Seit einige Zeit gibt es hier auf der Seite die Rubrik "MwEuDwd - Martin war essen und Dirk war dabei", die sich aus der Radiosendung speist, aber in guter Tradition steht zu den Restaurantkritiken, die hier auch schon vorher veröffentlicht wurden. Sicher gibt es bei einem solchen Thema viele Subjektivitäten, aber man kann da durchaus auch ein paar objektive Kriterien festmachen, an denen man sich entlang hangeln kann. Und da die Rubrik, wie die Statistik zeigt, Interesse beim Leser hervorruft, schauen wir mal hinter die Kulissen.
Von den Regeln des menschlichen Miteinander und den gesellschaftlichen Gepflogenheiten kann man ausgehen, um Sauberkeit, Höflichkeit, Ordnung und dergleichen zu bewerten. Das stellt eine beinahe nicht erwähnenswerte Basis - weil selbstverständlich - dar. Ausreißer nach oben und unten können natürlich trotzdem gewürdigt werden. Der Blick ins Klo sollte auch hier nie ein Griff in selbiges sein. Saubere Tischtextilien, sauberes Besteck und Geschirr sollten ebenfalls zu den Selbstverständlichkeiten gehören.
Der Service. In einem Restaurant und in einer Gaststätte beinahe genauso wichtig wie das Essen. Wer beim abschließenden Espresso noch weiß, welche Variante welcher Gast bestellt hat und ihn ohne Nachfrage richtig serviert, hat schon einen dicken Stapel Pluspunkte. Desgleichen beim Aufteilen der Rechnung. Sehr gute Servicekräfte haben das im Kopf, gute ein System auf ihren Notizzetteln. Leere Gläser sollten selbstständig bemerkt werden, nicht nur bei den alkoholischen Getränken. Dezente Aufmerksamkeit dem Gast gegenüber sollte selbstverständlich sein. Manchmal lebt der Charakter eines Hauses auch von der Originalität des Service, das ist auch nicht schlimm. Aber hier macht auch die Dosis das Gift. Aber ein guter Service erkennt, wie weit er gehen kann. Originell kann man aber nur dann sein, wenn die Basisarbeit stimmt.
Das Essen. Frisch zubereitet aus frischen Zutaten. So wenig wie möglich (Industrie-)Convenience, nur im Restaurant selbst hergestelltes ist gut. Selbst bei den eigentlich überflüssigen Sättigungsbeilagen muss es nicht sein. Apropos satt: Die Portionsgröße spielt bei der Bewertung auch eine Rolle. Hier gilt ebenso: Die Dosis machts. Portionen, die garantiert jeden satt machen (mit Sicherheitsreserve) führen zur Negativbewertung. Überdimensionierte Hauptgerichte und leere Dessertkarten sprechen Bände. Außerdem: Qualität hat ihren Preis. Das heißt nicht, dass jedes gute Essen auch teuer sein muss. Regionales Essen nach der Saison ist preislich nicht zu schlagen. Aber ein Schnitzel unter 10 Euro kann nur Industrieware sein, für den Preis bekommt man es nicht durch einen Koch geschnitten, mehliert, durch Ei und Semmelbrösel gezogen sowie in Butterschmalz gebacken.
Man geht schließlich essen, um die Kochkunst der Küche zu genießen. Tiefgekühltes aufwärmen könnte ich auch zu Hause.