gar nichts über das Essen geschrieben, immerhin beschreibe ich hier kein Kaffeehaus, sondern eine Gaststätte. Die Speisekarte wartet mit einer angenehmen Vielfalt an Atzung auf. Kundenwünschen wird gern entsprochen und bereitwillig darauf eingegangen (ich erwähnte wohl schon, dass der Service gut ist), Beilagenumstellungen oder Seniorenportionen sind möglich. Aber es bedarf schon eines gewissen Könnens, ein Lachsfilet trocken zu braten oder Pommes zu übersalzen. Im großen und ganzen entspricht die Qualität auf dem Teller aber dem preislichen Niveau auf der Karte, das sich wiederum an den finanziellen Möglichkeiten im Einzugsgebiet orientiert. Dem engagierten Team der Gaststätte "Zur Elster" wird es schwer fallen, mehr als eine Wohngebietsgaststätte zu werden, diese Aufgabe aber gut erfüllen.

P.S.: Wer mal besonders viele "Oh"-Ausrufe mit einer überrascht-überwältigt-kapitulierender Betonung hören möchte, dem sei die Gaststätte sehr empfohlen, vor allem, wenn Gäste anwesend sind, die noch nicht zum Essen im Hause waren. Die präsentierten Portionen sind ungesund groß, anscheinend verdient der Wirt an den Desserts kein Geld, wenn er sie nicht verkaufen möchte.

Eine niveauvolle Gastwirtschaft vernünftig zu betreiben, so dass nicht nur die eigenen Ansprüche sondern auch die der Gästze erfüllt werden, ist nicht jedermann gegeben. Aber es gibt viele Hilfsmittel und Möglichkeiten, der Tätigkeit rund um die Bewirtung und Unterhaltung eine Struktur zu geben, so dass der Wirt Höchstleistungen vollbringen kann und die Gäste glücklich und satt am späten Abend gehen und am besten am nächsten Tag gleich wiederkommen.

Und so kommt es immer wieder neuen Formen der Organisation eines Restaurants. Klassisch natürlich die in sich geschlossene Küche mit ihren Arbeitsbereichen, der Gastraum, teilweise ergänzt durch eine Bar, und für das gute Wetter vielleicht auch noch eine Terrasse. Zur vollständigen Ausstattung gehören dann auch noch die sanitären Einrichtungen. Je nach Platzangebot im umhüllenden Gebäude kann es hier zu durchaus kurios zu nennenden Situationen kommen: Sanitärräume auf der anderen Wegseite, Küche eine oder mehrere Etagen unter dem Gastraum, mehrere Gasträume oder Restaurants, die aus der gleichen Küche bedient werden, Klo im Keller, offene Küche direkt im Gastraum usw. usf. Die Kunst des jeweiligen Betreibers ist es, die Servicefunktionen richtig zu beschriften, dass es zu keinen Irritationen kommt. Verwendete Abkürzungen sollten da eindeutig und allgemein gängig sein. Anglizismen oder denglische Ausdrücke sind zu überlegen.

Das hier zu besprechende Esserlebnis brachte gerade auf dem erwähntem Gebiet neue Erkenntnisse. Kommen wir aber erstmal zum wesentlichen: zum Essen. Salopp zusammengefasst lässt sich sagen: Es gab Fleisch. Das ist bei einem Steakhaus als üblich anzusehen. Die Größe des Gastraums ließ die Strategie des Kochs, eher weniger steakfähige Fleischsorten, dafür aber gute und gut zu vollendende, auf die Karte zu setzen, zumindest sinnvoll erscheinen. So fehlen exotische und damit meist auch nicht gut gehende Fleischsorten auf der Karte. Die verschiedenen Teile vom Rind, vom Schwein und vom Huhn kommen in einer sehr guter Qualität auf den Tisch, der man auch die sehr gute Rohware noch nachspüren kann. Wer selbst schon mal ein Entrecôte oder ein Rib Eye Steak vom Discounter - sowas gibt es manchmal wirklich - in der eigenen Küche zubereitet hat, der weiß, dass spätestens das Fettauge geschmacklich nach hinten losgehen und bei billligen Industrierindern gern mal talgig oder noch schlimmer schmecken kann.

Nicht so im erwähnten Steakhaus. Das Fleisch, dass die Essgesellschaft auf ihren Tellern hatte, fand allgemein Anerkennung. Die Beilagen, die im Baukastensystem jeweils zum Fleischstück dazu gewählt werden, boten auch kaum Anlass zur Kritik, wenn man mal von einer durch den Service "geografisch" falsch zugeordneten Soße absieht, die irgendwie ihren Empfänger dadurch nicht erreichte, aber nur kurz vermisst wurde.

Wobei wir damit beim Thema Service wären. Das gute Bild, dass durch die richtige Dosis Aufmerksamkeit und Beflissenheit aufgebaut wurde, bekam zwischendurch ein paar kleine Fehlstellen, die zum sonstigen höheren Niveau des Hauses nicht ganz passen wollen. Nicht wissen könnend, was kommende Gäste alles zu sich nehmen werden, waren die Plätze mit jeweils einer Gabel und einem Messer eingedeckt. Die Frage stellt sich, wie der Service mit der Situation umgeht, wenn ein Gast eine Vorspeise nimmt. Variante 1 wäre, ein passendes Vorspeisenbesteck "mitzuliefern" oder vor der Vorspeise nachzulegen. Da das nicht passierte, wurde Variante 2 umgesetzt. Der Gast nahm zur Vorspeise das bereitliegende Besteck und für das Hauptgericht kommt dann ein neues. Aber bitte nicht vom nebenstehenden, nicht genutzten, aber eingedeckten Tisch.

Der Service kommt übrigens mit den vollen Tellern immer aus einer Tür, die abgekürzt beschriftet ist, was vermutlich - ganz denglisch - Wirtschaftscenter heißt. Mit etwas Phantasie käme ich auch noch auf "well cooking", was dann gutes Kochen heißen sollte. Da die Sprache der Küche ja eher das französische ist, versuche ich es mal mit "wallon cuisine", bezogen auf die Küche der Wallonie, die für ihre Fleischzubereitungen auf dem Grill so berühmt ist. Aber alle Spekulation hilft nichts, das "WC" an der Tür, aus der der Service mit dem guten Essen kommt, heißt doch water closet und bringt doch komische Gedanken mit sich. Da sollten die Betreiber des Cayenne noch dran arbeiten.

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Schnell serviert und schnell gegessen, das sollte man mit Gerichten tun, die Kiwi und Milchprodukte kombinieren. Vor allem im Dessertbereich kann sowas passieren. Aber der Fruchtzauber, der mein heutiges Abendbrot sahnig krönte, war geschickt zusammengestellt. Die bunt zuckerbestreuselte Sprühsahne konnte die drei Eiskugeln darunter nur schwer ergänzen, deren eine Kugel, ein sehr leckeres aromatisches exotisches Fruchtsorbet, menüabschließend das Mahl vollendete. Darunter fand sich, abgetrennt durch eine Schicht Melonenstückchen die Kiwijulienne. So konnte nichts passieren, keine Bitternis trübte den Genuss.

Aber zäumen wir nicht das Pferd von hinten auf. Ein kleiner Tagesausflug durch die süd-mecklenburg-vorpommersche und nordbrandenburgische Landschaft mit kleinen Abschweifungen in die (Ost-)Vergangenheit zweier mittlerweile Anfangvierziger und der Beobachtung durch einen gegenwärtigen (West-)Endteen brachte drei hungrige Mägen ins Seehotel Heidehof in Klein Nemerow.  Man hört ja mittlerweile viel gutes aus der Einrichtung. Die Speisekarte erweist sich als übersichtlich, was die Auswahl der Gerichte trotzdem nicht vereinfacht. Auf der Webseite des Hauses gibt es Auszüge aus der Karte zu sehen. Da wünscht man sich ggf. volle Information und Aktualität.

Denn: Das Essen lohnt den Ausflug allemal. Der Hirsch war rosa, zart und saftig, die Kräutersaitlinge auf dem Punkt und das Kartoffel-Pastinaken-Püree eine Sünde wert (Hauptsache, Frank liest das hier nicht). Die Vorsuppe war ein Gedicht mit Biss, die Einlage brachte eine willkommene knackige Note hinein. So beendete ein beinahe vollkommenes Mahl, finalisiert mit fach- und sachgerechten Espressi und Cappuccini, einen ereignis- und erinnerungsreichen Tag.

Wieso kam im letzten Satz das Wort "beinahe" vor? Der Facebookseite entnehme ich, dass das Restaurant gerade erst aus einem Betriebsurlaub erwacht ist. Ich vermute mal, dass in der Zeit die Heizung in den Räumen nach unten geregelt war, so dass alles im Haus etwas auskühlte. Das betraf vor allem auch die Teller, was zur Folge hatte, dass alles, was heiß auf dem Tisch zu sein hatte, zwar mundgerecht temperiert war, aber auch gern einen Hauch wärmer hätte sein können. Da machte sich der lange Weg von der Küche zum Gast doch bemerkbar, auch wenn er vom Restaurantleiter gekonnt und zügig zurückgelegt wurde. Aber es war auch ein kühler Abend, in den nächsten Wochen und Monaten wird es draußen auch wärmer.

P.S.: Ein technischer Gedanke zum Schluss. Das oben verwendete Wort Kiwijulienne kann die Rechtschreibüberprüfung meines Browsers nicht, ein Rechtsklick auf das Wort Ejakulieren als alternativen Wortvorschlag. Nur mal so. 😉

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"Wie fanden Sie das Steak", fragte der Ober. Darauf der Gast: "Als ich das Spinatblatt anhob, lag es darunter."

Die "französische Küche" hat einen gewissen Ruf. Große Teller, weniges, aber leckeres drauf. "Das Essen ist sehr übersichtlich angeordnet" hat mal irgendwer dazu gesagt. Aber dazu gibt es dann fünf, sieben oder noch mehr Gänge. Kulinarische Kunst auf höchstem Niveau, wenn man das mal so nennen darf.

Küchen, die sich an dem Beispiel orientieren, findet man selten. Wobei die Speisekarten hiesiger Gaststätten in ihrer Aufteilung noch entsprechende Referenzen aufweisen. Die Gliederung in Vorspeisen, Salate, Kleinigkeiten, Suppen, Hauptgerichte (nach der Hauptzutat sortiert) und Desserts ist nicht ohne Vorbild.

Machen wir ein Gedankenexperiment. Erinnert Euch an Eure Restaurantsbesuche der letzten Zeit und an die Speisen, die Ihr oder Eure Mitesser zu sich genommen haben. Schwerpunkt ist hier nicht unbedingt die Qualität, sondern die Menge der Speise. Und nun stellt Euch vor, ihr würdet ein klassisches Menü, wie wir es zum Beispiel vom "Dinner for one" kennen, anhand der Speisekarten und Portionen selbst zusammenstellen: Suppe, Fisch, Geflügel, Dessert (im Original: Mulligatawny-Suppe, Nordsee-Schellfisch, Hühnchen und Früchte). Da wird im Abschluss das Mintplättchen zum Tropfen, der das Fass zum Platzen bringt.

Spätestens nach dem Fisch wären wir doch schon satt. Es scheint doch so, als ob Wirte hauptsächlich mit der Menge der auf den Teller gehäuften Speise Eindruck schinden wollen. Natürlich könnten man jetzt einwenden, dass man ja nicht alles aufzuessen braucht, aber bei Resten auf dem Teller wird man auch komisch von den Bedienungen angesehen.

Ein Wirt, nach der Größe der Portionen befragt, meinte, dass er ja sicher gehen will, dass die Gäste auch satt werden. Verfolgt er damit die richtige Philosophie? Sicherlich soll niemand hungrig ein Restaurant verlassen. Aber warum reagiert kein Service und keine Küche, wenn aus der Bestellung ersichtlich ist, dass sich der Gast ein Menü zusammengestellt hat? Alles gibt es in den Standardportionsgrößen, die für mehr als zwei Gänge eigentlich keinen Platz lassen. Selbst wenn der Gast nur ein Essen bestellt und danach pappsatt ist, stellt sich die Frage, warum es dann in der Gaststätte eine Dessert- oder Eiskarte gibt und diese im Anschluss auch noch angeboten wird. Das ist zynisch!

Auf dem aktuellen Preisniveau der regionalen Gastronomie ist eine Portionsverkleinerung auf zwei Drittel der jetzigen Größe und Preisanpassung durchaus gerechtfertigt und akzeptabel, ggf. sollten die Köche einfach mal überlegen, ob es die Gerichte vertragen, die "Sättigungsbeilage" wegzulassen bzw. auf ein Minimum zu reduzieren. Glückliche Gäste, die sich dann noch ein Dessert bestellen können, und damit steigende Umsätze, sollten nicht lange auf sich warten lassen.

Da sitzt man als Kulinariker vor seinem Rechner, eine weiße Eingabefläche vor den Augen und die Hände auf der Tastatur. Griffbereit stehen ein Supreme des Pyrénées - ein in Häppchen geteilter französischer Schnittkäse aus Kuhmilch und Schafsahne - sowie ein Glas Rotwein, ein wohltemperierter 2008er Montepulciano d’Abruzzo aus Italien. Was fehlt, ist eine Idee für den Einstieg in eine Kolumne über Neubrandenburgs höhere Gastronomie.

Aber da geht das Problem schon los, der morgige Kater wird schon auf die Zeit des Genusses vorgezogen, bei dem Versuch der Definition einer "höheren Küche". Legt man internationale Maßstäbe an, kann man grob pauschalisierend sagen, dass dieser Schriftbeitrag überflüssig ist. Vielleicht habe ich was übersehen, fündig geworden bin ich bisher nicht. Ein Restaurant mit wechselnden, in sich stimmigen Mehrgänge-Menüs und mit einem Lieferanten, der der Bauer aus der Region ist, würde einen der Idealfälle darstellen.

Es gibt aber eine Reihe "besserer" Restaurants in der Stadt, die sich von den einfachen schon etwas abheben. Es fällt schwer, hier Namen zu nennen, es soll ja auch keiner vergessen oder vor den Kopf gestoßen werden. Dem Ruf nach und teilweise auch durch eigenes Erleben würde ich nennen: Zur Lohmühle, Mudder Schulten Stube, Berlin. In den ambitionierten Küchen und auf den adäquaten Speisekarten findet man leckere Atzung, aber immer scheint doch ein Schuss Fertignahrung mit dabei zu sein. Im besten Fall ist es selbst hergestelltes Convenience, er ist aber selten. Meist zeichnet doch die eine oder andere einschlägige Firma der Nahrungsmittelindustrie dafür verantwortlich. Schwerpunkt sind hier die (Sättigungs-)Beilagen, aber auch manches Wildgericht habe ich aus einer Dose schon mal besser gegessen. Hier stolpern selbst die guten über ihre zu umfangreichen Menüangebote. Der Tipp: Der potenzielle Esser sollte sich weniger auf die Standard-Speisekarte, sondern auf das meist etwas schmucklosere Papier der Sonderkarte richten. Ignoriert man die Sattmacher - was unter Umständen auch gut für die Figur ist - und schlemmt in den Hauptbestandteilen, zeigen sich die hohen Fähigkeiten der Köchinnen und Köche.

Warum gibt es kein wirklich gehobene Gastronomie in Neubrandenburg? Warum gibt es kein Restaurant, dass komplett auf Convenience, auf (industriell) vorgefertige Speisen oder Bestandteile verzichtet? Warum wird Klasse noch immer über Masse (auf dem Teller) versucht, was aber scheitert? (Zur letzten Frage muss ich mich bei Gelegenheit nochmal ausführlicher äußern, aber das nur nebenher.) Sollte es doch die fehlende Zahlungswilligkeit hiesiger Kundschaft sein, die sowas nicht ermöglicht? Wenn alles auf dem Teller frisch zubereitet sein soll, ist natürlich ein Fleischgericht für 10 Euro oder ein Fischgericht für 12 Euro schwierig herzustellen. Die pekuniäre Leidensfähigkeit des hiesigen kulinarischen Publikums scheint bei 18, höchstens 20 Euro pro Teller erschöpft zu sein, was für Haute cuisine eben nicht ausreicht.

Schade. Aber wir dürfen froh sein, dass es in der touristisch hochwertiger erschlossenen Umgebung Neubrandenburgs durchaus ein paar Lichtblicke gibt, wenn man auch ein oder zwei Autostunden investieren muss. Der Schreiber dieser Zeilen fährt aber jetzt, zum Abschluss dieser Kolumne, sowieso nirgendwo mehr hin. Der Käse ist genossen, die Flasche Rotwein geht zur Neige, eine gewisse Bettschwere macht sich breit (man beachte die Schreibuhrzeit dieses Artikels oben neben der Überschrift). Apropos Käse und Rotwein. Wohlklingende Namen sind ihnen inne, was verbarg, dass ihre Quellen ein Discounter und ein Supermarkt waren. Sie waren auch "nicht schlecht", wirklich gut ist aber wohl was anderes. Aber zu viel kosten darf es ja auch nicht.